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Metallgesellschaft kauft wieder ein

■ Um 70 Prozent hat die MG ihren Gewinn gesteigert. Vorstandschef Neukirchen hat den Mischkonzern nach den Spekulationsgeschäften seines Vorgängers Schimmelbusch entrümpelt und kauft selbst groß ein

Frankfurt/Main (taz) – Heinz Schimmelbusch ist seit dem Wochenende wieder fein raus. Vor vier Jahren hatte er als damaliger Vorstandsvorsitzender der Metallgesellschaft den Konzern zwar mit spekulativen Öltermingeschäften in den USA fast in den Ruin getrieben. Im Dezember 1993 mußte es deswegen seinen Sessel räumen. Der Aufsichtsrat hatte Schimmelbusch – ehemals Manager des Jahres – als den Hauptverantwortlichen für die existenzielle Krise der Holding geoutet. Nun kann er 1,5 Millionen Mark an entgangenem Gehalt einstreichen. Seine Pensionsansprüche von rund 350.000 Mark im Jahr ab dem 62. Lebensjahr behält er außerdem.

Mit diesem Vergleich habe man Schaden vom Unternehmen abwenden wollen, sagte Kajo Neukirchen, jetziger Vorstandsvorsitzender der Metallgesellschaft (MG), gestern auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Und ein Schaden für den Konzern wäre es unzweifelhaft gewesen, wenn weiter negative Presseberichte über die Klagen und Gegenklagen zwischen Schimmelbusch und der MG und den sich daraus ergebenden Prozessen erschienen wären. Das Thema sei jetzt beendet. Auch deshalb, weil sich die neue MG im Schiedsverfahren in den USA auch gegen den früheren Chefölhändler Arthur Benson durchgesetzt habe. Benson hatte die MG mit einer Milliardenklage überzogen. Alles wieder bestens bei der MG, suggerierte Neukirchen.

Auch wenn in den Jahren der Konsolidierung des Unternehmens nach den Milliardenverlusten von 1992/93 ein paar tausend Beschäftigte der diversen Tochtergesellschaften auf der Strecke geblieben sind. Der Laden brummt wieder. Die Strategie von Neukirchen, den Konzern auf die Kerngeschäfte Anlagenbau, Handel, Chemie und Bautechnik zu konzentrieren, scheint aufgegangen zu sein. Das Konzernergebnis vor Steuern wuchs im Verhältnis zum Geschäftsjahr 1994/95 um 70 Prozent auf 292 Millionen Mark.

Dabei sind die Umsätze durch den Verkauf von Tochterunternehmen des Mischkonzerns von 17,6 Milliarden auf 15,8 Milliarden Mark gesunken. So hat hat die Metallgesellschaft etwa die Metallbank an die Schmidt Bank verkauft. Verkauft wurden auch die Rheinische Zinkgesellschaft und die Jewometaal Gruppe (Chemiehandel). Und den Handel mit Öl und Ölprodukten der MG Corporation USA hat Neukirchen komplett eingestellt. Die MG USA fungiere lediglich noch als Holding für die Aktivitäten der Teilkonzerne der MG in Nordamerika und konzentriere sich ansonsten auf das Erdgasgeschäft.

Ihren gewaltigen Schuldenberg im Inland konnte die Metallgesellschaft bis auf 466 Millionen Mark abbauen. Und so hat Kajo Neukirchen auch schon wieder kräftig eingekauft. Die Metallgesellschaft- Tochter Dynamit Nobel kaufte von der Hoechst AG die Ceram Tec AG und zählt damit zu den weltweit führenden Herstellern von Struktur- und Funktionskeramik. Ein weiterer Großeinkauf steht bevor. Neukirchen will das 49,99prozentige Paket erwerben, das die BHF-Bank noch an der Aktiengesellschaft für Industrie- und Verkehrswesen (Agiv) hält. Dann könnte die Metallgesellschaft sogar wieder einen neuen Kernbereich eröffenen: Meß- und Regeltechnik. Klaus-Peter Klingelschmitt

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