„Für die Menschen am Hafen“

■ Heidi Kabel, Hamburgs populärste Schauspielerin, klagt den Senat an und sorgt sich um die Zukunft des Stadtteils St. Pauli

taz: Auch Sie haben öffentlich gegen die Schließung des Hafenkrankenhauses protestiert. Was halten Sie von der Besetzung?

Heidi Kabel: Ganz großartig. Jetzt muß die hohe Politik auch mal zur Kenntnis nehmen, was die Menschen eigentlich wollen. Man kann nicht immer schnöselig über ihre Köpfe hinweg bestimmen.

Der Senat sagt, Notfälle könnten auch in anderen Krankenhäusern behandelt werden.

Die haben sie doch erst gebaut, die war'n doch gar nich' nötig. Das Hafenkrankenhaus war zuerst da. Für die Menschen am Hafen, auf den Werften, auf St. Pauli. Und deshalb war es auch immer gut ausgebucht.

Im Hafen wird aber immer weniger gearbeitet.

Na, so wenig nun auch wieder nich'. Und es kann ja auch mal wieder 'n Aufschwung kommen.

Glauben Sie, daß eine Schließung dieses Hauses auch Folgen für den ganzen Stadtteil haben würde?

Ja, bestimmt. Früher war St. Pauli mal ein wunderschönes Amüsierviertel. Da konnte jeder hingehen.

Und jetzt nicht mehr?

Nee, nun ist es, glaube ich, fest in ausländischer Hand. St. Pauli ist schmierig geworden. Da hätten die Politiker besser aufpassen müssen.

Das Schmidt-Theater oder das Tivoli sind immerhin als neue Theater hinzugekommen.

Ein schöner Anfang. Aber dabei ist es geblieben. Leider.

Was hätte man tun können?

Das weiß ich nich'. Ich bin kein Politiker. Aber vielleicht gute Lokale, wo man auch als einfacher Bürger hingehen kann, nicht nur solche, wo einem das Fell über die Ohren gezogen wird.

Aber es wird heftig gebaut.

Klotzige Bürobauten, ja. Aber die stehen bestimmt auch wieder halb leer, wenn sie fertig sind. Für die Menschen und das Flair im Stadtteil gibt's nix.

Werden Sie sich selbst an den Protesten beteiligen?

Ich kann leider nich', weil ich auf Tournee geh' und meinen Text lernen muß.

Haben Sie eine Idee, was aus dem Stadtteil werden soll, wenn das Hafenkrankenhaus doch geschlossen wird?

Wir brauchen eine andere Politik. Für normale Menschen, nech. Interview: Jan Feddersen