: Nachwuchs und Top-Manager
■ Das „II. Programm“ des Ernst Deutsch Theaters ist ein Forum für junge Dramatiker
Am Anfang stand eine ebenso schlichte wie einleuchtende Frage: Was sollen die Theater von morgen spielen, wenn sie den Dramatikern von heute keine Chance geben? „Lebendige Theaterarbeit kann nicht nur bedeuten, dem Publikum zu zeigen, wie Regisseure heute mit Stücken von gestern umgehen. Man muß auch Fragen, was jetzt Thema ist“, sagt Isabella Vértes-Schütter, das sei ihr schon beim Antritt ihrer Intendanz am Ernst Deutsch Theater klar gewesen. In erster Linie wird in dem Theater an der Mundsburg ein biederes Abonnementspublikum bedient, da das Privattheater auf eine Auslastung von siebzig Prozentz angewiesen ist. Daneben aber etablierte die junge Intendantin 1992 das „II. Programm“, ein Forum für junge zeitgenössische deutsche Dramatiker.
Der ursprüngliche Wunsch war, für dieses Programm eine Studiobühne einzurichten. Doch nach einer mäßig und einer sehr erfolgreichen Uraufführung - die vom Ernst Deutsch Theater entdeckte Dea Loher wurde nach der Inszenierung von Olgas Raum im „II. Programm“ in den Verlag der Autoren aufgenommen und von Theater Heute zur Nachwuchsautorin des Jahres gewählt - mußte das „II. Programm“ 1994 wegen einschneidender Subventionskürzungen ausgesetzt werden. Erst das finanzielle Engagement von zwei „Unterstützern“ machte eine neue Uraufführung möglich: Vom 18. - 23. Februar wird Peter Buchholz' Grundehrliche Zeiten gezeigt. Vértes-Schütter betont, daß Dr. Michael Otto und die Zeit-Stiftung als Mäzenen, nicht als Sponsoren auftreten. Sie trügen die Produktionskosten von 120.000 DM und böten damit einen vom Nachwuchs dringend benötigten „geschützten Raum“ ohne jede Gegenleistung.
Der 1951 geborene Peter Buchholz hat sich bereits als Theater- und Filmschauspieler einen Namen gemacht. Auch als Fernseh- und Hörfunkautor hat er bereits gearbeitet; Grundehrliche Zeiten ist nun sein erstes Bühnenstück. Yves Jansen wird das Drama über die Welt der Top-Manager inszenieren, von der Isabella Vértes-Schütter überraschenderweise behauptet, daß sie uns alle angeht.
Christiane Kühl
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