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Der Anstifter der Brandstifter

■ Der Blumenhändler von Dolgenbrodt gibt zu: Ich habe Geld an den Brandstifter des Asylbewerberheims übergeben und ihm später Schweigegeld gezahlt

Berlin (taz) – Seit Wochen war er in Untersuchungshaft, gestern packte er vor der Haftrichterin aus: Der 40jährige Blumenhändler Thomas O. aus Dolgenbrodt gestand, 1992 den Brand auf das bezugsfertige Asylbewerberheim in dem Dorf südlich von Berlin initiiert zu haben. Damit steht fest, daß die Brandstiftung eine Auftragsarbeit war, bestellt von Dorfbewohnern, die nicht wollten, daß Afrikaner ihre zeitweiligen Nachbarn wurden. Am Morgen danach hat Thomas O. dem 22jährigen Silvio Jackowski, seit Oktober vergangenen Jahres rechtskräftig als Täter verurteilt, eine „Prämie“ überreicht. Allerdings seien es nicht 2.000, sondern 1.000 Mark gewesen, sagte O.s Anwalt gestern gegenüber der taz. Auch später zahlte O. noch weiter – aus Angst, Jackowski könne ihn bei der Staatsanwaltschaft verpfeifen. 10.000 Mark gingen als Schweigegeld in vier Raten über den Tisch. Damit bestätigt sich die Version des Anschlags, die Jackowski der taz gegenüber berichtet hatte (taz vom 1.2. 97).

O. wurde gestern fünf Stunden lang verhört, bevor die Haftrichterin in Frankfurt (Oder) ihn von der weiteren Untersuchungshaft verschonte. Eine Flucht oder Verdunkelungsgefahr sei nicht gegeben, so ihre Begründung. Die ermittelnde Staatsanwältin Petra Marx will weitere Dorfbewohner vernehmen, allerdings seien die Ladungen noch nicht zugestellt.

Während also gestern einer in die Mitte der ehrenwerten Bürger zurückkehrte, ging ein anderer zum zweitenmal in Untersuchungshaft: der Heizer Jürgen Sch. Er hatte am vergangenen Freitag Haftverschonung erhalten, doch gestern wurde der Beschwerde der Staatsanwältin gegen diese Entscheidung stattgegeben.

Außerdem sitzt derzeit noch Gerd G. in Haft, der gemeinsam mit Jürgen Sch. für den Brand gezahlt haben soll. Staatsanwältin Petra Marx geht davon aus, daß Silvio Jackowski bei seiner Zeugenvernehmung Anfang Januar auch in diesem Punkt „die Wahrheit gesagt hat“.

Begonnen hatte alles, so die Rekonstruktion der Ereignisse, am 23. Oktober 1992 in der Gaststätte Kober. Diese Dorfversammlung hatte Jackowski mit seinem Freund Marko Sch. und dessen Vater Jürgen Sch. besucht. Am Tag danach behauptete Jürgen Sch., er kenne Leute, die für das Abbrennen des Hauses zahlen würden. Gemeinsam ging man zum Blumenhändler O. „1.000 Mark kann ich aufbringen“, sagte der, so zitiert ihn Staatsanwältin Petra Marx. O. soll auch zugegeben haben, in der Brandnacht eine Holzbohle in seine Einfahrt gelegt zu haben, damit die Brandstifter den Nato-Stacheldraht übersteigen konnten, mit dem das Asylbewerberheim gesichert war. Am Tag darauf gab er „die Prämie“ in einem Umschlag an Jackowski. Klar ist, daß das Geld nicht vom Blumenhändler allein kam. Zumindest ein weiterer Dorfbewohner soll sich noch beteiligt haben: Gerd G., Elektriker und stellvertretender Bürgermeister von Dolgenbrodt.

Freudig mögen die Dolgenbrodter ihren Blumenhändler gestern begrüßt haben. Als Bürgermeister Pfannenschwarz am Montag abend hörte, sein ehemaliger Mandant habe am Mittwoch Haftprüfungstermin, versprach er der Frau von O., eine Flasche Sekt kaltzustellen. Doch noch ist „die Sache“, wie man im Dorf den Anschlag gerne nennt, nicht aus der Welt. Annette Rogalla

Porträt der Staatswanwältin Seite 11

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