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UNO will Militärschutz in Ruanda

■ Nach der Ermordung von fünf UN-Menschenrechtsbeobachtern durch mutmaßliche Hutu-Extremisten verlangt die UNO ruandische Militäreskorten. Hilfsorganisationen ziehen sich zurück

Kigali/Berlin (AFP/ IPS/taz) – Die Ermordung von fünf UNO- Menschenrechtsbeobachtern in Ruanda hat die vielen dort tätigen ausländischen Organisationen geschockt. Die gesamte Westhälfte des Landes gilt als unsicher. Der Mord an drei spanischen Mitabeitern der Hilfsorganisation Médecins du Monde Mitte Januar durch mutmaßliche Hutu-Milizionäre hatte bereits den Rückzug ausländischer Organisationen aus den Regionen um Ruhengeri und Gisenyi im Nordwesten des Landes zur Folge; mit dem Mord an den UN-Mitarbeitern ist nun der Südwesten um Cyangugu der Schauplatz eines offenbar gezielten Versuchs gewesen, Ausländer zu vertreiben. Am vergangenen Sonntag wurde im Nordwesten zudem ein kanadischer Priester der Mission „Weiße Väter“ bei einer Messe im Nordwesten Ruandas von hinten erschossen. Die UN- Beobachter im Südwesten wurden am Dienstag in ihrem klar gekennzeichneten Fahrzeug angegriffen und erschossen. Einem von ihnen, ein Kambodschaner, schlugen die Täter den Kopf ab.

Hutu-Gruppen bestreiten, daß extremistische Hutu-Milizen, die für den Völkermord an über einer halben Million Menschen in Ruanda 1994 verantwortlich waren, für die Morde verantwortlich sind. Die in den ruandischen Flüchtlingslagern in Zaire entstandene Hutu-Partei RDR meinte in einer Stellungnahme, Hutu-Gruppen „können kein Interesse haben, Organisationen anzugreifen, welche der Bevölkerung helfen“. Doch die im Januar angegriffene Organisation Médecins du Monde war als lautstarker Gegner der Hutu-Extremisten bekannt. Die „Weißen Väter“, zu denen der erschossenene Priester gehört, neigen hingegen eher den Hutu-Extremisten zu und bestreiten zum Beispiel in der jüngsten Ausgabe ihres Ordensmagazins Kontinente die Realität des Völkermords an den ruandischen Tutsi 1994.

Auf jeden Fall haben Hutu-Milizen ein Interesse daran, die 139 UN- Beobachter in Ruanda außer Landes zu drängen. Erst Anfang dieser Woche veröffentlichten die Beobachter einen Bericht über Morde an Zeugen des Völkermords in Ruanda. 227 Überlebende, die bei Völkermordprozessen als Zeugen auftreten könnten, wurden demnach im vergangenen Jahr in Ruanda von Hutu-Milizionären ermordet, 195 davon allein in den fünf westlichsten Präfekturen.

In Reaktion auf die Anschläge auf Ausländer haben nun alle internationalen Organisationen ihre Aktivitäten in den vier Westprovinzen Ruandas vorläufig eingestellt und ihre Mitarbeiter zur „Sicherheitsberatungen“ in die Hauptstadt Kigali zurückgerufen. Das Internationale Rote Kreuz kündigte gestern eine zehntätige Suspendierung seiner Aktivitäten in ganz Ruanda an. Selbst das ruandische Rote Kreuz erklärt, es sei „nicht mehr in der Lage, in zahlreichen Gemeinden zu arbeiten“. UN-Sprecher Fred Eckhart forderte Ruandas Regierung auf, UN-Mitarbeitern in Ruanda in Zukunft „militärische Eskorten bei Reisen außerhalb Kigalis“ zur Verfügung zu stellen.

Daß die UNO ihre Leute in Ruanda selber schützt, zum Beispiel mit Blauhelmsoldaten, ist offenbar nicht im Gespräch. Sollte es so kommen, daß UN-Mitarbeiter sich in den ländlichen Gebieten Ruandas nur noch unter Militärschutz bewegen, wäre eine Lage ähnlich der im südlichen Nachbarstaat Burundi im Entstehen. Dort bewegen sich internationale Hilfsorganisationen außerhalb der Hauptstadt auch oft nur innerhalb von Militärkonvois, was zur Folge hat, daß sie die hilfsbedürftigen ländlichen Bevölkerungen nicht erreichen, da diese von der burundischen Armee als Kriegsgegner angesehen werden. D. J.

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