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Die VorschauÜberzeugte Täter

■ Historiker bringt die Zunft zum Beben

Neben der Goldhagen-Debatte sorgt derzeit noch ein weiteres Buch für ein mittelschweres Erdbeben in der deutschen Geschichtsschreibung: „Best. Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft 1903 - 1989“ heißt die Veröffentlichung des Freiburger Historikers Ulrich Herbert.

Dr. Werner Bests Laufbahn begann in den 20er Jahren als völkischer Studentenführer. Der ehrgeizige und „brillante“ junge Mann schrieb die „Boxhagener Dokumente“, die als „Putschpläne der Nazis“ in der späten Weimarer Republik galten. Nach 1933 brachte er es zum stellvertretenden Gestapo-Chef. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Best Hitlers „erster Mann“ im besetzten Frankreich sowie in Dänemark.

Bei seiner Aufarbeitung dieser Biographie eines Schreibtischtäters geht Ulrich Herbert methodisch nicht anders vor als seine Kollegen. Doch im Gegensatz zu vielen Historikern stellt der Freiburger Verbindungen genau an den Stellen her, die bislang als weiße Flecken der Geschichtsschreibung galten. Dazu zählt vor allem die von Herbert sehr genau herausgearbeitete Schnittstellenfunktion Werner Bests zwischen Ideologie und Realpolitik. Außerdem ist Herbert der erste Historiker, der die Biographie eines jungen Vertreters aus den Nazi-Funktionseliten zum Gegenstand einer umfassenden Untersuchung gemacht hat.

Sein Fazit: Diese Gruppe der Schreibtischtäter bestand nicht aus unwissenden Befehlsempfängern, sondern aus gefühlskalten Idealisten. Der NS-Mann Werner Best war einer der Weltanschauungstäter, die nach Herbert „wußten und wollten, was sie taten“. Und das gilt auch für die Zeit nach dem Krieg, in der Best als Manager noch immer genug Zeit fand, die Verteidigungsstrategien vieler angeklagter NS-Täter zu koordinieren. L.R.

Ulrich Herbert hält heute um 20 Uhr im Uni-Gästehaus einen Vortrag zu diesem Thema

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