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Bunt und gesund?

■ Uni-Gutachten soll umgesetzt werden: Mehr Forschung, weniger Fachbereiche

Mit dem frisch wiedergewählten Uni-Präsidenten Jürgen Lüthje an seiner Seite demonstrierte Wissenschaftssenator Leonhard Hajen (SPD) gestern reformerische Entschlossenheit: Die Vorschläge der „Grotemeyer-Kommission“, eine externe Gutachtergruppe, sollen hurtig umgesetzt werden.

Bis zum Sommer soll die Universitätsleitung die Umsetzung des „Maßnahmenbündels“ erarbeiten. Zu den zentralen Punkten des Berichts zählen der Ausbau der Forschung auf Kosten der Lehre, die Reduzierung der Fachbereiche, die Verkleinerung der Uni und gestufte Studienabschlüsse. „Die Vielfalt“ der Studienfächer sei eine Stärke, so Hajen, und werde erhalten. Luft sieht er bei „Überkapazitäten der „großen Fächer“. Außerdem könne bei dem „Problem der Nebenfächer“, die die „Fächer sehr belasten“, etwas getan werden.

Die Einführung eines ersten Abschlusses nach drei Jahren, analog zum angelsächsischen bachelor's degree, versteht Hajen als eine „Anpassung an Europa“. In Kassel, Augsburg und einigen NRW-Unis habe man diesen Abschluß bereits eingeführt. Im übrigen entspreche diese Abstufung auch dem Wunsch von zwei Dritteln der StudentInnen.

Die Qualität der Ausbildung würde durch eine Schwächung der Lehre und Stärkung der Forschung nicht gemindert, ist Hajen sicher. „Lehre und Forschung müssen in ein neues Verhältnis zueinander gebracht werden.“ Zudem müsse sich eine veränderte Personalstruktur „zugunsten von Nachwuchsstellen“ vorgenommen werden.

Die bestehenden 19 Fachbereiche können laut Hajen durch Zusammenlegung – beispielsweise Sport zu den Erziehungswissenschaften – auf zehn bis 15 reduziert werden. Schon Ende des Jahres, so der zuversichtliche Wissenschaftssenator, könne all das beschlußreif dem Senat vorgelegt werden. Falls bis dahin die klamme Finanzlage nicht ganz andere Einschnitte diktitiert. Denn: „Wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt“, zitiert der Senator Asterix, „sind alle Spatzen tot.“ Silke Mertins

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