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Wahnsinn auf oberster Führungsebene

■ Das Ernst-Deutsch-Theater zeigt in seinem „II. Programm“ die Uraufführung von Peter Buchholz' Grundehrliche Zeiten

Es geht nicht um die Komplexe von Managern. Es geht auch nicht um karrieregeile Frauen. Um Kälte und Beziehungslosigkeit in der modernen Welt geht es, betont Autor Peter Buchholz. Nur weil beides bevorzugt zum Leben von Managern und deren karrieregeilen Frauen gehört, handele Grundehrliche Zeiten von ihnen.

Am kommenden Dienstag wird Buchholz' erstes Bühnenstück im Ernst-Deutsch-Theater uraufgeführt. Dann treffen sich auf der Bühne zwei Manager plus Frauen zur privaten Jobbörse. Der US-amerikanische Spitzenmanager Grant hat eine Stelle zu vergeben. Auf diesen Job spekuliert der arbeitslose Jelinek. Nur dumm, daß Jelinek Grant völlig egal ist. Statt Verträge zu basteln, läßt der Amerikaner sich lustvoll von Jelineks Frau versohlen.

Typisch Manager? „Wir haben es hier mit vier Wahnsinnigen zu tun“, erklärt Buchholz. Ebenso übertrieben wie absurd sollen sie sein, auf daß die Zuschauer nachdenken. Stur rennen Buchholz' Protagonisten dem Traum Gehaltsscheck hinterher und trampeln dabei auf ihrem Glück herum. „Ich wollte Menschen zeigen, die ihren Rücken so krummgemacht haben, daß sie sich nicht mehr aufrichten können“, sagt Buchholz. Sonst, folgert der Autor und Schauspieler, hätte er ja gleich fürs Fernsehen schreiben können. Einfache Problemlösungen seien Aufgabe von Familienserien, nicht von Theaterstücken.

Trotzdem: Gegen Stereotype , so scheint es, sind auch die nicht gefeit. In Grundehrliche Zeiten verhaken sich Skurrilitäten in Klischees. Punker stinken und pöbeln, Alkohol löst Männerzungen. Frauen gieren nach ehemännlichem Erfolg, nicht ohne Skrupellosigkeit zu bejammern. Und als die Akteure sich lange genug an den Scherben des Lebens geschnitten haben, kommt am Schluß die Hoffnung daher. Vielleicht können gescheiterte Manager ja neu anfangen. Vielleicht auch nicht. „Aber ich glaube, daß jeder die Hoffnung auf ein besseres Leben hat“, sagt Buchholz.

Sein Stück ist der diesjährige Beitrag zum „II. Programm“ des Ernst-Deutsch-Theaters, in dem Nachwuchs-Autoren eine Chance zur Veröffentlichung bekommen. Schon immer, versichert der 46jährige, wollte er Theaterstücke schaffen. Bisher hat er Fernseh-Drehbücher geschrieben und bei Hörfunksendungen Regie geführt.

In seinem ersten Bühnenstück sind Regieanweisungen rar. Buchholz läßt viel Platz für Theatermachers Fantasie. So geraten bei Regisseur Ives Jansen alle Manager zehn Jahre jünger als der Autor sie schuf. Skurril dürften sie aber trotzdem wirken. Judith Weber

Uraufführung am Dienstag, 18. Februar, Ernst-Deutsch-Theater

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