Willkommen an Bord

■ St. Pauli am Sonntag gegen Meppen

In einem Werbespot für den Whiskey-Verschnitt Southern Comfort eiert ein Schaufelraddampfer über den Mississippi. Am Ende – der Kahn verschwindet (leider nicht wirklich) im Abendrot – sülzt eine männliche Stimme (NDR2-Moderator Peter Urban) „... and the legend lives one.“ Keine Frage, das Ganze könnte man sich auch mit dem FC St. Pauli auf einer schmucken Barkasse vorstellen. Dirk Dammann als Navigator und Eisen-Dieter als smarter Steward, der Heidi, der Gattin des Schiffseigners, leckere Cocktails bringt, während Fröhling und Stanislawski als vornamenlose Besatzungsmitglieder zur Strafe für irgendwas das Deck schrubben müssen. Kurz bevor die MS Heinz die offene See erreicht – DJ Leo hat gerade Guantanamera über die Bordlautsprecher geschickt –, flüstert ein sonores Organ (Kapitän Uli Maslo): „... St. Pauli auf großer Fahrt, für immer.“

Doch vor die Kür hat der Herr die Pflicht gesetzt, und die heißt am Sonntag um 15 Uhr auf dem Seelenverkäufer Wilhelm Koch: SV Meppen. Das klingt nicht geeignet, massig Lob einzuheimsen wie nach dem Pokal-Spiel in Kaiserslautern, wo „wir Reputation gewonnen haben“, so Vize-Präsident Christian Hinzpeter. Dafür ist aber ein Sieg drin, also „volle Hände“, mit denen Hinzpeter lieber aus der Pfalz heimgekehrt wäre, wenn „unser Trainer die Müdigkeit aus den Beinen der Spieler kriegt“. Und die Preisungen der letzten Tage aus dem Kopf, denn zuviel Huldigung macht träge, auch wenn nach zwei Niederlagen in Folge eher das Gegenteil adäquater wäre.

Lässigkeit kann sich Pauli jedenfalls nicht erlauben, denn die Gäste haben nur einen Minuspunkt mehr, und außerdem ist es laut Hinzpeter „immer enorm schwer gegen Meppen“. Noch schwieriger wird es, sollten Hollerbach und Dammann (beide angeschlagen) ausfallen. Juri Sawitschew darf eigentlich wegen einer Sperre nicht mittun, es sei denn, auf der Geschäftsstelle hat wieder jemand ein Schreiben vom DFB verbummelt. cleg