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Für Besucher offen

■ sind morgen wieder Künstlerateliers bei einer Bustour durch Hamburgs Walddörfer

„Ich wohne selbst in diesem Viertel und erfahre mit Erstaunen zum ersten Mal, daß hier auch Künstler arbeiten“, sagt die resolute Frau im Bus zu den Ateliers in ihrem Stadtteil. Jedes zweite Wochenende im Monat veranstaltet der Berufsverband der Bildenden Künstler (BBK) in einem anderen Teil des Großraums Hamburg zwei Tage „Offene Ateliers“. Alternativ zum herkömmlichen Kunstbetrieb werden so monatlich um die 20 Entstehungsorte von Kunst ohne besondere Voranmeldung zugänglich.

Bei sanfter Hintergrundmusik zwischen Klassik und Jazz ist Malerei auf der Staffelei neben Katze am Fenster mit Blick ins Grüne ebenso zu entdecken wie rostige Eisenplastiken in ehemaliger Fabrikhofetage mit sparsamen Designermöbeln. Über 200 Interessenten nahmen allein im Februar an einer fast fünfstündigen Tour durch die Elbvororte teil. Ein eifrig fotografierender Zeitgenosse war schon ohne alle Kunst allein von den verschiedenen Wohnstilen so fasziniert, daß er stets mitfährt, nur aus Interesse an Einrichtungen.

Ansonsten ergeben die Gründe für die Mitfahrt im Kunst-Bus einen Mikrokosmos des ganzen Kunstbetriebs. „Wir verstehen nicht viel von Kunst, aber man möchte doch gerne wissen, was die Künstler so machen“, sagen die zwei modischen jungen Herren. Ein Sammler-Ehepaar weiß ganz konkret, was es in dieser Gruppe macht: „Es ist doch schön, inkognito in die Ateliers zu kommen, ohne das gleich diese Kauferwartung da ist.“

Die Balance zwischen positiver Neugier und übertriebenem Voyeurismus beim Besucher, zwischen peinlicher Sprachlosigkeit und überschwenglicher Vereinnahmung durch die Künstler scheint allen an diesem Nachmittag am besten in einer Gruppe gegeben.

Die scheue junge Künstlerin will sehen, was die Kollegen so machen, und die weltgewandte Werbegraphikerin noch mal schnuppern, wie die „freien Künstler“ leben. Auch sie hatte Kunst studiert, sich aber aus finanziellen Gründen für den Auftragsstreß der Agentur entschieden.

In der Tat ist zwischen malerisch verkommener Villa an der Elbchaussee, sauber weißem Reihenhaus in Osdorf und Hinterhof-Atelier in einem umgebauten Gewerbehof eines bald klar: Von der freien Kunst allein kann fast keiner der Besuchten leben. Malkurse, Rente, Stipendien, Jobs sowie immer wieder begütertere Lebenspartner ermöglichen die Kunst.

Da ist es für die Künstler schon interessant, zwei Tage lang bei bereitgestelltem Kaffee zwischen Radierpresse, Salontischchen und Kunstlager mit einem ganz anderen Publikum als sonst zu reden, sich auf „gute und lustige und bereichernde Diskussionen“ einzulassen und sogar vielleicht „andere Aspekte auf die eigne Arbeit zu gewinnen“, so Maren Däke.

Die Steinbildhauerin und Konzept-Künstlerin verblüffte das Publikum nicht nur mit ihren Formen aus dunklem Carraramarmor und Inspirationen aus einem indischen Ashram, sondern auch mit ganzen Hühnereiern im Inneren einer Weinflasche.

Hajo Schiff

Die siebte Bustour, diesmal zu Ateliers in den Walddörfern, startet morgen, Sonnabend, um 11 Uhr am Hamburger Kunsthaus, Klosterwall 15. Infos unter Tel. 33 58 03 oder 33 65 14.

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