Schleichend kleinkriegen

■ Hafenkrankenhaus leer, Ambulanz dicht, Einigung fern

Natascha war die letzte. Wegen des „Weltruhms“ in Sachen Knochenbrüche war sie aus Schwerin nach Hamburg ins Hafenkrankenhaus gekommen. Zum Abschied bekam die aus Odessa stammende Patientin gestern mittag Blumen vom Personalrat. „Wir hätten Sie gerne weiter behandelt“, sagte Uwe Hinck. Doch das durfte nicht sein: Mit den Entlassungen gestern ist der stationäre Bereich der Traditionsklinik auf dem Kiez dicht. „Jetzt trägt die Politik die Verantwortung, auch wenn es zu Eskalationen kommt“, warnt Hinck.

Von der Besetzung weiterer Stationen ist zwar noch nichts bekannt. Aber Patienten, auf die Rücksicht genommen werden müßte, gibt es nun nicht mehr. Die Schlösser der verwaisten Abteilungen wurden auf Anweisung von oben vorsichtshalber bereits ausgewechselt. Die Beschäftigten sollen nun das Hafenkrankenhaus abwickeln, bevor sie in andere Kliniken abgeordnet werden. „Die Ambulanz ist vorerst geschlossen“, so Hinck, „und das ist nicht nachvollziehbar.“

Eine Notfallambulanz soll zwar auf dem Gelände des Hafenkrankenhauses bleiben. Doch mit der de-facto-Schließung – Rettungswagen müssen andere Kliniken anfahren – soll der Widerstand offenbar gebrochen werden. Solange besetzt wird, bestätigte der Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK), können Kranke nur zu Fuß in die Notfallambulanz kommen.

Auch zu einer Einigung zwischen Personalrat und dem LBK kam es gestern nicht. Der Personalrat will der Liquidierung der Kiezklinik nicht zustimmen. Bleibt es dabei, muß die Gesundheitssenatorin abschließend entscheiden. Außerdem will der Personalrat die Weiterbeschäftigung der Hafenkrankenhaus-Belegschaft in anderen Kliniken langfristig abgesichert wissen. Sie befürchten nämlich, daß die Beschäftigten sonst im kommenden Jahr weggespart werden. Silke Mertins

Protest & Kultur siehe S. 30