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Lieber keine Sauna, als 'ne kalte

■ Der exklusive Saunatest in der taz. Folge 1: Woltmershauser Sportwelt – ein Eldorado für Menschen, die gerne kalt saunieren

s gibt Tage, die fangen einfach scheiße an – und enden ebenso bitter. Zum Beispiel mit einer Wärmflasche im Bett und unangenehmem Schüttelfrost. Was war passiert? Schwitzende und schnaufende Menschen hatte ich angetroffen, in einem heißen, hölzernen Raum in der „Sportwelt“ in Woltmershausen.

Dabei sah ich mich schon gutgelaunt in der Osho-Sauna für glühende Bhagwan-Anhänger schwitzen – in wohligem Ambiente (so und nicht anders kolportiert von einer guten Freundin). Aber wo sollte sie sein, die ultimative Erlebniswelt für den entspannungshungrigen Mensch. Weder das Telefonbuch gab Auskunft, noch war der Osho-Tempel am Schüsselkorb auch nur ansatzweise irgendwo zu erspähen.

„Gehen wir eben in die Sportwelt – das ist nicht so weit“, insistierte daher meine Saunapartnerin, nachdem wir in einer Telefonzelle die Gelben Seiten durchsuchten und nur Fitness- oder Squashcenter mit Sauna-Anhang fanden. Na gut, sollte es halt ein perfider Squash-Tempel in City-Nähe sein. Der Tag fing sowieso Scheiße an, wieso also noch stundenlang im Nieselregen nach einer wohligen Bhagwan-Sauna suchen? Ich wollte es einfach nur noch warm haben. Später, fröstelnd im Bett, dachte ich allerdings anders.

Ein kalter Luftzug ließ mich – endlich in der Sportwelt-Sauna angelangt – ganz unvermittelt das erste Mal frösteln. Hatte doch ein eifriger Saunier die Saunatür gepackt und nicht wieder richtig schließen können. Sie war schlichtweg kaputt. Und weil in der Sportwelt viele kräftige Männer nach einer guten Squash-Partie noch mal so richtig „Abschwitzen“ wollen (O-Ton eines saunenden Squashers), ging die Tür eigentlich immer wieder auf und zu. Auf und zu. Mit frischer, kalter Luft dazwischen – versteht sich.

Im kollektiven Badezimmer der Sportwelt haben sich gegen 21.30 Uhr bereits soviel Saunier versammelt, daß selbst das anschließende kreislaufanregende Duschen nur mit nervige Warteschlange zu bewältigen ist. Mein erhitzter Körper trabt erst erhitzt, dann immer kühler und kühler vor der Schlange auf und ab. Ein bißchen Spießrutenlauf vor schwitzigen nackten Alabasterkörpern müßte doch eigentlich warmhalten, aber als der kalte Wasserstrahl endlich meine Haut erreicht, ist die sowieso schon wieder auf 21 Grad. Pfui Teufel. Da hilft nur ein lauwarmes Fußbad.

Aber auch da Fehlanzeige: besetzte Stühle überall, vor den lauwarmen Fußkübeln sitzen schwatzend viele Leute und wärmen sich auf. Da hinten, die letzte freie Liege unter Palmen und eine Wolldecke. Aber da war es wohl schon zu spät: Mittlerweile hatte sich die Gänsehaut so aufgestellt, daß sie selbst nach einer heißen Dusche nicht mehr wegzuschrubben war, auf der Heimfahrt im Bus kratzte und auch später im Bett durch eine Wärmflasche nicht mehr zu besänftigen war. Dann lieber keine Sauna, als eine kalte. Oder war es einfach nur der falsche Platz? (s. Kasten)

Paula Fröstel

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