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Schnell zum Job auf der High-Tech-Schiene

■ Jobvermittlung „effektiv“ macht seit kurzem Tusma und Heinzelmännchen Konkurrenz. Statt langem Warten auf Angebote gibt es dezentrale Informationen per Monitor

„Wieder mal in die Röhre geguckt“ lautet bei vielen das ernüchternde Fazit nach einem Tag erfolgloser Jobsuche bei Tusma oder Heinzelmännchen. In die Röhre gucken Studis auch bei „effektiv“, einer neuen studentischen Arbeitsvermittlung. Allerdings freiwillig und um sich über die neuesten Angebote zu informieren.

Mehrmals am Tag speist Geschäftsführer Ratko Djokic Arbeits- und Praktikaangebote in seinen Computer. Per Datenfernübertragung erscheinen diese dann zeitgleich auf Monitoren in der Hochschule der Künste (HdK), der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW), der Humboldt-Universität (HU) und der Technischen Fachhochschule (TFH), wo „effektiv“ auch sein Büro unterhält. Auf einer Bildschirmseite erscheinen alle verfügbaren Daten zum angebotenen Job, beispielsweise Dauer und Bezahlung. Ist der richtige Job dabei, genügt ein Anruf.

„In Null Komma nichts haben Studis ohne lange Weg- und Wartezeiten ihren Job in der Tasche – im Gegensatz etwa zur Tusma“, verspricht Ratko Djokic. Zuvor allerdings müssen sich Interessierte im Büro an der TFH an der Luxemburger Straße 10 anmelden. Mitzubringen sind Immatrikulationsbescheinigung, Lohnsteuerkarte und Paßbild. Ausländische Studierende benötigen zudem eine gültige Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis.

Die Idee, Jobs dezentral über Monitore anzubieten, hält der 34jährige für einen Beitrag zur Studienzeitverkürzung. Der Grund: Nicht nur der Broterwerb selbst, sondern auch die Arbeitssuche ziehe das Studium von vielen in die Länge, meint der Jungunternehmer. „Bei uns können die Studierenden sich einfach zwischen zwei Vorlesungen um einen neuen Job kümmern“, unterstreicht Djokic, der sechs Jahre lang für die Tusma als Vorstandsvorsitzender gearbeitet hat. Auch direkt vor dem „effektiv“-Büro fehlt bisher das gewohnte Gedrängel bei studentischen Arbeitsvermittlungen. Inklusive kostenloser Anmeldung beanspruchte die Jobsuche etwa für die 22jährige Eva aus Friedrichshain genau eine halbe Stunde. Für einige Wochen wird sie künftig Handwerker-Software am Telefon anbieten – für 16 Mark die Stunde.

Seit die private studentische Arbeitsvermittlung im Dezember auf den Plan getreten ist, hat sie laut Djokic 75 Leute vermittelt. „Das war fast jeder zweite, der sich angemeldet hat“, ist der Elektroingenieur mit dem Start in die Selbständigkeit zufrieden. Noch reiche dies nicht an das Vermittlungsergebnis der großen studentischen Arbeitsvermittlungen heran, bis Jahresende soll sich das ändern.

Um zu einem ernsthaften Konkurrenten für die beiden Großen der Branche zu werden, rufen die „effektiv“-Leute zahlreiche Firmen an und fragen nach Arbeit für Studierende. „Wir wollen jeden Job“, sagt der 34jährige, „egal ob ein Babysitter oder ein Elektriker mit abgeschlossener Ausbildung verlangt wird.“ Besonders attraktiv für Studierende und ArbeitgeberInnen sind kurzfristige Beschäftigungen. Bei Jobs von bis zu zwei Monaten pro Jahr sind auch nach der seit Oktober 1996 greifenden Gesetzesänderung keine Sozialversicherungsbeiträge fällig. „Viele Arbeitgeber wissen von dieser Möglichkeit gar nicht“, hat Djokic bemerkt. Seine Firma erhebt eine Verwaltungsgebühr von 2,3 Prozent des Bruttolohns der Studierenden, bei Heinzelmännchen und Tusma sind es 2,5 Prozent. Für die ArbeitgeberInnen übernimmt „effektiv“ die Lohnsteuerabrechnung kostenlos.

Künftig will die private Jobbörse die Arbeitssuche von Studis noch effektiver machen: In Kürze sollen Magnetkartenlesegeräte neben den Monitoren aufgestellt werden. „An diesen Terminals können dann mit der entsprechenden Karte Jobs direkt gebucht werden“, erläutert Djokic, der wegen der Gründung seiner GmbH sein Studium vorerst auf das Wartegleis geschoben hat. Monika Hinner

Die „effektiv GmbH“ ist telefonisch unter 454 823 19 zu erreichen

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