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Milder Jugendarrest

■ Erste Urteile wegen des Campingplatzüberfalls in Leisten

Schwerin (AFP/taz) – Robert W., 16 Jahre alt, muß drei Wochen in Jugendarrest, Cathleen R., 19, eine Woche. So das Urteil des Jugendgerichts in Schwerin. Es verurteilte die beiden gestern wegen Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung. W. und R. gehörten zu einer rechtsgerichteten Gruppe, die in der Nacht zum 13. Juli einen Zeltplatz in Leisten bei Plau am See überfallen haben. Gegen drei weitere Angeklagte war das Verfahren bereits am Dienstag teilweise gegen Auflagen zwischen 40 und 60 Tagen gemeinnütziger Arbeit eingestellt worden. Demnächst werden sich weitere 15 Jugendliche in dieser Sache vor Gericht verantworten müssen.

Bewaffnet mit Eisenringen, Stahlrohren und Baseballschlägern kamen in der Nacht zum 13. Juli etwa 50 rechte Jugendliche auf den Campingplatz. Die etwa 30 Jungen und Mädchen aus Kleve am Rhein waren ihnen ein Dorn im Auge. Sie hatten den Rechten einige Stunden zuvor ein paar Flaschen Bier verweigert. Mit „Sieg Heil“-, „Heil Hitler“- und „Deutschland den Deutschen“- Rufen stürmten die Angreifer den Campingplatz. Der Überfall dauerte nur zwei, drei Minuten. Er war das aufsehenerregendste Beispiel für die hemmungslose Gewalt, mit der im Sommer rechte Schlägertrupps ostdeutsche Campingplätze unsicher machten.

Die Politiker schreckten kurzzeitig aus ihrer Sommerfrische hoch – und verharmlosten den Überfall auf die Klever Jugendgruppe. Zunächst hieß es, der Überfall sei erst 45 Minuten später gemeldet worden. Dies mußte der Innenminister von Mecklenburg- Vorpommern bald korrigieren. Bereits um 0.15 Uhr war die Polizei von der anrückenden Bande unterrichtet worden. Innenminister Rudi Geil mußte auch zugeben, daß die Polizisten nicht mit der nötigen Entschlossenheit vorgegangen seien. In einer Landtagssitzung sagte Landtagspräsident Rainer Prachtl danach: „Unsere 172 Zeltplätze sind sicher. Unsere Jugendlichen sind vernünftig.“ roga

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