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Ungeahnte Schätze

■ Die Vorschau: Musik-Archiv holt vergessene Komponisten ans Tageslicht

Daß Adolph Freiherr von Knigge auch trefflich komponieren konnte, erfuhr man anläßlich seines 200. Todestages im vergangenen Jahr. In den großen Musiklexika ist er jedoch genauso wenig zu finden wie Friedrich Blankenburg, Karl Gerstberger, Paul Lefmann, Eduard Nössler und Peter Schacht: Diese bremischen Komponisten stellt jetzt das „Archiv Deutsche Musikpflege“ in einem Liederabend vor.

Das Archiv sammelt in ehrenamtlicher Arbeit Noten von Komponisten aus Bremen und dem Umland: Über 6000 Manuskripte warten auf Aufführungen. Immer wieder hat sich gezeigt, daß in der mühevollen Suche nach ungedruckten Noten auch regelrechte Schätze gehoben werden. Die Lebensläufe der Komponisten des morgigen Abends allein lassen aufhorchen: Heute kommt es zwar vor, ist aber nicht mehr selbstverständlich, daß Praktiker auch komponieren. Wie der Dirigent Friedrich Blankenburg, der bis zu seiner Pensionierung an der Hastedter Kirche auch als Organist tätig war, wie der Pianist Paul Lefmann, der als Klavierlehrer und Begleiter in Berlin lebte, wie der Chordirektor und Organist Eduard Nössler, der von 1892 bis 1930 (!) als Kantor am Bremer Dom wirkte. Oder der Jurist Karl Gerstberger, der zusätzlich Musik studierte und bis zu seinem Tod 1955 in Fischerhude lebte. Ausschließlich Komponist war der 1931 geborene Peter Schacht, der die Meisterklasse Arnold Schönbergs besuchte. Seine Musik wurde von der Reichsmusikkammer verboten, er fiel 1945.

Der Tenor Heribert Langosz und der Pianist Peter Knaack haben ein Programm mit absoluten Raritäten zusammengestellt. Und es dürfte schon ein Hinhören wert sein, auf welchem Niveau Bremens Söhne komponierten. Vielleicht stellt sich ja heraus, daß sie doch in die Lexika der Musik gehören. usl

Freitag, 20 Uhr, Stadtwaage: Liederabend Bremer Komponisten

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