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Unglaublich viel Antidepressiva

■ „Little Shots of Happiness“ von Todd Verow im Forum

„Frisk“, der erste Spielfilm des 31jährigen amerikanischen Regisseurs Todd Verow, war das Härteste, was mir je im Kino begegnet war. So manisch-depressiv und gewalttätig, daß es einem die Sprache verschlug. So war man recht gespannt auf „Little Shots of Happiness“, aß davor nichts und war schließlich sehr erleichtert, daß Todd Verows seinen Zuschauern diesmal eher freundlich begegnet.

Inmitten sauberer Bilder, bruchloser Schnitte und weicher Schwenks imponiert „Little Shots of Happiness“ als straighter B-Rock'n'Roll-Film. In nervös-suchenden, billig-authentischen Bildern, im lapidaren stream of conciousness-Kommentar seiner Heldin, erzählt er von einer desillusionierten Suche nach Glück in einer deprimierenden Stadt: Boston.

Frances ist genervt von ihrer Arbeit in einem Inkassobüro. Sie verläßt ihren Ehemann und bricht auf in ein anderes Leben. Mit zwielichtigen Männern betrinkt sie sich in Bars und beklaut die Leute, bei denen sie schläft. Irgendwann landet sie bei einem Rock'n'Roll-Pärchen.

Die Zeiten, in denen man die Boheme ideologisierte, sind längst vorbei. Auch das Outsiderleben hat mittlerweile kaum mehr als eine authentischere Einsamkeit zu bieten. Nervös zitternd nimmt ein junger Neurotiker, dem die immer derangierte Heldin begegnet, unglaublich viel Antidepressiva. Seine Geschichte ist die Traurigste des Films: Nie bekäme er Besuch, sagt er Frances, deshalb sei er so nervös. Nach dem Duschen verschwindet Frances gleich wieder, vergißt aber ihr Handtäschchen. Das will er ihr zurückgeben, landet bei Frances' Ehemann und nimmt dort ein schlimmes Ende.

„Little Shots of Happiness“ endet in Verzweiflung. Nur die Heldin zeigt sich merkwürdig unbeeindruckt. Ganz am Schluß steht sie in einem vermüllten New Yorker Hinterhof und schleckt ein Eis. Detlef Kuhlbrodt

„Little Shots of Happiness“. USA 1996. 83 Min. Regie: Todd Verow.

Heute: 22.15 Uhr Akademie; 23.2.: 19 Uhr Babylon

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