: Kampf umme Weltherrschaft
Ich komm ja als Betreiber von ein' Kiosk mit alle Bevölkerungsschichten zusamm'. Also, daß ich mich nicht bloß über de Mannschaftsaufstellung von unsen FC St. Pauli in kompetente Weise äußern kann. Auch bei gebildete oder sogar wissenschaftliche Them' steh ich meinen Mann. So zun Beispiel neulich, als Studienrat Arnold in eine von seine Springstunden folgende Bemerkung abgelassen hat: „Das, was die Menschheit von jeher am meisten interessiert hat, waren die Kämpfe der großen Geheimgesellschaften gegeneinander.“ „Mein' Sie vielleicht das BKA in sein' Kampf gegen de Russenmaffia?“ frag ich. „Nein“, bringt sich jetzt Zahnarzt Dr. Raffler ein, der grade mal wieder an' Luftschnappen ist, weil in seine Praxis 8 Pazienten hocken, die er grade ne Betäubungsspritze reingehaun hat, und das Mittel braucht mindestens 15 Minuten, bis das seine volle Wirkung bringt, „nein, das begann schon viel früher, und zwar mit den FREIMAURERN und deren Todfeinden, den JESUITEN. Und beiden Gruppen ging es um die geistige Weltherrschaft.“ „Augenblick mal“, legt nu Jungunternehmer Aschler bei sein' Joggen eine Pause ein, „viel wichtiger ist ja der Kampf um die WIRTSCHAFTLICHE Weltherrschaft, der Kampf des dumpf-gleichmacherischen Kommunismus gegen den sogenannten Kapitalismus, der allerdings auf Kreativität des Einzelnen und auf Privatinitiative begründet ist.“ „Das ist aber nicht in' Untergrund abgelaufen“, sag ich, „sondern inne totale Öffentlichkeit.“ „Dann spielt der Herr Studienrat bestimmt auf die Auseinandersetzung zwischen dem OPUS DEI und den SCIENTOLOGEN an“, sagt ausgerechnet Sonnenbank-Heinzi, der trotz de drei Gold- und vier Platinketten um sein' Hals und de beiden Brilli-Rolexe umme Handgelenke immer wieder mit seine Bildung überrascht. Stimmt ja auch: Bei ein' lagerfeldmäßig gesteilten Möllemann-Tüp kommst du doch nie darauf, daß so einer liest! Und nicht bloß de Bullewahr-Presse, nee, auch noch so was Hochseriöses wie Stern und Spiegel. „Stimmt“, nickt Studienrat Arnold, „und der Kampf dieser beiden mächtigen Organisationen gegeneinander wird immer härter. Dabei sieht man nur die Stellvertreterkämpfe ihrer Hilfstruppen.“ „Was sind denn das für Hilfstruppen?“, frag ich. Und nu Heinzi: „Das ist doch klar: Für die Opusler engagieren sich die tonangebenden politischen Kräfte wie die CSU, die JU, der Deutsche Beamtenbund und der DGB. Für die Scientologen kämpfen der Bund Deutscher Immobilienmakler, die Vereinigung der Steuer-, Anlage- und Unternehmensberater, die Bundesärztekammer und die Show-Elite von Harald Schmidt bis Til Schweiger. Sogar die Show-Promis aus Hollywood haben sie für sich eingespannt.“ „Aber“, kräht an dieser Stelle Revierförster Noske dazwischen, der sich, wie immer, unauffällig rangeschlichen hat, „die Opus-Dei-Leute haben aber inzwischen grade auf dem Gebiet der Show-Branche viel von ihren Gegnern gelernt. Immerhin haben sie die Popularitäts-Garanten Herzog, Beckenbauer, Biolek und Boris Becker für sich gewinnen können.“ Und Heinzi: „Die Scientologen wollen sogar Bill und Hallodri Clinton aktivieren!“ Und Herr Noske: „Die Wunderwaffe von Opus ist der Papst, der jederzeit mit einer Enzyklika zuschlagen kann, kombiniert mit dem Doppelpack Mutter Theresa/Michael Schumacher.“ Was mir dabei durchn Kopf ging: Auf welcher Seite wohl der HSV steht und auf welche Seite unsen FC St. Pauli?
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