: Europäer stinken
■ Hat bloß 300.000 Dollar gekostet und ist doch gut: der thailändische Forum-Film "Fun-Bar-Karaoke" von Tom Pannet
Nach der Vorführung von „Fun- Bar-Karaoke“ beschwerte sich ein Zuschauer darüber, daß der Film doch sehr westlich sei und vor allem von Oberschichtsproblemen handele. Als müßte es zumindest in thailändischen Filmen um die Sorgen, Nöte und Freuden der Durchschnittsbevölkerung gehen. Tom Pannet, der 34jährige Regisseur, entgegnete, daß man auch in Bangkok nicht mehr auf Elefanten zur Arbeit reite. „Bangkok is not as exotic as they make you believe“, und es sei nun einmal so, daß sich der Lebensstil verwestlicht habe und die Leute in Berlin, London, New York und Bangkok in ähnlichen Klamotten rumliefen.
„Fun-Bar-Karaoke“ ist so bunt und temporeich, wie es sein Titel verspricht. Es geht um einen Geschäftsmann, der sich zuwenig um seine Tochter kümmert und der jeden Tag in die Karaoke-Bar geht, wo er pathetische Schnulzen singt, sich betrinkt und mit den Bardamen vergnügt. Dort verliebt er sich in Yok, eine Luxusanimierdame. Unglücklicherweise gehört Yok dem stets höflich und leise sprechenden Mafioso Toeng. Nachdem sich der Geschäftsmann das erstemal mit der nächtlichen Schönen vergnügt hat, wird er ziemlich brutal von den stets blau gekleideten Killern Toengs zusammengeschlagen.
Pu, die Tochter des Geschäftsmannes, arbeitet im durchgehend geöffneten „Seven Eleven“-Supermarkt. Sie wird von Träumen heimgesucht, in denen ihre verstorbene Mutter ein Modellhaus zusammenbastelt. Verstört sucht sie einen Wahrsager auf. Der erklärt ihr, ihr Vater werde sterben, wenn das Haus im Traum fertig ist.
Im Supermarkt lernt Pu den jungen Noi kennen, der für Toeng arbeitet und davon träumt, nach Amerika auszuwandern. Beim Säubern seiner Pistole übt er Englisch mit seinem Kassettenrecorder: „I love you! Do you love me?“ Noi verliebt sich in Pu, ist aber zu schüchtern, sie anzusprechen. Der Geschäftsmann kann nicht von Yok lassen. Das Verhängnis nimmt erst mal seinen Lauf. Überraschungen gibt es am Ende. Alles ist ein bunter Traum.
Daß der Regisseur bislang in der Werbung gearbeitet hat, merkt man dem actionreichen Film durchaus an. Nur treibt er die Elemente der Werbefilmästhetik ins Parodistische, seltsam Durchgedrehte. Neben klassischen Motiven – schöne Frauen beim Schwimmen oder am Strand, wo sie „foreign tits“ begucken und sich darüber unterhalten, daß Europäer stinken – gibt es auch die unnahbar glitzernden Autos, die sich im Stau von Bangkok voranquälen.
Die Musikalität und die Leichtigkeit, mit der Tom Pannet in seinem ersten Spielfilm arbeitet, sind schon ganz erstaunlich und bewundernswert. Irgendwie kann man es auch kaum fassen, daß „Fun-Bar- Karaoke“ bloß 300.000 Dollar gekostet hat und größtenteils mit Laien gedreht wurde. Die Cutterin des Films kommt übrigens aus der thailändischen Königsfamilie. Detlef Kuhlbrodt
„Fun-Bar-Karaoke“. Thailand 1997, 103 Min. Regie: Tom Pannet. Mit Fay Asavase, Paiboonkiai
Heute: 22.15 Uhr Akad. d. Künste
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