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Dem Überseehafen schlägt die Stunde

■ BLG will Zentrale ins Stadtzentrum verlegen / Großmarkt-Umzug in Sicht

Die Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) will ihre Zentrale im Hafenhochhaus im Freihafen aufgeben und sucht nach Büroräumen in der Innenstadt. „Das gehört zu unseren Planungen, aus dem rechten Weserufer rauszugehen“, sagt der Sprecher des Hafen-Umschlagunternehmens, Hajo Weil. Die Entscheidung sei unabhängig von der Verlagerung des Großmarktes vom Flughafen zum Überseehafen, die sich mehr und mehr abzeichnet. „Als letzter Mohikaner im Hafen zu sitzen, macht keinen Sinn“, so Weil.

Mit wie vielen Mitarbeitern die BLG umzieht, ist noch nicht ausgemacht. Eine Zahl zwischen 20 und 70 wird genannt. Denn im Zuge der Umstrukturierung der Hafengesellschaft wird auch die Zentrale abgespeckt, in der derzeit 250 Menschen arbeiten. So soll die Leitung des Geschäftsfeldes „Autoumschlag“ dorthin ziehen, wo das Geschäft läuft: Nach Bremerhaven. Auch die EDV werde verlagert, heißt es. Im Hafenressort sind die BLG-PLäne noch nicht bekannt: Die Diskussion der Strukturreform sei bisher erst bei der Neuordnung der einzelnen Geschäftsfelder angekommen, so Häfen-Staatsrat Gerd Markus. Zum „Overhead“ und der Standortfrage für die Zentrale sei man nicht vorgedrungen.

Die Suche nach möglichen Räumen für den „Overhead“, das sind die Geschäftsleitung samt Mitarbeitern sowie übergeordnete Beraterstäbe, ist jedoch im Gange: Er habe schon mehrere Angebote bekommen, sagte Weil. Eine Entscheidung werde aber erst getroffen, wenn bis Ende März die gesamte Strukturreform des in letzter Zeit krisengeschüttelten Unternehmens festgeklopft ist. Eine gutgelegene Immobilie kommt freilich für die BLG nicht in Frage: Die ehemaligen Etagen des Vulkan-Verbundes am Domshof seien der BLG zwar angeboten worden, man habe aber dankend abgelehnt, heißt es. Schlechtes Kama.

Unterdessen zeichnet sich für die Nach-Hafen-Zeit am Überseehafen eine neue Nutzung ab. Denn das Wirtschaftsressort und der Häfensenator haben sich mittlerweile auf einen Standort für den Großmarkt geeinigt. Wie verlautete, soll die neue Halle nun im südlichen Teil des zu verfüllenden Hafenbeckens gebaut werden, bis an das Hafenhochhaus heranreichen und dabei auch das jetzige Gebäude des Hafenamtes umfassen. Das Häfenressort hatte den ursprünglich von der Wirtschaftsbehörde gewünschten Standort in der Mitte des heutigen Hafenbeckens abgelehnt, weil ihrer Meinung nach so die mögliche Weiterentwicklung des Hafenbetriebes blockiert worden wäre.

Auch eine weitere Hürde scheint der Plan „Großmarkt im Hafen“ zu nehmen: Die verkehrliche Erschließung ist offenbar ausreichend für die 128 Großmarkt-Firmen, die täglich 1.500 Kunden anziehen. Das jedenfalls hätten erste Ergebnisse des Verkehrsgutachtens ergeben, hieß es aus der Wirtschaftsbehörde. Die endgültigen Resultate des Gutachtens würden in wenigen Wochen erwartet.

Eine private Firma steht nach wie vor bereit, die 70 Millionen Mark Investition zu übernehmen. Um den Überseehafen in Bauland zu verwandeln, kommen auf die Stadt Kosten in Höhe von 73 Millionen zu. Dieses Geld soll aus dem Investitionssonderprogramm genommen werden. Man müsse sowieso investieren, um die Hafenreviere rechts der Weser zu beleben, so die Begründung. Wenn der Großmarkt am Flughafen verschwände, könne man das Gewerbezentrum Airport erweitern. Den Großmarkt-Händlern, die sich früher vehement gegen die Verlegung des Marktes gewehrt hatten, wurde zur Beruhigung abermals versichert, daß die Mieten denen des heutigen Standortes entsprechen würden. jof

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