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Ein verläßlicher Partner im „neutralen“ Schweden

■ Der Wallenberg-Konzern übernahm ausländische Töchter deutscher Firmen

Der Name Wallenberg steht in Schweden für eine einflußreiche Industriellen- und Bankiersfamilie. Daß sie zur Zeit des Krieges im „neutralen“ Schweden enge Kontakte zu Nazideutschland hatte und dabei „Raubgold“ verdiente, blieb über 50 Jahre lang geheim. Einzelheiten aus dem Geschäft wurden erst in der letzten Woche aus US-Archiven bekannt.

Aus Sorge um die Zukunft ihrer Tochtergesellschaften im „Feindesland“ hatten deutsche Industriekonzerne wie Siemens, I.G. Farben, Schering, Telefunken und vor allem Bosch die Unterstützung von Wallenberg gesucht. Sie wollten verhindern, daß ihre ausländischen Gesellschaften beschlagnahmt oder enteignet würden, und ließen sie deswegen von den Schweden „aufkaufen“. Geheimverträge regelten die Rückübereignung nach Kriegsende.

Auf diesem Wege sicherte der Bosch-Konzern seine US-Tochter, American Bosch Corporation (ABC). ABC war nicht nur eine der gewinnbringendsten Töchter der Firma, sondern zugleich ein Horchposten der deutschen Rüstungsindustrie. Deswegen lag seine Sicherung auch im Interesse der Regierung in Berlin.

Die Verhandlungen der Stuttgarter hatten schon im November 1939 begonnen. Wallenberg machte die ABC formal zu einer schwedischen Firma. In einem Geheimvertrag wurden die Einzelheiten des Rückkaufs durch Bosch nach Kriegsende festgelegt. Für rund 30 Bosch-Tochtergesellschaften in Europa und Lateinamerika wurden ähnliche Verträge geschlossen. Doch im Fall ABC ahnte die US-Regierung, daß es sich um ein Täuschmanöver handelte, und beschlagnahmte unmittelbar nach dem Eintritt in den Krieg im Dezember 1941 die ABC-Aktien. Die Entschädigung an Wallenberg zahlte Bosch zur Hälfte in Auslandsvaluta, zur Hälfte in Gold aus. Das Gold im heutigen Geldwert von rund 25 Millionen Mark stammte von der Reichsbank. Bosch schaffte es auf Wallenbergs Depot in der Schweiz.

Die Schweden ahnten, daß dieses Gold mit großer Wahrscheinlichkeit Raubgold war. Konzernchef Jacob Wallenberg persönlich empfahl, das aus „möglicherweise anstößiger Herkunft“ kommende Gold gegen Wertpapiere zu tauschen. Im Mai 1944 wurde das Raubgold mit dem Kauf Schweizer Aktien bei zwei Zürcher Banken weißgewaschen.

Nach Kriegsende stellte niemand die Machenschaften des „neutralen“ Schweden an den Pranger, obwohl die jetzigen Funde in US-Archiven beweisen, daß sie in den USA bekannt waren. Der Kalte Krieg bewahrte die Wallenbergs vor einem Verfahren. Reinhard Wolff, Stockholm

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