piwik no script img

Unizugang soll radikal neu geregelt werden

■ Hochschulrektorenkonferenz fordert mehr Gestaltungs- und Finanzautonomie

Bonn (taz) – Das Verhältnis zwischen Staat und Hochschulen muß anders werden, forderten gestern die Hochschulrektoren auf ihrem Plenum im Bonner Wissenschaftszentrum. Entscheidungsbefugnisse des Staates sollten auf ein Mindestmaß reduziert werden.

Seit den sechziger Jahren hätten Gesetze, Rechtsverordnungen und Kontrollverfahren die Effizienz der Universitäten gemindert, anstatt sie zu verbessern, teilte Hans- Uwe Erichsen, Vorsitzender der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), mit. Die Verteilung staatlicher Haushaltsmittel an die Universitäten sollte künftig nach einem Wettbewerb unter den akademischen Lehranstalten erfolgen. Der Staat solle sich nur noch auf Globalsteuerung und Rechtsaufsicht beschränken, um die Akademien nicht an eigenständiger Profilbildung zu hindern.

Thema der heute schließenden Konferenz ist auch das am Wochenende veröffentlichte Reformkonzept von Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers (CDU). Dieser hatte verlangt, die Bezahlung der Professoren stärker an den individuellen Leistungen der Forscher zu orientieren. Auch die Universitäten sollten gemäß ihrer Studentenzahl und deren Abschlüssen innerhalb der Regelstudienzeit höhere oder niedrigere Haushaltsmittel bekommen. Einig sind sich Rüttgers und die Universitätsleiter schon darin, den Hochschulen Haushalts- und Personalautonomie zuzusprechen.

Noch in diesem Jahr plant der Bildungsminister, das Hochschulrahmengesetz zu ändern. In Numerus-clausus-Studiengängen sollen die Hochschulen sich einen Teil ihrer Studenten durch Tests, Gespräche oder Schulnoten selbst aussuchen dürfen. Rüttgers schlug außerdem eine neue Chipkarte vor, die Studienausweis, Studienbuch, Parkausweis und Mensakarte ersetzen könnte – eine Idee, die die Hochschulrektoren in Erwägung ziehen wollen.

Die HRK hat zwar nur eine empfehlende Funktion, doch ihr Wort hat in der bildungspolitischen Diskussion Gewicht. Auf der Tagesordnung stand gestern die Wahl eines Nachfolgers für den scheidenden Präsidenten Hans- Uwe Erichsen. Den Kandidaten – Klaus Landfried, Präsident der Uni Kaiserslautern, sowie Cornelius Weiss, Rektor der Leipziger Uni – wurden gleiche Chancen eingeräumt. Leif Allendorf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen