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Gegen Zins – fürs Volk

■ „Unternehmen Deutschland“: Neu-alte Partei in jetzt hellbraunem Gewand

Neue Gründung, neues Glück: Vielleicht hat die Riege um Gastronom Josef Kröger am 9. November 1996 schon gemerkt, daß sie mit der Gründung der „Demokratischen Bürgerpartei“ ein wenig zu weit ins braune Töpfchen gelangt hatte. Am Montagabend jedenfalls präsentierten sich Kröger, der Lehrer Wolfgang Platte, Bankkaufmann Eberhard Gowitzke und Hafenarbeiter Hans-Martin Druschowitzsch zusammen mit Krögers Tochter Nordis im Curio-Haus nicht mehr im Nazi-Styling, sondern als „Unternehmen Deutschland“. Etwas stattianisch und ganzheitlich-naiv wurden da der gläserne Abgeordnete, Umweltschutz, mehr Sozialstaat und Volksabstimmung gefordert. Vor allem aber müsse es ein Recht auf Arbeit geben.

So weit, so populistisch: Das rund siebzigköpfige Publikum, durch Anzeigen in Abendblatt und Morgenpost herbeigelockt, klatschte. Erst die Rhetorik des Vorsitzenden Kröger verliehen dem Parteiprogramm den traditionell rechten Anstrich: „Eine gesunde Jugend ist das Kapital für eine gesunde Gesellschaft in einer gesunden Zukunft.“ In die Familie gelte es zu investieren, denn nur sie könne die Jugend mit einem so „unbeugsamen Willen“ ausstatten, wie er ihm, Kröger, etwa eigen sei.

Auf wirtschaftspolitische Wackel-Füße stellte Referent Horst Mikonauschke, Diplom-Ingenieur, die Vorstellungen seiner VorgängerInnen: Auf der Lehre Silvio Gesells gründete er die These, daß mit der Abschaffung des Zinskapitals eigentlich alle Probleme gelöst seien, denn das Zinskapital verschulde die Arbeitslosigkeit. Wie dies allerdings im Hamburger Wahlkampf zu vertreten sei, war den „Deutschland-UnternehmerInnen“ nicht ganz klar. Einzige Forderung war, „die Bürgerschaft um die Hälfte zu verkleinern“. uwi

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