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Erfolge und Pleiten

■ Israels Fußball-Nationalteam verspricht sich vom Spiel gegen Deutschland Impulse für die WM-Qualifikation

Tel Aviv (dpa) – Das fußballversessene Israel erhofft sich deutsche Hilfe auf dem Weg zur Weltmeisterschaft. Wie auch immer das heutige Freundschaftsspiel (17.45 Uhr, ARD) gegen den Europameister ausgeht – Israels Mannschaft wird davon profitieren. Davon ist zumindest Nationaltrainer Schlomo Scharf überzeugt: „Dieses Spiel ist ein wichtiger Meilenstein zur Entwicklung des israelischen Fußballs. Die Deutschen werden uns einen harten Test auf dem Weg zur WM-Qualifikation liefern.“

Der bisherige Verlauf in der WM-Qualifikation gestaltete sich für Israel als ein Mix aus unverhofften Erfolgserlebnissen und unerwarteten Pleiten. Nach einem beeindruckenden Auftakt mit einem 2:1 gegen Bulgarien und einem 1:1 gegen die Russen folgte der Einbruch im Oktober 1996, als das Team in Limassol gegen Zypern beim 0:2 wertvollen Boden verlor. Danach gab es nur noch einen Sieg gegen Luxemburg (1:0). „Wir hatten ein paar feine Ergebnisse, aber wir haben sie nicht richtig umgesetzt“, bilanziert Scharf.

Wechselbäder haben die israelischen Fans immer wieder durchgemacht. Bisweilen lieferte das Team herausragende Spiele, etwa beim 3:2-Sieg über Frankreich in der Qualifikation für die WM 1994, um dann wieder in hoffnungsloser Mittelmäßigkeit zu versinken. Auch die Leistung der israelischen Vereine in den europäischen Wettbewerben war geprägt von fehlender Konstanz. Da besiegte Maccabi Haifa den italienischen Renommierverein AC Parma im Hinspiel, doch im Rückspiel der Uefa- Cup-Runde gab Haifa den Erfolg durch Abwehrfehler leichtfertig aus der Hand.

Der israelische Fußball krankt zudem an der Zweikampfschwäche seiner im internationalen Vergleich körperlich wenig robusten Spieler. Doch in diesem Punkt gibt es Hoffnung. Ejal Berkowitz beispielsweise, der in dieser Saison in Southampton spielt, und Chaim Revivo, bei Celta de Vigo, haben sich in der Fremde durchgesetzt. Beide bekamen jedoch keine Freigabe ihrer Klubs für das Spiel gegen Deutschland. Nun sollen die talentierten, aber zuletzt sehr wechselhaft spielenden Avi Nimni und Freistoßspezialist Itzik Zohar das Mittelfeld der Gastgeber ankurbeln. Im Angriff ruhen die Hoffnungen auf dem 33jährigen Eli Ohana, der zuletzt für Mechelen in Belgien spielte. Der Routinier wird unterstützt durch Ronnie Rosenthal von Tottenham Hotspur. In der Verteidigung sind Gadi Brumer, an dem angeblich Manchester United Interesse hat, und Veteran Nir Klinger die Stützen.

Trotz großen Medieninteresses blieb der Kartenverkauf für das Spiel bislang schwach. Lediglich 1.100 Tickets waren bis Sonntag abend abgesetzt. Der israelische Fußballverband führt das vor allem auf das schlechte Wetter, die fehlenden Spitzenspieler und die Tatsache zurück, daß das Spiel live im Fernsehen übertragen wird. Der Verband verteilte nach Angaben des Blattes Maariv schon mal 12.000 Tickets gratis an die Vereine, um jede Peinlichkeit schon vorher zu verhindern.

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