Raum für Frauen

■ Wohnungslose Frauen müssen nicht mehr in traditionellen Männereinrichtungen übernachten / Neues Angebot in der City

Die klirrende Kälte ist zwar vorerst vorbei, aber auch bei Regen und Nässe auf Bremens Straßen zu übernachten, ist alles andere als vergnüglich. Erst recht nicht für wohnungslose Frauen. Die sind hier vermehrt Gewaltandrohungen und tätlichen Angriffen ausgesetzt. Jetzt gibt es Abhilfe: Der Verein für Innere Mission bietet seit Anfang Februar ein differenziertes neues Wohnangebot in der Innenstadt speziell für Frauen an. Vergleichbare Einrichtungen gibt es nur in München, Mainz und Schwerin.

„Wir wollen wohnungslosen Frauen einen Raum zum Leben bieten, der nicht von Männern dominiert ist“, erklärte die Heimleiterin Bettina Töpke. In den traditionellen Übergangswohneinrichtungen gibt es überwiegend männliche Ansprechpartner, und Frauen müssen sich oft vor männlichen Übergriffen schützen. „Außerdem fehlt der Raum und das Bewußtsein für die spezielle Lebenssituation der Frauen, die auf Hilfe angewiesen sind“, weiß die Leiterin.

Viele der Frauen, die zur Inneren Mission kommen, finden ihre Selbstbestätigung in der Beziehung oder Familie, und nicht wie häufig Männer im erwerbstätigen Bereich, erzählt Bettina Töpke. Scheitert die Beziehung und kommen Kinder in Pflegefamilien oder werden zur Adaption freigegeben, entsteht ein soziales und gefühlsmäßiges Durcheinander, und das endet oft im Leben auf der Straße.

Die insgesamt sechs Mitarbeiterinnen des Sozialzentrums der Inneren Mission hoffen, ein sensibles und individuelles Wohnangebot geschaffen zu haben. So gibt es Plätze für Frauen, die aktuell dringend eine Übernachtungsmöglichkeit brauchen. Sie können hier bis zu drei Monate lang bleiben. Daneben wurden zwei Übergangswohnheime geschaffen, in denen die Frauen bis zu einem Jahr leben können. Sie teilen sich eine Wohnung mit einer weiteren Frau, haben aber jeweils eigene und abschließbare Zimmer. Hier werden unterschiedlich intensive Hilfestellungen angeboten – doch auf Wunsch werden die Frauen auch in Ruhe gelassen. „Wir sagen nicht: Ich weiß, was gut für dich ist und versuchen, die Frauen mit allen Stärken und Schwächen zu akzeptieren“, erläutert Bettina Töpke das Konzept. Ziel: Den Frauen soll wieder „die Lust am eigenständigen Leben“ vermittelt werden. Mit ganz kleinen Schritten. Ihre Räume dürfen die Frauen beispielsweise nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten. ans Kontakt: 171383 oder 171009