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Stunde X: Montag 15 Uhr, Dannenberg

■ Am nächsten Montag erreicht der Castor-Transport auf der Schiene das Wendland. In der Nacht zuvor fährt er im baden-württembergischen Walheim ab. Der Straßentransport ins Endlager soll erst am Mittwoch losgehen

Hannover (taz) – Bundesgrenzschutz und Länderpolizeien bereiten für den Transport von sechs Castor-Behältern in das Gorlebener Zwischenlager einen Rekordeinsatz vor: Am kommenden Montag um 15 Uhr soll der Zug mit den sechs Behältern voller hochradioaktiver Abfälle am Dannenberger Ostbahnhof eintreffen. Nach der gestern der taz bekanntgewordenen Einsatzplanung soll die strahlende Fracht insgesamt sechs Tage auf bundesdeutschen Schienen und Straßen unterwegs sein.

Auf den Gleisanschlüssen des fünf Kilometer vom AKW Neckarwestheim entfernten Kohlekraftwerks Walheim soll schon am kommenden Freitag der Atommüllzug zusammengestellt werden. Wie in Hannover verlautete, sollen alle sechs Behälter – drei aus Neckarwestheim, der Castor aus Gundremmingen und auch die beiden Castoren aus der französischen Wideraufarbeitungsanlage La Hague – schon im Lauf des morgigen Tages in Walheim eintreffen. Dort soll der Zug zwei Tage warten und in der Nacht von Sonntag zu Montag auf die Reise gen Norden gehen. Auf der Castor-Verladestation in Dannenberg sollen die sechs Castoren noch einmal fast zwei Tage stehen. Der Straßentransport ins Gorlebener Zwischenlager ist zum Ärger des niedersächsischen Innenministeriums erst für den Morgen des kommenden Mittwoch geplant.

Auf die Standzeit in Dannenberg, die allen Interessierten noch Gelegenheit zur Reise ins Wendland gibt, hat der Bundesgrenzschutz von Innenminister Kanther gedrungen: In dieser Zeit sollen nicht nur die Behälter auf Straßenfahrzeuge umgeladen werden. Die Einsatzleitung will auch alle BGS-Beamten, die für die Bewachung der Castor-Fahrt quer durchs Bundesgebiet vorgesehen sind, ins Wendland „nachführen“. Kanther möchte dort am Mittwoch beim Straßentransport von Dannenberg nach Gorleben mit über 10.000 Bundesgrenzschützern eine Machtdemonstration inszenieren. Bundesweit sollen bei dem Sechser-Transport etwa 30.000 Polizisten und Grenzschutzbeamte zum Einsatz kommen. Das Innenministerium in Hannover rechnete gestern bereits mit weit höheren Polizeieinsatzkosten als beim letzten Transport.

Bundesumweltministerin Angela Merkel traf gestern im Wendland mit Mitgliedern der Bürgerinitiative und Kommunalpolitikern zusammen. Die grüne Landtagsabgeordnete Rebecca Harm erklärte anschließend, Merkel sei ohne jedes Angebot in das Gespräch gegangen und habe keinerlei Entgegenkommen gezeigt. Schon vor Beginn des Gesprächs hatten Harm und der Landrat des Kreises Lüchow-Dannenberg die Frage gestellt: „Was will Frau Merkel eigentlich noch bei uns?“ Jürgen Voges

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