piwik no script img

Preiswürdiger Forschergeist

Von cleveren Nattern und durstigem Klee: Rekordbeteiligung beim diesjährigen Wettbewerb „Schüler experimentieren“  ■ Von Vanessa Ogle

Mäuse, Steinläufer, Silberfische, Krebse, Nattern, Ameisen, Kakerlaken – ein Großteil der TeilnehmerInnen des Wettbewerbs „Schüler experimentieren“hat sich tierische Themen ausgewählt: Was manchem eher zuwider ist, erklärten die jungen WissenschaftlerInnen zu ihren Forschungsobjekten. Am Donnerstag wurden im HEW-Ausbildungszentrum die diesjährigen GewinnerInnen bekannt gegeben, und alle TeilnehmerInnen präsentierten dort ihre Arbeiten.

Vivian Schmidt (12), Friederike Schulze (13) und Maja Klooß (14) gehören zu den PreisträgerInnen. Die drei beschäftigten sich zunächst in der Bio-AG mit Kornnattern und beschlossen dann, diese Tiere auch zu ihrem Wettbewerbsthema zu machen. „Wir haben gesehen, daß die Nattern immer sehr schnell auf ihre Beute losgehen, ohne sie richtig zu untersuchen“, erzählt Vivian. Die Frage „Lassen Kornnattern sich täuschen?“lag also nahe. Den Schlangen wurden Leckerbissen wie Mäuse oder Rindfleischbrocken vorgelegt, dazwischen versteckten sich Mäuse-attrappen. Täuschen ließen sich die cleveren Nattern allerdings nicht, obwohl die Forscherinnen sogar geruchsechte, in Mäusestreu gewälzte Fälschungen verwendeten. Ergebnis: Weil die Sehfähigkeit bei diesen Reptilien stark eingeschränkt ist, fungiert ihre Zunge als Haupt-Sinnesorgan.

Insgesamt 143 SchülerInnen – das ist Rekord – im Alter von zehn bis 15 Jahren aus 20 Hamburger Schulen nahmen diesmal am Wettbewerb teil. Die HEW standen zum 25. Mal Pate, halfen bei der Finanzierung und stellten bei Bedarf elektronisches Gerät zur Verfügung. „Schüler experimentieren“ist eine Art Junior-Abteilung des Wettbewerbs „Jugend forscht“: Die TeilnehmerInnen sind jünger, und der Wettbewerb endet auf Landesebene. Bei „Jugend forscht“qualifiziert sich die LandessiegerIn automatisch für den Wettbewerb auf Bundesebene, mehrere erste Preise können daher nicht vergeben werden. Anders bei den SchülerInnen: Aus den sieben naturwissenschaftlichen Fachgebieten Biologie, Chemie, Mathematik/Informatik, Physik, Geo- und Raumwissenschaften, Technik und Arbeitswelt wurden acht erstplazierte Arbeiten ausgewählt sowie viele zweit- und drittplazierte.

Mit einem stolzen ersten Preis konnte Diane Ebert nach Hause gehen. „Wieviel Durst hat Sauerklee?“wollte die mit zehn Jahren jüngste Teilnehmerin wissen. Bei diversen Sauerkleesorten untersuchte sie deren Flüssigkeitsbedarf und stellte fest, daß einige durch zu häufiges Bewässern in ihrem Wachstum gehemmt werden, da diese Pflanzen über eine hohe Wasserspeicherkapazität verfügen. Ganz selbstverständlich erklärt die Zehnjährige komplizierte Photosynthese-Prozesse, schließlich spielt die Lichtsituation für das Wachstum der Pflanzen auch eine wesentliche Rolle.

„Hat jemand mal ein Fünf-Pfennig-Stück?“Pawel Kazakow führt seinen Süßwarenautomaten vor. Ein Schlitz oben am bunt besprühten Gerät ist für die Münzeingabe, unten aus der Öffnung purzelt der Kaubonbon, der ganze Fußballstadien zu stimmlichen Hochleistungen inspiriert. Als der inzwischen 13jährige vor zwei Jahren von Moskau nach Deutschland kam, war er von den vielen Automaten, die an jeder Ecke ihre Waren ausspuckten, besonders fasziniert. Für „Schüler experimentieren“wollte er einen Automaten konstruieren, „den man nicht so einfach betrügen kann“– Pawels Automat ist in der Lage, zwischen falschen und passenden Münzen zu differenzieren. Und seinerseits ist auch der Automat ein grundehrlicher Geselle: Ist das Magazin leer, erhält der Benutzer sein Geld zurück.

Die Preise bestehen neben einer Uhr für jede TeilnehmerIn aus kleinen Geldbeträgen. Die Teilnahme am Wettbewerb wird über die Schulen geregelt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen