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■ SoundcheckGehört: Kinderzimmer Productions

Gehört: Kinderzimmer Productions. Man muß sie einfach sympathisch finden. Denn Sascha Klammt und Henrik von Holtum sehen wie jene freundlichen Menschen aus, die man beim Zivildienst trifft: Der Joint ist stets griffbereit, die Batik-Shirts sind vom vielen Waschen matt, die Schlaffheit wird abgefeiert, und dementsprechend hat man es mit dem Erwachsenwerden nicht übermäßig eilig. Doch als DJ Quasimodo und MC Textor haben beide diesen adoleszenten Freiraum genutzt, um „Akustiker“und sonst nichts zu werden, wie es in einem Stück von Kinderzimmer Productions heißt.

So präsentierte das Ulmer Duo seinen kaum weniger provinziell frisierten Gästen im MarX seine selbstironisch Im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit betitelte Platte. Allesamt sehen sie überhaupt nicht nach HipHop aus und doch gilt etwa Textor mit seiner versierten Vielstimmigkeit gegenwärtig wohl als der ausgeschlafenste Rapper deutscher Zunge. Die Styles und Moden – im Hip-Hop sonst das erste, was zur Glaubwürdigkeit ausgestellt wird – gehen an Kinderzimmer Productions fast völlig vorbei. Vermutlich können sie noch nicht einmal einen ordentlichen Handshake, ohne sich von sich selbst zu distanzieren.

Durch diese produktive Unbestimmtheit zeigen sie aber mit rein musikalischen Koordinaten Alternativen zu dem thematischen Ghetto aus Breakdance, Graffiti und Elefantenjeans. Auch wegen dieser Öffnung des Horizonts, der von einer milden Ironie allem gegenüber getragen wird, muß man die beiden provinziellen Akustiker einfach sympathisch finden.

Volker Marquardt

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