Börsenpläne aufgeschoben

■ Die Rapunzel AG plante schon 1995 den Gang an die Börse. Jetzt müssen Anleger wahrscheinlich bis 1999 warten

Eigentlich sind die Voraussetzungen bestens: Seit 22 Jahren erfolgreich im Geschäft, Marktführer im Bereich Naturkost, regelmäßig zweistellige Zuwachsraten, zuletzt mehr als 689 Millionen Mark Umsatz, über 100 engagierte Mitarbeiter, aus einer Betrugsaffäre gestärkt hervorgegangen – Gründer und Vorstand Joseph Wilhelm führt ein gesundes Unternehmen, das für den Börsengang geradezu prädestiniert ist und sich zur Perle auf dem Kurszettel entwickeln könnte. Nachgedacht wird bei Rapunzel über eine Börsennotierung schon länger, erstmals öffentlich kundgemacht wurde die Idee im Zwischenbericht für das erste Halbjahr 1995 (die taz berichtete). Im letztjährigen Geschäftsbericht nahm Joseph Wilhelm dann seine Ankündigung wieder zurück und begründete später auf der Hauptversammlung seine Entscheidung damit, daß er zunächst in der Lage sein wollte, eine angemessene Dividende zu zahlen. Auf die Frage nach einem Börseneinführungstermin verwies Wilhelm auf die bis spätestens 1999 genehmigte Kapitalerhöhung von 1,5 Millionen Mark: Damit sei eine Börsennotierung gut denkbar. Jedenfalls scheint eine Dividende für 1997 in greifbare Nähe zu rücken, nachdem schon 1996 mit einem Gewinn von 1,5 Millionen Mark ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielt wurde. Berücksichtigt man, daß die Informationspolitik bei Rapunzel zurückhaltender geworden ist, könnten die tatsächlichen Zahlen durchaus bei zwei Millionen oder darüber liegen. Die Bilanz wird für Ende März erwartet. Auch 1997 soll schon bestens angelaufen sein. Ein spekulatives Element liegt zusätzlich in einer Schadenersatzforderung in Millionenhöhe an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die die betrügerischen Aktionen des inzwischen rechtskräftig verurteilten Finanzprokuristen nicht bemerkt hatte. Hier wird noch in diesem Jahr eine Entscheidung erwartet. Rapunzel-Aktien werden zur Zeit außerbörslich zu einem Kurs von etwa 290 Mark gehandelt. taz

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