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„Junge Nationaldemokraten“ bieten versprengten Neonazis ein Zuhause

■ Die Jugendtruppe der NPD ist die zentrale Organisation für die Inszenierung öffentlichkeitswirksamer Aktionen

„Wir verkörpern das Leitbild des politischen Soldaten und fordern von jedem Mitstreiter fortwährende und konstante persönliche Opfer- und Leistungsbereitschaft.“ Auf Hochglanzpapier stellen sich die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) in ihren neuesten Schriften als „Vorhut eines neuen deutschen Reiches“ dar. Einst spielte die Jugendorganisation der NPD eher eine untergeordnete Rolle im rechtsextremen Lager. Doch mittlerweile hat sich die Organisation mit ihren etwa 300 Mitgliedern in der Szene eine Führungsposition erkämpft.

Die JN profitierte von den Verboten von zehn neonazistischen Organisationen, mit denen das Bundesinnenministerium und verschiedene Landesregierungen 1992 und 1993 auf den Höhepunkt der Welle rassistischer Gewalttaten reagierten. Die Polizei bildete Sonderkommissionen, es gelang, zentrale Demonstrationen wie den Rudolf-Heß-Gedenkmarsch zu verbieten oder ins grenznahe Ausland abzudrängen, und führende Figuren des Rechtsextremismus wie Christian Worch oder Ewald Althans wanderten ins Gefängnis. Die Szene reagierte verunsichert, Sympathisanten zogen sich zurück.

Um die Verbote zu umgehen und staatlichen Repressionen weniger ausgesetzt zu sein, bildeten die Neonazis verschworene Kameradschaften. Die JN bot sich als Sammelbecken für Mitglieder verbotener Gruppierungen an. Sie propagierte die Bildung einer „aktivistischen, höchst mobilen, völlig entbürokratisierten autonomen Gruppe von politisch Militanten“.

Nach und nach wurde die JN zur zentralen Organisation, wenn es galt, öffentlichkeitswirksame Aktionen wie jetzt in München zu inszenieren. Mit Argwohn beobachten Verfassungsschutzbehörden, wie immer mehr führende Kader verbotener Organisationen wie der „Nationalistischen Front“, der „Freiheitlich Deutschen Arbeiterpartei“ oder der „Wiking-Jugend“ zur JN überwechselten. Angst vor einem Verbot hat man in der JN nicht. „Wir sind lediglich eine Jugendorganisation der NPD. Solange die nicht verboten wird, kann uns nichts passieren“, frohlockt JN-Bundessprecher Klaus Beier.

Auch die Mutterpartei hat sich stabilisiert. Nach ihren Wahlerfolgen Ende der sechziger Jahre ging es mit den Nationaldemokraten stetig bergab. Auch ein Bündnis mit der „Deutschen Volksunion“ half nichts. Führende NPDler versuchten, mit der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ eine „rechte Sammlungspartei“ zu schaffen. Auch das mißlang. Hohe Schulden, Parteiaustritte und Wahlergebnisse von unter 0,5 Prozent waren die Folge. Parteichef Günter Deckert saß wegen der Auschwitz- Leugnung in Haft.

Mit der Wahl von Udo Voigt zum neuen Vorsitzenden entschied man sich dann, den Geschichtsrevisionismus zum einzigen Thema zu machen. Mit der „sozialen Frage“ wollte man neue Mitglieder rekrutieren. Aktivisten der JN wurden in den Parteivorstand gehievt, und die Partei erbte ein Haus im baden-württembergischen Eningen. „Ein Geschenk der Götter“, so NPD-Chef Voigt, denn nun verfügte man nicht nur über ein eigenes Schulungszentrum, sondern war bei den Banken wieder kreditwürdig. Mit 750.000 Mark von der Kornwestheimer Bank entschuldete sich die Partei weitgehend beim Bund und beim Land Baden-Württemberg.

1998 will die NPD flächendeckend in allen Bundesländern antreten. Man will sich, so Voigt, als „revolutionäre Partei des nationalen Widerstands“ etablieren. Schon jetzt freut sich der Parteichef, daß NPD und JN „in der Berichterstattung der verleumderischen Massenmedien im Vergleich zu den Auch-Nationalen dominieren“. Paul Harbrecht

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