piwik no script img

Erst denken, dann ändern

■ Berufsschullehrer fordern demonstrativ Denkpause für ihr Fach

Mit Gymnastikbällen legten gestern gut 70 SportlehrerInnen von Berufsschulen vor der Handwerkskammer (Foto) eine „aktive Denkpause“ein. Damit protestierten sie dagegen, daß ihr Fach in Berufsschulen demnächst durch Gutscheine für Sportvereinsstunden ersetzt werden soll. Diese sieht das „Hamburger Bündnis für Ausbildung“vor, das eine „wirtschaftspolitische Gesprächsrunde beim Ersten Bürgermeister“Mitte Februar beschlossen hatte (taz berichtete).

Das „Bündnis“soll „500 bis 1000 Ausbildungsplätze“schaffen. Dazu befragen die Kammern zunächst die Betriebe, um festzustellen, wie Auszubildende mehr Zeit in den Firmen und weniger in der Schule verbringen können. Zur weiteren Konkretisierung sollen dann „Experten“hinzugezogen werden, so Achim Meyer auf der Heyde, Leiter des Amts für Aus- und Weiterbildung der Schulbehörde.

Daß aber der Berufsschulsport ab dem Schuljahr 1998/99 über Gutscheine im Sportverein abgehakt wird, steht für Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) bereits fest. So entstehe gar noch mehr Kontinui- tät für sportliche Aktivität statt einzelner Stunden in Blockunterrichtsphasen, so Meyer auf der Heyde.

Dagegen betonten die PädagogInnen, daß ihr Fach weit mehr als Konditionstraining biete. Es trage zur Verbesserung des Arbeits- und Unterrichtsklimas bei und stärke die Gemeinschaft. Sport wirke der Gewalt entgegen, indem er Situationen schaffe, in denen Fair play geübt werden oder Aggressionen in ungefährliche Bahnen gelenkt werden könnten. Und er beuge Berufskrankheiten vor. An berufsspezifischen Sportkonzepten arbeiteteten bereits Krankenkassen und Vereine, sagte Inge Bornemann, in der Handwerkskammer zuständig für den Berufsausbildungsbereich. Auf „aktiven Pausen“in der Schule beharrte Bornemann, doch sei mit den PädagogInnen gestern ein „lebhaftes“Gespräch entstanden. jkn

Protestveranstaltung und Diskussion am Mittwoch, 5. März, 19 Uhr, Curio Haus, Kleiner Saal, Rothenbaumchaussee 15

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen