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Renault eint die Proletarier aller Länder

Gegen die Werksschließung in Belgien und geplante Massenentlassungen in Frankreich regt sich Widerstand in den Renault-Werken in ganz Europa. Schuld sei der Binnenmarkt  ■ Aus Paris Dorothea Hahn

Die gemütlichen Zeiten der Spazierstockschaltung in den Kastenautos von Renault sind endgültig vorbei. Seit bekannt wurde, daß außer einer Fabrikschließung im belgischen Vilvoorde auch in Frankreich Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet werden werden sollen, rufen die Gewerkschaften zum Kampf auf.

Gestern platzte durch Indiskretionen der Geschäftsleitung ein „Sozialplan“ mitten in die Aufregung über die geplanten 3.100 Entlassungen in Belgien. 2.700 Arbeitsplätze in Frankreich sollen noch in diesem Jahr abgebaut werden. Weitere Tausende sollen folgen.

Die Verantwortlichen der großen Gewerkschaften, die bereits am Vortag einen einstündigen Solidaritätsstreik mit ihren belgischen Kollegen beschlossen hatten, wollen nun erst recht reagieren. Als Hauptverantwortlichen für die Fabrikschließung in Brüssel machen sie den europäischen Binnenmarkt verantwortlich, in dem es keine Sozialcharta gibt. Morgen muß die Renault-Direktion ihre Pläne dem Gesamtbetriebsrat erläutern, zu dem neben Franzosen und Belgiern auch spanische, portugiesische und slowenische Vertreter gehören. Am Freitag wird der einstündige Streik laufen – an dem die belgischen, französischen und spanischen Renault-Werke teilnehmen werden.

Bereits am Montag hatten die belgische Zentralregierung und die flämische Regierung Klagen gegen die Schließung des Werks in Vilvoorde angekündigt. Der Generaldirektor von Renault, Louis Schweitzer, habe sowohl gegen belgische als auch gegen europäsche Gesetze verstoßen. Ein Mitarbeiter Schweitzers war am Freitag mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Paris nach Brüssel gefahren, hatte dort in einer Pressekonferenz kurz und knapp erklärt, die Fabrik mache im Juli zu, weil die Arbeiter „zu teuer“ seien, und war wieder abgereist. Die üblichen Konsultationen mit Betriebsrat und örtlichen Politikern hatte Renault souverän ausgelassen.

Vorausgegangen waren monatelange Gespräche zwischen Renault und PSA Peugeot einerseits und der Pariser Regierung andererseits. Die beiden französischen Autohersteller wollten 40.000 Arbeiter in den Vorruhestand schicken. Die Regierung sollte das finanzieren – und lehnte den Plan ab. Die Konzerne machten keinen Hehl aus ihrer Absicht, dabei weit über 10.000 Arbeitsplätze zu vernichten. Der Grund für die geplanten radikalen Einschnitte seien massive Verkaufsrückgänge. Im Februar setzte Renault in Frankreich fast 20 Prozent weniger Autos als im Vergleichsmonat des Vorjahres ab.

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