: „Vermeiden Sie Ausländer“
■ Berliner Bauunternehmen Trigon hat besondere Mietbedingungen
Berlin (taz) – Keine Vermietung öffentlich geförderter Wohnungen an Ausländer? Nein, sagt die Pressesprecherin des Berliner Landesverbandes freier Wohnungsunternehmen, das könne sie sich nicht vorstellen. So etwas sei ihr noch nie zu Ohren gekommen. Da müsse es sich um eine Fälschung handeln.
Es war keine Fälschung: „Vermeiden Sie möglichst die Vermietung an ausländische Mitbürger“, schrieb der Projektleiter „Staakener Felder“ der Berliner Trigon- Gruppe an seine Vermietungsabteilung. Viele Mietinteressenten, so der Projektleiter in dem Schreiben vom 27. Januar, das der taz zugespielt wurde, „haben einfach die ,Schnauze voll‘ von so einem Sozialgefüge“. Er stelle sich deshalb einen „maximalen ausländischen Anteil von 10 Prozent vor“.
Die Trigon-Gruppe, deren Geschäftsführer Klaus Groenke und Axel Guttmann bereits für die berüchtigte Klingbeil-Gruppe tätig waren, ist einer der größten Bauträger in Berlin. In die Schlagzeilen war das Baulöwenduo zuletzt Anfang 1995 geraten, als ihre Interhotel-Kette ins Schlingern kam. Um eine Pleite wie die des Bauunternehmers Schneider auf dem krisengeschüttelten Berliner Immobilienmarkt abzuwehren, war ein Bankenkonsortium unter Leitung der Deutschen Bank damals als Gesellschafter bei der Interhotel- Gruppe eingestiegen.
Der Crashkurs der Interhotel- Gruppe tat dem Engagement von Guttmann und Groenke im hochsubventionierten Geschäft mit dem öffentlich geförderten Wohnungsbau freilich keinen Abbruch. Alleine auf den Staakener Feldern errichtete die Trigon 580 Wohnungen im sogenannten zweiten Förderweg. Damit die Vermietung im Spandauer Neubauprojekt reibungslos verläuft, hatte der Spandauer Baustadtrat Thomas Scheunemann die Unternehmensgruppe sogar eingeladen, im Rathaus des Bezirks ihren Wohnpark vorzustellen. „Wir können es uns nicht leisten“, sagte Scheunemann damals, „Bauherren als Bittsteller ins Rathaus kommen zu lassen.“
Nach dem rassistischen Schreiben seines Projektleiters muß Geschäftsführer Axel Guttmann freilich selbst Buße tun. „Ich muß mich für den Mitarbeiter und das ganze Haus entschuldigen“, sagte er gestern zur taz. „Das ist nicht der Stil unseres Hauses.“ Der Projektleiter sei deshalb bereits einen Tag nach Verfassen des Schreibens bis hin zur Drohung mit Kündigung abgemahnt worden.
Der Pressesprecherin des Verbandes freier Wohnungsunternehmen fiel nach Guttmanns Entschuldigung ein Stein vom Herzen. „Das Unternehmen hat richtig reagiert“, sagt sie. „Berlin ist doch eine multikulturelle Stadt.“ Uwe Rada
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