Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Amy und die Wildgänse USA 1996, R: Carroll Ballard, D: Anna Paquin, Jeff Daniels, Dana Delany

„Wie anhänglich Gänseküken auch einen Menschen als Mutterfigur akzeptieren, ist bekannt - allerdings muß die Pflegeperson den Kleinen auch das Fliegen beibringen und ihnen, wenn der Herbst kommt, im Zugvogelschwarm südwärts voranfliegen. Nur gut, daß die 13jährige Gänsemutter Amy im kanadischen Ontario einen Leichtbau-Flugzeugnarren als Vater hat, der ihr ein Gefährt nach Maß baut, und noch besser, daß im Kino auch unwahrscheinliche Abenteuer gelingen. Die Kinder-und-Tier-Profis Carrol Ballard (Regie) und Caleb Deschanel (Kamera) haben das alles ganz fabelhaft hingekriegt.“(Der Spiegel) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willeke van Ammelrooy, Els Dottermans

„Voller Witz und trotz aller Melancholie voll Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik: Menschen kommen und gehen, Leben entsteht und vergeht. Das alles erzäht Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft..“(Bremer) Modernes, MUWI-Filmkunst (Ol)

B

Der Blaue Pfeil Italien/Schweiz/Luxemburg 1996, R: Enzo D'Alo

„Eine ganze Kompagnie von Spielzeug nimmt die Bescherung in die eigene Hand. Zumindest soll das mal passiert sein, irgendwann in Italien am 5. Januar. Ein turbulenter, spannender Zeichentrickfilm nimmt vor aquarelliertem Hintergrund in einem norditalienischen Städtchen seinen Lauf. Die einfach gezeichneten Figuren sind eine Wohltat angesichts der Disneyschen Grimassendramaturgie. Nicht nur das die Dialoge von feinem Humor zeugen, manchmal klingt sogar Zynismus durch. Auch die Handlung ist erfrischend unpädagogisch, nämlich rücksichtslos dramatisch.“(tip) Kino 46

Broken Silence Schweiz 1995, R: Wolfgang Panzer, D: Martin Huber, Ameenah Kaplan

Der Regisseur Wolfgang Panzer schickt einen Kartäusermönch aus seinem schweizer Kloster in die weite Welt hinaus, und läßt ihn zusammen mit einer afroamerikanischen Globetrotterin mit Taxi, Bus, Bahn und Schiff durch Indien und Indonesien reisen. Ohne festes Drehbuch fuhren die beiden Schauspieler mit einem kleinen Filmteam die Reiseroute des Films entlang und zusammen entwickelten sie die einzelnen Szenen, je nach den Gegebenheiten und ihren Entdeckungen an den einzelnen Drehorten. Alle wirklich guten Roadmovies haben solch einen dokumentarischen Kern: die Reise wird uns nicht nur vorgespielt, sondern die Schauspieler haben wirklich in engen Bussen gesessen, haben sich am scharfen indischen Essen den Mund verbrannt und wußten nicht, in welchem Bett sie am nächsten Abend schlafen würden. Und Panzer ist es gelungen, die Einsichten in das Seelenleben des weltfremden Mönches und der weltgewandten jungen Frau genauso authentisch und aufregend auf die Leinwand zu bringen wie die javanesischen Vulkanlandschaften und indischen Flußfahrten. (hip) Cinema

C

Der Club der Teufelinnen USA 1996, R: Hugh Wilson, D: Goldie Hawn, Bette Midler, Diane Keaton

„Drei ältere Frauen ruinieren in gemeinsamer Freundschaft und Solidarität materiell und libidonös ihre drei Ex-Gatten - so läßt sich der Plot beschreiben und der Film eigentlich auch ad acta legen. Denn bei allen existentialistisch-tragischen Unter- und Nebentönen ist das Ganze doch zu forciert als Klamotte angelegt, um mehr als eine bunte, antidepressive Phantasie abzugeben, die die Zuschauerin vereint mit den Wechseljahren-Hormonen einnehmen kann. Die Logik wie die Bilder dieses Films entsprechen einer Mischung aus den Glanzmagazinen „Brigitte“und „Häuser“samt deren Sinn für optischen und ökonomischen Realismus.“(epd-Film) City

The Crucible (Hexenjagd) USA 1996, R: Nicholas Hytner. D: Winona Ryder, Daniel Day-Lewis

Originalfassung ohne Untertitel von „Hexenjagd“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast

D

Daylight USA 1996, Rob Cohen, D: Silvester Stallone, Amy Brenneman

„Dieser am Reißbrett entworfene Katastrophenfilm folgt minutiös und ohne Überraschungen dem Vorbild sämtlicher Katastrophenfilme von „Airport“bis „Poseidon-Inferno“. In den ersten Minuten lernen wir sehr oberflächlich eine Reihe von Personen kennen. Alle haben Probleme und alle fahren Richtung Holland-Tunnel, der New York mit New Jersey verbindet. Man ahnt nicht, man weiß: Es gibt Ärger. Und schon explodiert ein mit Sprengstoff beladener Truck und bringt Teile des Tunnels zum Einsturz. Die Überlebenden sind eingeschloßen. Silvester Stallone steigt in den Tunnel, um die Gruppe herauszuholen.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter

Dalai Lama - Botschafter der Toleranz Deutschland 1994, R: Friedhelm Brückner

Brückner portraitiert die Aktivitäten des Dalai Lama, der weltweit wegen seines gewaltlosen Widerstands gegen die chinesische Besetzung Tibets respektiert wird. Kino 46

Das doppelte Lottchen Deutschland 1950, R: Josef von Baky, D: Jutta und Isa Günther, Liesl Karlstadt

„Elfjährige Zwillingsschwestern, durch die Scheidung ihrer Eltern in frühester Kindheit getrennt, finden sich durch Zufall inj einem Ferienheim und spinnen eine heiter listige Intrige, um Vater und Mutter wieder zuvereinen. Sympathische und rührende Familienkomödie nach dem Kindderroman von Erich Kästner.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel

E

El Mariachi USA 1992, R: Robert Rodriguez, D: Carlos Gallardo

„Der Film ist eine (im Stil wie in den Kosten) ökonomische Satire auf den Machismo und die Liebesschnulzereien im mexikanischen Kino. In der Art einer „Invasion der Datenhacker“erzählt der Film von Gaunern mit Computern in den Gefängniszellen; der Gute, der Böse und der Häßliche kommunizieren per Handy, und ein hübscher junger Mariachi-Musiker geht gegen die Konkurrenz der Synthesizer baden. Die Art des Humors - eine Mischung aus Ironie und überzogener Parodie - erinnert an Jim Jarmush, gekreuzt mit einem heterosexuellen Almodovar - wie immer das aussehen könnte.“(taz) Gondel

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow

Der Autor Michael Ondaatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, Die Zeit) Schauburg, Filmstudio, Gondel, Casablanca (Ol)

Evita USA 1996, R: Alan Parker, D: Madonna, Antonio Banderas, Jonathan Pryce

„Daß es nicht damit getan ist, das Wunder der Santa Regina Evita, des illegitimen Kindes eines armen Bauern, die von den armen Leuten abgöttisch verehrt wurde, im Stil marxistischer Moritaten anzuprangern, hat Parker kongenial erfaßt - und deshalb Madonna für die Rolle der Evita angeheuert. Abgesehen davon, daß Madonna die Gelegenheit hat, sich als Charakterdarstellerin zu behaupten, spiegelt ihr eigenes Image als self-made-woman und Pop-Ikone Evitas Verherrlichung auf frappante Weise wieder.“(epd-film) Schauburg

F

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

H

Hexenjagd USA 1996, R: Nicholas Hytner, D: Winona Ryder, Daniel Day-Lewis, Paul Scofield, Joan Allen

„Ende des 17. Jahrhunderts bricht im amerikanschen Ostküstendorf Salem die Hexen-Hysterie aus. Eine durchtriebene Göre versetzt mit ihren Anschuldigungen den gesamten Ort in Panik und bringt einen grotesken Gerichtsprozeß in Gang, bei dem es nur Verlierer geben kann. Späte Adaption eines Bühnenstückes von Arthur Miller, das in den frühen fünfziger Jahren noch brandaktuell war, uns in dieser Form aber nur wenig zu sagen hat. Hytners Inszenierung liegt vollkommen daneben; die einzigen Lichtblicke sind Winona Ryder und Joan Allen.“(tip) UT-Kinocenter

101 Dalmatiner USA 1996, R: Stephen Herek, D: Glenn Close, Jeff Daniels, Joely Richardson

„Das Remake aus der Hölle! In dieser Realfilm-Version sprechen die Hunde nicht mehr, sie wackeln nur noch mit den Köpfen und bellen. Und die Menschen, angeführt von Jeff Daniels und Joely Richardson, wandern durch die ganze Angelegenheit mit einem benommenen, ungläubigen Gesichtsausdruck, was man ja auch durchaus nachvollziehen kann. In ihren Eingangszenen als die böse Cruella DeVil zeigt Glenn Close eine gewisse scharlachrote Freude an ihrer eigenen Monströsität. Aber schnell wird der Zauber und die Feinfühligkeit des Zeichentrickfilms von 1961 durch schwerfällige Grobheiten erschlagen. Ist dies jetzt die offizielle Geschäftspolitik von Disney?“(New Yorker) UFA-Palast, UT-Kinocenter, MUWI-Filmkunst (Ol), Solitaire (Westerstede)

I

Ich war ein glücklicher Mensch Deutschland 1990, R: Eduard Schreiber

„Der Film entwickelt anhand der Lebensgeschichte eines Kommunisten eine kleine Allegorie der DDR. Tilbert Eckertz geriet 1953 in die Fänge der stalinistischen Justiz; noch aus der Haft schrieb er an seine Frau, sie möge nicht vergessen, die neuen Stalin-Bände zu kaufen. Nachdem er wieder freikam, arbeitet er wieder bei ADN, so als sei nichts geschehen. Diese Verdrängung forderte Opfer und fand sie in der Familie.“(Freitag) Kino 46

Ihre Hoheit befiehlt Deutschland 1931, R: Hanns Schwarz, D: Willy Fritsch, Paul Hörbiger

Revuefilm mit Musik der Comedian Harmonists. Einer der Drehbuchautoren war immerhin Billie Wilder Kino 46

I Shot Andy Warhol USA 1996, R: Mary Harron, D: Lili Taylor, Jarde Harris

„Fast 20 Jahre nachdem die Feministin Valerie Solanas versucht hat, Andy Warhol zu erschießen, ist dies der Versuch, ihre Person und Motive darzustellen. Der Film überzeugt durch seine Parteilichkeit, und die Hauptdarstellerin Liliy Taylor versteht es, den radikalen Positionen von Valerie Solanas sowohl Witz als auch Logik zu geben. Warhol-Verehrer seien ausdrücklich gewarnt, denn er und sein Clan kommen eher debil und tuntig daher.“(tip) Atlantis

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Jerry Maguire - Das Spiel des Lebens USA 1996, R: Cameron Crowe, D: Tom Cruise, Cuba Gooding Jr.

„Tom Cruise spielt die Titelrolle: einen schlitzohrigen und eingebildeten Agenten für Profi-Sportler. In den flüssigen Anfangsszenen verspricht der Film, bei dem Cameron Crowe das Buch schrieb und Regie führte, etwas sehr ungewöhnliches zu werden: eine Komödie über die spirituelle Krise eines oberflächlichen Mannes. Aber der Star zieht sich schnell auf seine bekannte „Ich kann alles erreichen“-Routine zurück, und Crowe verliert die Kontrolle über den zerbrechlichen komödiantischen Tonfall.“(The New Yorker) Europa, UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen), Solitaire (Westerstede)

K

Kleines Arschloch Deutschland 1996, R: Michael Schaak

„Michael Schaaks „Trickompany“, die bereits dem beinharten Werner das Kesseln beibrachte, verhalf dem Titelhelden zu einem animierten Leben. Und leider sieht vieles deshalb auch verdächtig nach „Werner“aus. Wenn das kleine Arschloch (gesprochen von Helge Schneider) über den Friedhof schiebt, hat der Film seine guten Momente; den subversiven, beißenden Witz der Bücher des „Käpt'n Blaubär“-Vaters Moers erreicht er leider nicht. Aber eines verdanken wir diesem Film dann doch: endlich mal an der Kinokasse sagen zu können: Einmal Kino 3, kleines Arschloch!“.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter, Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

L

Larry Flint - Die nackte Wahrheit USA 1996, R: Milos Forman, D: Woody Harrelson, Courtney Love, Edward Norton

„Zu Beginn der 70er drang die sexuelle Revolution bis ins US-amerikanische Hinterland vor. Einer ihrer Protagonisten war Larry Flynt, der Herausgeber des Sex-Magazins ,Hustler'. Das Pornoblatt machte ihn reich. Aber es rief auch selbsternannte Moralwächter auf den Plan. Flint wurde in zahllose Prozesse verwickelt, landete im Gefängnis und in der Nervenklinik.“(Bremer) Forman ist „mit Larry Flint eine der großartigsten Filmbiographien der letzten Jahre gelungen. Er zeigt Flynts Leben nicht als dokumentarische Wahrheit, sondern schmissig, bunt mit schlagfertigen Dialogen, dramatischen Augenblicken und dem ganzen dekorativen Exzeß seiner neureichen Welt.“(Der Spiegel) Schauburg, UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Apollo (Whv)

Liebe hat zwei Gesichter USA 1996, R: Barbara Streisand, D: Barbara Streisand, Jeff Bridges

„Dies ist wohl der einzige Film, in dem ein häßliches Entlein sich in ein noch häßlicheres Entlein verwandelt. Barbara Steisand, die den Film produzierte, Regie führte (und sich dabei wie eine boshafte Ausgabe des tyrannischen Otto Preminger aufgeführt haben soll) und natürlich die Hauptrolle spielte, entpuppt sich als unglaublich eitel. Sie glaubt in „Liebe hat zwei Gesichter“als 52jährige locker eine 35jährige glaubhaft verkörpern zu können, und hat sich dafür so glamöurös als graues Mäuschen (ohne ein Gramm Übergewicht) herausgeputzt, daß es nur noch lächerlich wirkt, wenn sie sich für ihre große Liebe angeblich mit Diät, Schminke und neuen Kleidern attraktiver macht. Leid kann uns bei all dem nur der wackere Jeff Bridges tun. Denn dies ist im Grunde eine von den alten Rock Hudson/Doris Day-Schnulzen - nur Mrs. Streisand hat sich den Part von Hudson geschnappt, und Bridges steht nun als männlich/passive Doris Day dumm da.“(Christopher Tookey) City, UT-Kinocenter

M

Mars Attacks! USA 1996, R: Tim Burton, D: Jack Nicholson, Glen Close, Tom Jones

„Eine Serie von Kaugummi-Sammelbildchen aus den 60er Jahren stand Pate für diese detailverliebte Science-Fiction-Oper, eine einzige Hommage an die Blüten des Genres aus den fünfziger Jahren. Zugleich wirkt „Mars Attacks!“wie eine unfreiwillige Parodie auf „Independence Day“. Wo der auf eine effektive Mischung aus Spannung und Rührseligkeit setzte, da setzt Burton zum Rundumschlag an: Politik, Busineß, Militär, Fernsehen und White Trash bekommen ihr Fett weg. Statt Helden inszeniert er eitle, selbstsüchtige Deppen. Das ist eher richtungslos, gleichmacherisch, nicht immmer treffsicher, dafür hemmungslos albern, wunderbar geschmacklos und nihilistisch.“(tip) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Mikrokosmos Frankreich/Schweiz/Italien 1995, R: Claude Nuridsany, Marie Perennou

„Mikrokosmos entführt in eine Zauberwelt voller Metamorphosen, in der Wesen über das Wasser laufen und Mücken wie Wassernymphen im Mondlicht flirren. Im Mittelpunkt der Naturdokumentation des französischen Forscherteams stehen die Insektenbewohner einer Wiese. Mit Hilfe von speziellen Kameras gelangen den Forschern ungewöhnliche Aufnahmenn.“(Silke Schütze) Schauburg

Mönche, Tänze und Soldaten Deutschland 1926-37, R: Wilhelm Filchner

Von seinen Expeditionen brachte der Autor einzigartige ethnographische Dokumente mit wie z.B. heimlich gedrehte Tscham-Tänze. In den 50er Jahren wurde das Material neu aufbereitet und mit einem einleitenden Kommentar versehen. Kino 46

Die Mutter des Killers Deutschland 1996, R: Volker Einrauch, D: Dieter Landuris, Peter Lohmeyer

„Der Krimiautor Theo, der Leichenbestatter Lu und die blonde Jennifer haben einen Mordplan ausbaldowert, der sie alle reich machen soll. Währenddessen schlägt sich der Leichenbestatter Eddie mit seiner fremdgehenden Frau, mit einer leicht zu tröstenden Witwe und seiner Mutter herum. Es geht um Verrat und Betrug, Habgier und Mordlust, Liebe und Eifersucht. Rasant, trocken und ziemlich lakonisch.“(tip) Atelier

N

Niki de Saint Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki De Saint Phalle

Die französisch-amerikanische Künstlerin erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely. Gondel

Die Not der Frauen Deutschland & USA 1989-91,R: Clemens Kuby, Ellen Bruno, Lotti Marsau

Zusammen mit „Satya - A Prayer for the enemy“und „Chinas Tibet?“. Drei Dokumentarfilme über den Widerstand der Tibeter gegen die chinesischen Besetzer. Kino 46

O

Out Of This World USA 1952, R: Lowell Thomas Sr. und Jr. /Originalfassung ohne Untertitel

Die beiden Journalisten - Vater und Sohn - besuchten 1949 Lhasa. Aus den Briefen, die der Sohn, der im Land geblieben war, seinem Vater geschickt hat, ist dieser Film montiert. Kino 46

P

Praxis Dr. Hasenbein Deutschland 1996, R: Helge Schneider, D: Helge Schneider, Peter Berling, Andreas Kunze

„Der legitime Nachfolger von Ruhrpott-Komiker Jürgen von Manger mimt in seiner dritten Regiearbeit den Arzt des Mühlheimer Quartiers „Karges Loch“. Dramaturgischer Höhepunkt des Films ist der Tod eines Hamsters, doch auf die Handlung kam es nie an bei Helge Schneider. Auch sein jüngstes Werk besteht aus Variationen über Typen und Begegnungen, unerbittlich führt er seinem staunenden Publikum den Wahnsinn des Alltags vor Augen und erhebt dabei den Unsinn zur Kunstform.“(tip) UFA-Stern, MUWI-Filmkunst (Ol)

R

Rennschwein Rudi Rüssel Deutschland 1994, R: Peter Timm, D: Ulrich Mühe, Iris Berben, Karl Liefen

„Zupi Gützkow, ganze neun Jahre alt, gewinnt den Hauptpreis auf einem Feuerwehrfest: ein quitschfideles Ferkel. Rudi Rüssel, wie die Kinder den rosa Vierbeiner getauft haben, ist schließlich der Grund dafür, daß die Familie ihre Wohnung verliert. Aber natürlich wäre dies keine Familienkomödie, wenn sich nicht alles in rosa Wohlgefallen auflösen würde. Regisseur Peter Timm („Go, Trabi, Go“) gelingt erneut das Kunstsstück, banale Witze zu reißen, ohne dabei peinlich klamaukig zu sein.“(TV-Spielfilm) Atlantis

Rossini Deutschland 1996, R: Helmut Dietl, D: Mario Adorf, Veronica Ferres, Götz George, Heiner Lauterbach

„In der Art, wie Dietl sich und seinesgleichen mutwillig dem Komödiengelächter preisgibt, trifft sich äußerste Koketterie mit äußerster Ehrlichkeit - erlaubt ist das nur und gelingt nur, weil Dietl so alles umarmend in sein Werk verliebt ist. Da gibt es eine kleine Gesellschaft kennenzulernem, von der man nicht sagen kann, daß sie über sich selbst hinaus etwas bedeute. Wenn dieses Schwabing nicht die Welt ist, gibt es überhaupt keine.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

S

Die Schwanenprinzessin USA 1994, R: Richie Rich

„Als wahrer Zuckerbäcker erweist sich Richie Rich in seinem ersten langen Zeichentrickfilm. Bei der Erzählung einer fantastischen Liebesgeschichte von der verzauberten Prinzessin, die nur von dem geliebten Prinzen befreit werden kann, wagt er sich bis an die Grenze des guten Geschmacks vor. Das Ergebnis dieser gekonnten Gratwanderung ist ein rührendes Märchen mit allem, was dazugehört.“(tip) UFA-Palast

Schwarze Augen Italien 1987, R: Nikita Michalkov, D: Marcello Mastroiani, Elena Sofonova

Ein Filou ist dieser Romano: Er lügt, ist oberflächlich und feige, ein Geck, der dümmlich herumstolziert und unter jeden Rock greifen muß. „Ein typischer Italiener“sagt Marcello Mastroiani, dem die Rolle in diesem prächtig ausgestatteten Kostümfilm von Michalkov auf den Leib geschrieben wurde. Das Drehbuch basiert auf Motiven aus Kurzgeschichten von Anton Tschechov. Mastroiani spielt Romano ohne jede Beschönigung als labilen, komischen Narren, aber immer mit einem selbstironischen Augenzwinkern. Nach einer kleinen Geste, einem Blick oder einem tänzelnden Schritt verzeiht man ihm sofort das Unverzeihliche. So ist Romano ein unwiderstehliches Würstchen. (hip) Kino 46

Shine - Der Weg ins Licht Australien 1996, R: Scott Hicks, D: Geoffrey Rush, Noah Taylor, Armin Mueller-Stahl, John Gielgud

Eines der beliebtesten Klischees über Künstler ist es, daß Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Wenn nun der australische Film „Shine“von einem virtuosen Pianospielers handelt, der in der psychiatrischen Anstalt landet, sind die Erwartungen schon vorprogrammiert. Und werden zum Glück gründlich enttäuscht. Der Regisseur Scott Hicks erzählt hier die wahre Geschichte von David Helfgott, der in den 50er Jahren als Wunderkind am Flügel reüssierte, auf der Bühne nach dem Spielen des berüchtigt schwierigen 3. Pianokonzerts von Rachmaninoff zusammenbrach und nach einer langen geistigen Umnachtung wieder den Weg in die seelische Gesundheit und ans Klavier fand. Armin Mueller-Stahl spielt Davids Vater als eine wahrhaft erschreckende Mischung aus Tyrann und Opfer. Sein Gegenpol ist John Gielgud in einer weiteren schönen Nebenrolle als ein Musikprofessor, der David in London fördert und so etwas wie sein Traumvater ist. Das Wunderbare an diesem Film ist es, das er trotz Geisteskrankheit und Davids gescheiterter Weltkarriere alles andere als deprimierend ist. Dafür ist Hicks ein zu romantischer und warmherziger Erzähler. (hip) Schauburg

Sleepers USA 1996, R: Barry Levinson, D: Kevin Bacon, Robert De Niro, Dustin Hoffman

„Vier Jungen werden in die Reformschule gesteckt und dort mißhandelt und vergewaltigt. Jahre später planen sie ihre Rache gegen ihre Peiniger. Es ist erstaunlich, wie Lewinsons Talente ihn im Stich lassen, sobald er mit seinen Filmen seine Heimatstadt Baltimore verläßt. Diese schwerfällige Adaption von Lorenzo Carcaterras in New York angesiedelter Biografie wirkt wie eines von diesen Sozialdramen der Warner-Studios aus den 30er Jahren. De Niro ist ein Priester a la Pat O'Brien, Hoffman ein gerissen-abgerissener Anwalt, aber selbst die wenigen Szenen mit diesen beiden heiligen Monstern werfen keine Funken.“(Time Out) City

Space Jam USA 1996, R: Joe Pytka, D: Michael Jordan, Bugs Bunny, Daffy Duck

„Einen explosiven Cocktail aus Wirklichkeit und Cartoonphantasie hat das Team Reitman/Pytka hier gemixt: Wo sich Bob Hoskins noch mit einem einzigen Zeischntrick-Hasen namens Roger Rabitt herumschlagen mußte, wird Michael Jordan, ganz in die Welt der Cartoonfiguren verpflanzt. Während am einen Ende der Geschichte die Gummikörper der Tooney Tunes für überbordende Phantasie sorgen. stehen am anderen Ende Basketballspieler, die sich alle selbst spielen, für einen bizarren Realitätskick.“(epd-Film) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Star Trek - Der erste Kontakt USA 1996, R: Jonathan Frakes, D: Patrick Stewart, Brent Spiner, Marina Sirtis

„Ein Mythos ist weder gut noch schlecht. Wer an Star Trek glaubt, wer den Geist der Fernsehserie und ihren Erzählrhythmus verinnerlicht hat, wird auch „Der erste Kontakt“mögen. Schließlich beantwortet der Film nicht nur die brennende Frage, wie das war, damals im 21. Jahrhundert, als Mensch und Vulkanier einander zum ersten Mal „Live long and prosper“wünschten. „Der erste Kontakt“schreibt auch die Geschichte des Androiden Data weiter, der seinem Ziel, ein Mensch zu werden, dank der verführerischen Borg Queen wieder ein Stück näher gekommen ist.“(tip) Modernes

T

Taxi Lisboa Deutschland 1996, R: Wolf Gaudlitz, D: Augusto Macedo, Josefina Lind / Originalfassung mit Untertiteln

„Im Laufe der Jahre haben sich die Spuren des Lebens tief eingegraben – in die rissigen Häuserfronten Lissabons ebenso wie in Augusto Macedos faltiges Gesicht, der Tag für Tag sein schwarzes Oldsmobil durch die engen Gassen lenkt und am Hauptplatz unterhalb des Rossio auf Kundschaft wartet. Mit ihm und seinem Gefährt begibt sich auch Regisseur Wolf Gaudlitz auf eine fantastische Reise durch die portugiesische Hauptstadt und ihre melancholisch-nostalgische Stimmung des „Saudade“.“(film-dienst) Cinema

Tibet - Tor zum Himmel Deutschland 1989, R: Jaroslav Poncar

Der Fotograf Poncar folgt den Spuren früherer Forscher und Reisender und sucht - wie seinerzeit schon Sven Hedin - die Quelle des Indus in einer der heiligen Regionen in der Nähe des Kailash-Berges. Den faszinierendne Eindrücken von der erhabenen Landschaft stellt er Szenen des Alltags von heute gegenüber. Kino 46

Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewen Bremner

„Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer drogensüchtigen Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder Lebensgefühl.“(taz) Cinema

W

Wahlverwandtschaften Italien/Frankreich 1996, R: Paolo und Vittorio Taviani, D: Isabelle Huppert, Jean-Hugues Anglade

„Trotz eilig aufgelegtem „Buch zum Film“: Der Film zum Buch läßt nicht erkennen, was die geschätzten toskanischen Regie-Brüder Taviani dazu verlockt haben könnte, Goethes Quartett von Liebenden in ihre Heimat zu verpflanzen. Es wird wenig im Grünen gelustwandelt, viel eher vor steifer Schokolade palavert. Lange läuft der Film brav hinterm Roman her, dann biegt er sich doch ein netteres Ende zurecht, und man stellt sich die ganze Zeit die Frage – was soll das allles?“(Der Spiegel) Atlantis

Z

Zappas Zweihundert Motels USA/Großbritannien 1971, R: Frank Zappa, Tony Palmer, D: Zappa and the Mothers of Invention

„Dieses Kultstück von Frank Zappa, Gründer der „Mothers of Invention“, wurde von Videobändern auf Film übertragen, und wäre besser gelöscht worden. Es ist unmöglich zu beschreiben, soll aber wohl die Visualisierung einer Tournee der „Mothers“sein, gesehen durch die Augen von Jemandem (vermutlich Zappa), der durch diese Tournee dem Wahnsinn anheimfiel. „The Mothers“führen viele langweilige Stücke auf und spielen viele Comedy-Szenen mit bizarren Nebendarstellern. Der Film ist nie so witzig, wie er es gerne wäre (die „Mothers“konnten dagegen auf der Bühne sehr komisch sein), und er wird schnell ermüdend.“(Guide for the Film Fanatic) Kino 46