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OSZE-Mission will in Albanien vermitteln

■ Sonderbeauftragter Franz Vranitzky soll schon heute nach Tirana fliegen. Italien will Friedenstruppen ins Nachbarland entsenden. Im Süden Albaniens liefern sich Aufständische und Soldaten erste Gef

Wien/Athen/Tirana (dpa/AFP/ taz) – Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will sich vermittelnd in die Albanien-Krise einschalten. Der frühere österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky wurde am Dienstag abend von der OSZE zum Sonderbeauftragten für Albanien ernannt. Vranitzky soll, wie eine OSZE-Sprecherin bestätigte, schon heute mit einer Delegation nach Tirana fliegen. Sein Ziel sei, zu erkunden, welche „sofortigen Hilfsaktionen von der OSZE unternommen werden sollten“, sagte die Sprecherin. Allerdings räumte sie ein, daß der Termin wegen „technischer Fragen“ nicht gesichert sei. Aus OSZE-Kreisen verlautete, Albaniens Präsident Sali Berisha sperre sich gegen den Besuch der Delegation. Erst solle die Lage im Land stabilisiert werden.

Vranitzky selbst berichtete im österreichischen Fernsehen, die OSZE wolle sich ein Bild von der Lage in Albanien machen, kritische Fragen stellen, ob Demokratie und Menschenwürde eingehalten würden. Außerdem wolle er erkunden, was getan werden könne, um die Rebellion zu beenden. Albanien ist eines von 53 OSZE-Mitgliedern.

Das OSZE-Mitglied Italien erklärte sich dagegen bereit, Friedenstruppen nach Albanien zu schicken. Außenminister Dini sagte der Zeitung la Repubblica, italienische und albanische Soldaten könnten zusammen Verbrecher daran hindern, Vorteile aus dem Chaos zu ziehen. Das Auswärtige Amt in Bonn empfahl gestern, von Reisen nach Albanien abzusehen. Deutsche wurden aufgefordert, das Land zu verlassen.

Im südalbanischen Vlorä bereitete sich die Bevölkerung gestern auf einen Angriff der Armee vor. Die Hafenstadt wird von Aufständischen kontrolliert und ist von der Armee eingeschlossen. Auch Saranda wurde nach Angaben des griechischen Fernsehsenders Skai von der Armee eingekesselt. Die Lage war gestern aber ruhig.

Der ehemalige Präfekt der Region, Dimitris Stefos, berichtete telefonisch, der albanische Präsident habe versprochen, daß die Armee nicht in die Stadt einmarschiert. Auch in Fiari, rund zehn Kilometer von Saranda entfernt, beruhigte sich die Lage im Laufe des Vormittags. Das berichtete der albanische Abgeordnete Thomas Mitsios telefonisch. Regierungstruppen hatten sich am Morgen Gefechte mit den Aufständischen geliefert, bei denen vier Rebellen und zwei Soldaten verletzt wurden. Ein Flugzeug der Luftwaffe habe anschließend die Region im Tiefflug überflogen und dabei mehrere Bomben abgeworfen. In Gjirokastär blieb es gestern ruhig. Panzer bezogen aber Stellung auf der Straße Richtung griechischer Grenze.

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