: Uiguren sollen Bombe in Peking gelegt haben
■ Exil-Organisation bezweifelt Echtheit eines Bekennerschreibens an eine taiwanesische Nachrichtenagentur. Chinas Behörden bestätigen zweiten Anschlag
Peking/Almaty (AFP) – Widersprüchliche Meldungen über die Verwicklung von muslimischen Uiguren in den Sprengstoffanschlag auf einen Bus in Peking am Freitag: Zuerst ging gestern bei einer taiwanesischen Nachrichtenagentur ein Bekennerschreiben ein, dann dementierte eine Exil- Uigurische Organisation in Kasachstan jegliche Verbindung des Turkvolkes zu dem Attentat. Bei dem Anschlag waren nach offiziellen Angaben etwa zehn Menschen verletzt worden. Augenzeugen berichteten von drei Toten.
Das Bekennerschreiben ging bei der taiwanesischen Nachrichtenagentur Central News Agency in der türkischen Hauptstadt Ankara ein. In der Erklärung der „Organisation für die Freiheit von Turkestan“ heißt es, Exil-Uiguren aus Kasachstan hätten den Anschlag verübt. Die Anschläge würden fortgesetzt, „bis die Provinz Xinjiang völlige Freiheit und Unabhängigkeit“ erhalten habe.
Gestern erklärte dann in der kasachischen Hauptstadt Almaty ein Vertreter der uigurischen „Vereinigten Revolutionären Nationalen Front“, die „Organisation für die Freiheit von Turkestan“ existiere überhaupt nicht. Turkestan war bis 1949 der Name der Provinz Xinjiang. In Kasachstan leben derzeit etwa 200.000 Uiguren.
Die chinesische Polizei bestätigte gestern einen Bericht, wonach in Peking bereits am Donnerstag ein Bombenanschlag verübt wurde. Dabei sei jedoch niemand verletzt worden. In Peking wurden die wegen der Tagung des Nationalen Volkskongresses ohnehin schon strengen Sicherheitsvorkehrungen weiter verstärkt.
Die zweite Bombe war am Freitag gegen 19 Uhr Ortszeit auf einer Hauptverkehrsstraße im Westen Pekings detoniert. Ein Augenzeuge sagte, es habe eine dumpfe Explosion gegeben, danach sei der Bus in Flammen aufgegangen. Nur wenige hundert Meter vom Ort des Anschlags entfernt liegt der Komplex Zhongnanhai mit Wohnungen der chinesischen Führung.
Die Öffentlichkeit wurde aufgerufen, verdächtige Beobachtungen der Polizei zu melden. Alle Busfahrer wurden aufgefordert, auf verdächtige Fahrgäste und Gepäckstücke zu achten. Taxifahrer wurden angewiesen, keine Alleinreisenden aus Xinjiang mit verdächtigen Paketen mitzunehmen.
Die beiden Anschläge folgen auf drei Bombenanschläge auf Busse in Xinjiang, bei denen am 25. Februar neun Menschen getötet und rund 70 weitere verletzt wurden. Anfang Februar war es dort zu schweren Unruhen gekommen, als Uiguren in Yining für die Unabhängigkeit demonstrierten. Augenzeugen zufolge wurden dabei rund 100 Menschen getötet, die chinesische Führung sprach von zehn Toten. Etwa 1.000 Demonstranten wurden festgenommen, hundert von ihnen nach Massenprozessen hingerichtet.
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