: Zusammenspiel von Stadt und Landschaft
Gestern wurde der Wettbewerb für die Bundesgartenschau am Bornstedter Feld in Potsdam entschieden. Eingebettet in eine Parkstadt, ist das Gelände nördlich von Sanssouci das Gegenstück zum umstrittenen Potsdam-Center ■ Von Ansgar Oswald
In Potsdams fürstlichen Parkanlagen herrscht eine rigide Order: Lustwandeln durch die gartenkünstlerischen Ensembles mit ihren Zier- und Naturgärten ist nur auf den Wegen erlaubt. Wer unkontrolliert in die Botanik tapst oder dort spielt und rumtollt, riskiert eine barsche Verwarnung durch einen Parkaufseher.
Fürs Unreglementierte ist der Volkspark gedacht, der bis zur Bundesgartenschau im Jahr 2001 auf dem Bornstedter Feld nördlich des Parks Sanssouci entstehen soll. Der 70 Hektar große Park auf dem 300 Hektar großen Bornstedter Feld wird nicht nur Hauptveranstaltungsort der Buga sein. Ihm kommt auf Dauer auch eine wichtige Brückenfunktion zwischen dem Park Sanssouci und Pfingstberg und dem Jungefernsee im Norden zu.
Gestern wurden die Ergebnisse des landschaftsplanerisch-städtebaulichen Ideenwettbewerbs für den Buga-Park präsentiert. Wettbewerbssieger ist das internationale Team der Landschaftsarchitekten Peter Latz+Partner (Kranzberg), Jourda&Perraudin, Architectes (Lyon) und Hegger/ Hegger/Schleiff (Kassel).
Der Park soll nach den Vorstellungen der Wettbewerbssieger Teil der städtebaulichen Entwicklung im Bornstedter Feld werden. Auf dem seit 200 Jahren militärisch genutzten Gelände sollen bis zum Jahr 2010 eine Kleinstadt mit 18.000 Einwohnern und 5.000 Arbeitsplätzen entstehen mit einer Fachhochschule für 3.000 Studenten sowie Gewerbe- und Handwerkshöfen und Kultureinrichtungen. Die Parkstadt Lenné ist Potsdams ehrgeizigstes städtebauliches Vorhaben.
Die Kunst habe darin bestanden, so die Landschaftsplanerin und Vorsitzende der Preisjury, Donata Valentien, „das künftige heterogene Siedlungsgebilde im Bornstedter Feld in die gewachsene Kulturlandschaft einzubinden und eine stadtlandschaftliche Komposition zu schaffen“.
Peter Latz, der auch den Realisierungswettbewerb für den Eingangsbereich zum Bornstedter Feld, den Stadtplatz der Kaserne Kirschallee, im Herbst 1996 gewonnen hat, plant nun eine schlauchartige offene Wiesenlandschaft, die den Blick vom Ruinenberg bis zum Jungfernsee in die Landschaft frei läßt und Schloß Sanssouci in der Achse als unbeeinflußten Fixpunkt beläßt. Der Wiesenbereich wird locker von Wäldchen und Bäumen umrahmt. Lediglich an den Parkrändern sind Wege vorgesehen.
Die Parkanlage greift mit kleinen Rinnsalen in den Siedlungsbereich der bebauten Kasernenareale und soll damit Stadt und Grün ineinanderfließen lassen. Die Wäldchen übernehmen die Funktion einer Baumhalle, unter der sich die Promenaden mit Restaurants, Cafés und Biergärten erstrecken sollen. Der ganze Park samt den Wiesenflächen übernimmt die Funktion eines öffentlichen Stadtraums. Peter Latz versucht damit in zeitgenössischer Form das Zusammenspiel von Stadt und Landschaft umzusetzen, das der preußische Gartenarchitekt Peter Josef Lenné im 19. Jahrhundert als Gestaltungsidee eingebracht hat.
Der Park, der mit 120 Millionen Mark ein Fünftel der Entwicklungskosten des Bornstedter Feldes in Anspruch nimmt, wird bis zum Jahr 2010 durch die Bebauung auf seine endgültige Größe von 55 Hektar schrumpfen.
Die Parkstadt Lenné, von den führenden Gründungsmitgliedern der Berliner Alternativen Liste, Volker Härtig und Erich Jesse, entwickelt, ist das städtebauliche Gegenstück zum umstrittenen Potsdam-Center. Durch das geplante Projekt in der Potsdamer Innenstadt wird die grüne Pufferzone zwischen Flußufer und Altstadt auf einen schmalen Grünstreifen verringert. Zugleich beeinträchtigt die hohe Bebauungsdichte von 180.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche auf einer bebauten Fläche von rund 80.000 Quadratmetern die ebenfalls in die Buga-Planung einbezogenen Nuthe-Auen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen