: Die Villes Nouvelles: Uniformität im Großraum Paris
1965 arbeitete die französische Regierung einen Regionalplan für den Großraum Paris aus. Er sah die Gründung von fünf neuen Vorstädten vor, die gleichmäßig um die Hauptstadt verteilt wurden: Marne-la-Vallé, Melun-Sénart, Evry, Saint-Quentinen- Yvelines und Cergy-Pontoise. Mit dem Bau dieser großen Siedlungen sollte zum einen der Abwanderung aus den ländlichen Gebieten nach Paris ein „Filter“ vorgeschoben werden. Zum anderen brauchte man günstigen Wohnraum angesichts der Wohnungsmisere an der Seine.
Die Großsiedlungen für 20.000 bis 50.000 Menschen sollten nicht nur Schlafburgen, sondern richtige „Vorstädte“ mit allen Infrastruktureinrichtungen werden: mit Schulen, Geschäften, Handwerksbetrieben, Kultureinrichtungen und Produktionsstätten. Daß bis heute zum großen Teil bauliche Uniformität und Monofunktionalität an der Tagesordnung sind, hat seinen Grund darin, daß die „Stadtplanungen“ durch die Wirtschaftskrise 1973 gebremst und die versprochene Verkehrsanbindung nur unzureichend verwirklicht wurden. Statt Anbindung an die Metropole blieben die Trabantenstädte isoliert – und mit ihnen die Bewohner.
Zu gesichtslosen Ghettos, wie jene an der Banlieue, avancierten die Villes Nouvelles zwar nicht, dennoch dominieren bröckelnde Fassaden, verwahrloste Freiflächen und ramponierte öffentliche Räume. Das Handicap der Villes Nouvelles aber bleibt, daß die geringe gesellschaftliche Mischung von Bewohnern, fragile soziale Verhältnisse, Rassismus und Fremdenhaß soziale Spannungen befördern. Um diese Entwicklung zu stoppen, wurde die Baupolitik korrigiert und der Erwerb von Eigenheimen und Eigentumswohnungen angeregt. Mit zweifelhaftem Erfolg – hat man doch vergessen, daß die meisten Bewohner wenig Geld haben und überall lieber wohnen wollen als gerade dort.
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