■ Zaire: Die Rebellen wollen noch keinen Waffenstillstand: Der Rücktritt Mobutus ist das Ziel
Die Rebellenallianz unter Führung Laurent Kabilas steht vor Kisangani, der drittgrößten Stadt von Zaire. Den Weg zum Flughafen haben die zairischen Militärs und angeheuerten Söldner noch rechtzeitig vermint – der internationale Flughafen war bislang die Zentrale für die zairische Gegenoffensive gegen die Rebellenfront. Wenn Kisangani als letzte Bastion des Mobutu-Regimes und Symbol einer Gegenoffensive, die „niederschmetternd und total“ ausfallen sollte, fällt, sind die Minuten des Regimes, das sich über 31 Jahre an der Macht hielt, gezählt. Auch in der Hauptstadt Kinshasa weht dem Präsidenten Mobutu der Wind ins Gesicht. Seine Popularität hat nach den jüngsten Meinungsumfragen ein historisches Tief erlangt. Nur noch 13 Prozent von 1.100 Befragten schätzen die Politik des Präsidenten.
Die Erwartungen der Bevölkerung richten sich mehr und mehr auf Laurent Kabila. Uber die Hälfte der Befragten gaben dem Rebellenführer ihr Vertrauen, obwohl die Regierungspropaganda nach wie vor an der Version festhalt, Kabila sei nur eine „Marionette“ ugandischer und ruandischer Hegemoniebestrebungen. Was will Kabila? Außer vagen Formulierungen über eine „Regierung der nationalen Einheit“ hält sich die Allianz bislang bedeckt. Über politische Konzepte, ob man den zähen Übergangsprozeß in Kinshasa mit anvisiertem Verfassungsreferendum und Wahlen fortsetzen wolle, wird nichts gesagt. Und die Opposition in Kinshasa, die es in sieben Jahren seit dem Ende des Einparteiensystem im April 1990 nicht vermochte, die Relikte der Mobutu-Diktatur endgültig zu beseitigen, kritisiert man.
Die Rebellen wollen nur mit dem Ziel des Rücktritts Mobutus Verhandlungen führen und sind erst dann zu einem Waffenstillstand bereit. Der von UN- Generalsekretar Kofi Annan vorgelegte UN-Plan sieht aber erst einen Waffenstillstand und dann Verhandlungen vor. Das kann Mobutu nur gelegen kommen: seine Kunst bestand die vergangenen sieben Jahre darin, die Demokratie in Zaire nicht nur mit Gewalt, sondern auch mit Verhandlungen zu verhindern. Unter der Voraussetzung eines Waffenstillstand für Gespräche werden die Rebellen wohl ihren Vormarsch fortsetzen.
Und wenn Mobutu das hält, was er vor rund fünf Jahren einmal sagte – er werde nie Expräsident von Zaire sein –, wird Kabila wohl das ganze Land einnehmen. Daniel Stroux
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