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Keine Kolumne über das Klonen Von Carola Rönneburg

Ein bißchen tut es mir schon leid, Ihnen das sagen zu müssen: Die Überschrift war ein Täuschungsmanöver. Aber irgendwie mußte ich Sie dazu bringen, in diesen Text „einzusteigen“, wie es in der Fachsprache heißt. Auf „Dolly“ oder „Saddam Hussein“ hätten Sie womöglich gar nicht mehr reagiert, seitdem das Gengerede erst richtig losgegangen ist und die Budgets vieler Zeitungen und Zeitschriften strapaziert – immerhin kostet sie die Bebilderung der Klondiskussion ein Vielfaches, im Durchschnitt Zwanzigfaches an Fotohonoraren: fünfmal Claudia Schiffer, fünfmal Jürgen Klinsmann, fünfmal Til Schweiger – für Saddam Hussein und Mutter Teresa soll es Mengenrabatt geben.

Hier wird sinnlos Geld verpulvert. Ziel der ganzen umständlichen Umräumaktionen von Erbgut in freigeschaufelte Eizellen ist schließlich, die Neuausgaben bereits vorhandener Kreaturen in einer überarbeiteten Version auf den Markt zu bringen: Schafe sollen ihren Hang zum Verfilzen verlieren, Claudia Schiffer ihre Hamsterzähne. Doch wer hätte eigentlich etwas davon, wenn diese Bilder wahr würden? Die fünf verbesserten Claudias bestimmt nicht. Die würden sich gegenseitig die Augen auskratzen, weil weiterhin nur eine von ihnen an der Lagerfeld-Show teilnehmen darf. Auch von den fünf Saddams sollte man nicht zuviel erwarten: Wahrscheinlich dezimierten sie sich gegenseitig, und schon bald müßte man wieder von vorne anfangen.

Am besten träfe es noch die neuen Klinsmänner, die sich zusammentun und gegen die Gebrüder Gascoigne antreten könnten. Und Til Schweiger wiederum, das beweisen die Darstellerlisten der Kinoproduktionen aus den letzten Jahren, ist sowieso schon in fünffacher Ausfertigung vorhanden. Nein, viel wichtiger scheint mir die Frage, warum bislang niemand anhand voraussagbarer innerer Humanoidenwerte darauf hingewiesen hat, daß auch identische Kopien selbstverständlich unterschiedlich voneinander sein werden. Alles muß man selber machen.

Bittesehr: Wie die Zeitschrift Petra vor kurzem mit Hilfe einer Astro-Umfrage unter anderem herausfand, sind schwer eifersüchtige Menschen fast immer Waage- Geborene (80 Prozent). Damit hat Petra unumstößlich nachgewiesen, daß die Sterne unsere Persönlichkeit bestimmen. Nun die Preisfrage: Wenn also eine Dopplung von Claudia Schiffer in Planung geht, das Model aber im Zeichen der Jungfrau geboren und somit durch Saturn beeinflußt wurde; wenn noch dazu am 25. August 1970 eine höchst seltene Mars/ Uranus-Stellung und ein aufsteigender Mondknoten im 6. Haus mitgemischt haben – wie in aller Welt sollen diese Grundbedingungen im Labor erzeugt werden?

Das, glaube ich, wird wohl nicht klappen. Wahrscheinlicher ist, daß ein Schiffer-Klon mit Aszendent Stier und unlösbarem Mondknoten geboren wird, das sich dann völlig anders aufführt als seine Vorlage.

Von Claudia Schiffer ist bekannt, daß sie Taxifahrern kein Trinkgeld gibt, weil man sich sowieso nicht wiedersehen wird. Meinen hochkomplizierten Berechnungen zufolge wird das Klon dagegen sein Geld zum Fenster rausschmeißen und sich auf eine wilde Liaison mit Mutter Teresa IV. einlassen.

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