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IG Metall wird offensiv

■ Gewerkschaftsboß Klaus Zwickel will radikale Veränderung der Tarifpolitik

Frankfurt a.M. / Berlin (dpa/taz) Der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel hat sich einen Tag vor dem Spitzengespräch mit dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall für einen radikalen Kurswechsel in der Tarifpolitik ausgesprochen. Tarifverträge sollen nicht mehr übergreifend für die Metall- und Elektroindustrie, sondern auch für einzelne Wirtschaftszweige abgeschlossen werden können. „Wir müssen zu einem System kommen, das wichtige Eckpunkte wie Lohn, Urlaub oder Entlohnungsgrundsätze für Regionen oder Branchen festschreibt. Und dabei müssen wir dann stärker differenzieren“, sagte der Vorsitzende der größten DGB-Gewerkschaft in einem Stern-Interview.

Damit hat Zwickel ein völlig neues Element in das Frankfurter Spitzengespräch eingebracht, bei dem es von heute an um die Reform des Flächentarifvertrages und die Einführung der Altersteilzeit gehen sollte. Mit seinem Vorstoß will der IG-Metall-Chef auf die zunehmenden Unterschiede in den zahlreichen Sparten der Metallbranche mit ihren insgesamt 3,5 Millionen Beschäftigten reagieren. „Warum sollen wir auf eine mögliche kräftige Lohnerhöhung in der Automobilindustrie verzichten, wenn es den Maschinenbauern schlecht geht?“ betonte Zwickel.

In der gestrigen Beiratssitzung bezeichnete er die ökonomische Situation der Metallindustrie als hervorragend. Die Lohnstückkosten seien im vorigen Jahr gesunken, die Produktivität schnelle immer noch nach oben. Die Profite in der Metallindustrie seien zudem deutlich gestiegen, während die Inflationsrate anhaltend niedrig bleibe. Auch die Exportrekorde widerlegten das Arbeitgebergejammer über die angeblich zu hohen Lohnkosten. Der Trend zum Abbau von Beschäftigten setze sich nämlich ungehindert fort.

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