Prestigeobjekt vor dem Ruin

■ Alsterpavillon macht vielleicht heute oder morgen dicht / Snack-Konzept vom Baudirektor abgelehnt / Verhandlungen laufen noch Von Heike Haarhoff

Die Flaneure auf dem Jungfernstieg werden wohl bald auf ein beliebtes Ritual verzichten müssen: So gern ließen sie ihre Spaziergänge entlang der bourgeoisen Alster-Meile mit einem Tee im Alsterpavillon ausklingen. Jetzt deutet alles darauf hin, daß das traditionsreiche Ausflugs- und Speiselokal vielleicht schon heute oder morgen seine Pforten schließt. Grund: Der Betrieb scheint endgültig pleite.

Der derzeitige Pächter Günther Zapp hatte bereits Konkurs angemeldet; das Lokal überlebte die Monate Mai und Juni nur, weil Max Dieter Altmann, Chef einer Wein- und Sektkellerei in Nierstein am Rhein und Nachfolge-Interessent des Pavillons, vorerst alle Kosten übernahm. Doch so könne es nicht weitergehen, wurde gestern signalisiert. Der Geschäftsmann hatte der Stadt ein Konzept unterbreitet, wie er das Lokal nach der Übernahme umgestalten wolle: Danach sollten auf der jetzigen Terrasse zwei zusätzliche Verkaufs-Pavillons errichtet werden. In ihrem Angebot: Eis, Getränke, Süßigkeiten und sonstige Zwischensnacks für „den vorbeieilenden Gast“, der zwar keine Muße findet, ins Lokal einzukehren, aber trotzdem den Umsatz steigern soll. Doch gegen solche Pläne wehrte sich Oberbaudirektor Egbert Kossak vehement: Die zusätzlichen Bauten kämen gar nicht in Frage, weil sie nicht zum Stil des Alsterpavillons paßten. Der ist nämlich edel.

Daraufhin verhandelte Altmann am Montag und Dienstag mit der Liegenschaftsabteilung darüber, ob diese zumindest einen zehnprozentigen Nachlaß auf die im kommenden Jahr ins Haus stehende Jahrespacht (500 000 Mark) gewähren würde. Die Finanzbehörde gibt sich undurchsichtig. „Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen. Es liegt kein Ergebnis vor“, ließ Behörden-Sprecherin Annette Verhein-Jarren verlauten.

Währenddessen wird spekuliert, daß die Stadt den Alsterpavillon absichtlich dem Ruin preisgibt, weil sie bei einer völligen Pleite unverzüglich von ihrem sogenannten „Heimfallrecht“ Gebrauch machen könnte. In einem solchen Fall würden Grundstück und Pavillon entschädigungslos an die Stadt zurückfallen. „Die Gefahr der Schließung besteht weiterhin“, äußerte Günther Zapp gestern.

Vielleicht hilft ja der Appell des SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Peter Kämmerer für den Erhalt des Prestige-Objekts: „In diesem zentralen Bereich muß ein Gastronomiebetrieb geöffnet bleiben.“