: Schlagfester Solarstrom
■ Dresdner Firma mit neuen Zellen
Dresden (taz) – Dieter Winkler geht nicht zimperlich mit der Solarzelle um: Der Mitarbeiter der Dresdner Firma Solarwatt läßt aus respektabler Höhe einen Hammer auf die blauschimmernden Siliziumscheiben fallen. Daß Winkler dann noch zufrieden lächelt und der kleine Stromerzeuger heil geblieben ist, liegt an einer Schicht aus Polycarbonat, die das Silizium vor solch harten Schlägen schützt. „Vandalensicher und formschön“, beschreibt Winkler die Minikraftwerke, die Solarwatt in Streckentelefone der Bahn, Baustellenlampen und Zigarettenautomaten fast unsichtbar einbaut.
Diesen Geräten ist eines gemeinsam: Sie kommen bisher nur recht aufwendig zu dem Strom, der für ihren Betrieb nötig ist. Entweder müssen regelmäßig Batterien ausgewechselt oder ein teures Kabel verlegt werden. Die Versorgung mit Sonnenstrom und Akku kann da eine einfache und preiswerte Alternative sein. Freilich sind mitunter einige Änderungen am Ausgangsprodukt nötig, damit die Leistung von 1,3 und 2,6 Watt der gut postkartengroßen Solarelemente für den Betrieb ausreicht. So hätten die Blinkleuchten in den Baustellenbaken der Gütersloher Firma Wemas zehnmal mehr Strom gebraucht, als die Solarwatt-Module erzeugen können. Solarwatt löste das Problem, indem man die stromhungrigen Glühlampen durch genügsame Leuchtdioden ersetzte. Auch die Laderegler für die Akkus mußten einer Sparvariante weichen.
Mit ihren innovativen Produkten haben es die Dresdner allerdings nicht leicht. Während sich die ostdeutschen Verwaltungen zurückhalten, kam der erste etwas größere Auftrag für die solare Bakenlampe von der Stadt Köln. Schneider hofft auf Nachfolgeaufträge, denn nur Serienproduktion kann das bisher einzeln umgebaute Produkt rentabel machen. Besser durchgesetzt hat sich bereits der sonnenbetriebene Zigarettenautomat, für den die Dresdner dem Hersteller 2.000 Module im Jahr zuliefern. Die Ideen gehen der Ingenieurfirma nicht aus: Einen Multisolarkollektor für Gebäude, der gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen kann, zeigen sie bereits als Prototyp vor.
Die Entwicklung von solaren Nischenprodukten, die speziell auf Kundenwünsche zugeschnitten sind, betrachtet Geschäftsführer Frank Schneider als die große Stärke des fünfzehn Mitarbeiter kleinen Unternehmens. Aus zugekauften Siliziumscheiben fertigt man die robusten Solarmodule nach einer selbst entwickelten Technologie. „Es gibt niemanden auf der Welt, der die Module so macht wie wir“, meint Schneider selbstbewußt. Der Ingenieur war einmal Abteilungsleiter im Zentrum für Mikroelektronik Dresden (ZMD), gründete aber angesichts des Stellenabbaus 1992 gemeinsam mit seinem Kollegen Lothar Schlegel die eigene Firma. Inzwischen konnten sie einige einstellen, die bei ZMD ihre Arbeit verloren hatten. Stefan Schroeter
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