Endloses Weitergehen

■ Ein Symposion der Kulturbehörde zu Kunst im öffentlichen Raum

Das Hamburger Programm für „Kunst im öffentlichen Raum“gilt seit 16 Jahren als richtungweisend. Dennoch werden die Städte kaum weniger unwirtlich. Zudem hat die Allgegenwart der Medien öffentliche Plätze als Kommunikationsorte scheinbar überflüssig gemacht. Wo alles austauschbar ist, wird künstlerisches Arbeiten zur Prägung von spezifischen Orten eher fragwürdig. Deshalb überlegt die Kulturbehörde (in der Hoffnung, daß nicht schon die Kritik an kostenaufwendigen Projekten gleich Streichungsbegierden des Finanzsenators weckt), im neuen Projekt „weitergehen“gemeinsam mit ausgewählten Künstlern neue, zeitgemäße Formen von öffentlicher Kunst.

Es geht im wesentlichen um die Abkehr vom einzelnen Kunstobjekt und das Interesse an sozialen Prozessen, also um die Bevorzugung der Produktion vor dem Produkt. Folgerichtig ist der Prozeß der Überlegungen selbst schon Teil der Veröffentlichung von Kunst. Am letzten Wochenende beleuchteten deshalb Künstler, Kritiker und Kulturverwalter aus New York und Hamburg das Thema in einem gutbesuchten Symposion.

Die Veranstaltung war Teil der Ausstellung des Schweizer Künstlers Christian Philipp Müller im Kunstverein. Sein facettenreicher, formal aber wenig befriedigender Zugang zu Begriff und Realität der „Kunstmeile“war das erste Ergebnis von „weitergehen“. Mit Müller begann die Reihe der sechs ausgewählten Künstler-Intendanten, die einen sozialen Raum sichtbar machen sollen.

Das Symposium leistete erst einmal Begriffsarbeit: Es gibt Kunst im öffentlichen Raum (die traditionelle Freiplastik), als öffentlicher Raum (Platz- und Gartengestaltung) und im öffentlichen Interesse, wie Günter Westphals Pflegeheimprojekte oder Cathy Skenes „Park Fiktion“für St. Pauli Süd.

Besonders anhand von Beispielen aus den USA wurde dann im Laufe des Wochenendes auf die Fallen hingewiesen, die im öffentlichen Raum drohen. Kunst wird leicht zur Feigenblatt-Aktion im Investoreninteresse, zu City-Marketing oder als Sozialtechnologie anstelle unterlassener Sozialarbeit instrumentalisiert. Der öffentliche Kontext provoziert dabei ethisch-politische Argumentationen, ästhetische Fragen werden eher in den Hintergrund gedrängt.

Die hier angerissene Diskussion konnte kein Ende finden, eine Fortsetzung folgt: Im Mai werden die nächsten Projekte von „weitergehen“präsentiert. Hajo Schiff