: Luxuswohnen am Kollwitzplatz
■ An diesem Platz ist alles möglich, sagt sich ein Eigentümer und will eine 183-Quadratmeter-Wohnung für 5.856 Mark vermieten
Vorbei sind die Zeiten, in denen Altbaulagen wie der Savignyplatz in Charlottenburg oder das Bayerische Viertel in Schöneberg Spitzenmieten erzielten. Wer ein aufregendes und luxuriöses Ambiente sucht, muß künftig an den Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg ziehen. Das erhofft sich zumindest die Immobilienfirma Dr. Spek, die unter dem Motto „Der Himmel über Berlin“ ein „exklusives Penthouse mit Dachgarten direkt am Berliner Kollwitzplatz“ anbietet. Die Miete für die 183 Quadratmeter große Wohnung soll schlappe 5.856 Mark monatlich betragen – zuzüglich Nebenkosten.
Die im Eckhaus Kollwitzstraße 70/Wörther Straße errichtete Galeriewohnung bietet laut Zeitungsanzeige „sensationelle Aussichten“ und ein „architektonisch außergewöhnliches Ambiente“. Dazu zählen nicht nur Parkett, Fußbodenheizung und Kamin, sondern auch zwei zur Galeriewohnung gehörende Dachgärten: der eine mit 60 Quadratmeter, der andere mit 268 Quadratmeter samt Sauna. Für den Vermieter der Firma Spek, Alscher, ist es allerdings nicht so sehr die Ausstattung, die die hohe Miete rechtfertigt, sondern die Lage der Wohnung: „Wir haben gedacht, an der Ecke ist alles möglich.“
Zwar sei ein Quadratmeterpreis von 32 Mark netto kalt auch für ihn absolutes Neuland, „aber wer ein Ambiente wie am Kollwitzplatz zu schätzen weiß, der zahlt auch den Preis“. Man verhandle bereits mit mehreren Interessenten, so Alscher, darunter auch der Botschafterbörse. „Gerade für Botschaftsangehörige ist das eine sehr interessante Lage“, sagt Alscher. Hier lägen viele Bedarfsmeldungen vor. Es sei realistisch, daß im weiteren Umfeld von Mitte in naher Zukunft Wohnungen in dieser Preisklasse gebraucht würden.
Die Penthaus-Wohnung in der Kollwitzstraße 70 ist die einzige freifinanzierte Wohnung in dem von dem Architekten Alfred Grazioli im Auftrag einer GbR errichteten Neubau. Die restlichen 27 Wohnungen wurden im zweiten Förderweg errichtet. Außerdem gibt es noch drei Gewerbeeinheiten, von denen zwei als Kneipen vermietet werden sollen. Nilson Kirchner, Betroffenenvertreter am Kollwitzplatz, spricht deshalb von einem Kompromiß. Der Anteil der freifinanzierten Wohnungen sei auf eben jene Dachgeschoßwohnung reduziert worden. Rechtlich, so Kirchner, habe man das nicht verhindern können. Gleichwohl hält Kirchner („Ich wünsche dem neuen Mieter viel Glück“) den Mietpreis für den Beweis für eine Aufwertung, „vor der wir immer gewarnt haben“. Weniger skeptisch ist dagegen SPD-Bürgermeister Kraetzer. Er wünschte dem Bauvorhaben „viel Gelingen“.
In Immobilienkreisen wird dagegen der Quadratmeterpreis am Kollwitzplatz als „irrsinnig überteuert“ und als „Liebhaberangebot“ eingeschätzt. Auch der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins, Hartmann Vetter, erklärte, daß die Mietentwicklung im hochpreisigen Sektor noch immer am Fallen sei. Für freifinanzierte Dachgeschoßwohnungen seien derzeit Quadratmetermieten von 20 bis 25 Mark üblich. „Falls die Wohnung am Kollwitzplatz tatsächlich vermietet wird, ist das ein Einzelfall“, so Vetter. Uwe Rada
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