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Tacheles erhält Räumungsfrist

■ Bis zum 4. April sollen die Betreiber das Kunsthaus an der Oranienburger Straße verlassen haben. Heute wird aber noch mit der Oberfinanzdirektion verhandelt

Für das Tacheles an der Oranienburger Straße wird es wieder einmal ernst. Nachdem die Verhandlungen zwischen den Betreibern des Kunsthauses und dem Kölner Investor Fundus Anfang dieses Monats gescheitert waren, hat die Oberfinanzdirektion (OFD) als Noch-Eigentümerin des Grundstücks erneut die Räumung des Tacheles verlangt.

In einem Schreiben der OFD wird das Tacheles aufgefordert, das „besetzte Haus nebst Grundstück“ bis zum 4. April zu räumen. Außerdem, so verlangt die Oberfinanzdirektion, soll der Betreiberverein sämtliche „eingegangenen Nutzungsverhältnisse mit Dritten unter Namensnennung und Beifügung geschlossener Veträge offenlegen“.

Mit diesem Ultimatum erneuert die Oberfinanzdirektion ihr Räumungsbegehren vom 1. November vergangenen Jahres. Zwischenzeitlich war der Räumungsantrag aber ausgesetzt worden, um eine letzte Verhandlungsrunde zwischen dem Tacheles und dem Investor zu ermöglichen. Nachdem der Tacheles-Verein ein Vertragsangebot ignoriert hatte und Fundus daraufhin die Verhandlungen für beendet erklärt hatte, hatte die Vollversammlung des Tacheles ihrerseits am 12. März die Verhandlungen für gescheitert erklärt.

Die Fundus-Gruppe strebt seitdem einen Ideenwettbewerb für die weitere Zukunft des Kunsthauses an, der schließlich in eine internationale Ausschreibung für die künftigen Betreiber münden soll. Auch die Kulturverwaltung, die sich noch vor einigen Monaten für den Erhalt des Kunsthauses unter dem jetzigen Betreiberverein ausgesprochen hatte, hat sich mittlerweile diesem Vorschlag angeschlossen.

Unterdessen hat der Verein der Oberfinanzdirektion ein eigenes Angebot unterbreitet. Wie Vorstandsmitglied Bettina Hertrampf der taz erklärte, wolle man das Kunsthaus nun unabhängig von Fundus von der OFD mieten – Kostenpunkt: 50.000 Mark im Jahr. Eine neu zu gründende Tacheles- Stiftung würde in diesem Fall selbst für die Sanierung der Kunstruine aufkommen wollen. Im dafür zu gründenden Sanierungsbeirat solle neben dem Bezirk auch je ein Vertreter der Fundus-Gruppe sowie der Oberfinanzdirektion sitzen. Mit dem Investor, der die Nachbargrundstücke bebauen könnte, strebe man eine Kooperation an. Mit diesem Angebot verzichtet der Tacheles-Verein erstmals auch auf die Nutzung der hinter dem ehemaligen Passagen- Kaufhaus gelegenen Freifläche. Diese, so Hertrampf, wolle man aber bis zum Baubeginn durch Fundus weiter nutzen.

Bereits für heute ist erstmals ein Termin zwischen dem Präsidenten der Oberfinanzdirektion, Ingo Trendelenburg, und dem Tacheles anberaumt. In welche Richtung – Räumung oder Mietvertrag – das Pendel ausschwingen wird, konnte gestern keiner sagen. Bei der OFD war keiner der zuständigen Mitarbeiter zu erreichen. Uwe Rada

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