: „Heimkehrer“mit Verhör begrüßt
■ Am Sonnabend wurden die ersten BosnierInnen aus Hamburg abgeschoben
Im Schneetreiben wurde die „Winterpause“beendet: Die Ausländerbehörde ließ am Samstag die ersten BosnierInnen aus Hamburg abschieben. Zwei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 28 und 57 Jahren wurden mit Polizeiwagen nach Berlin gefahren und vom dortigen Flughafen Schönefeld nach Sarajevo geflogen.
Der in Hamburg lebende Sohn des abgeschobenen Ehepaares Bilos konnte gestern Kontakt mit seinen Eltern in Sarajevo aufnehmen. Er erfuhr, daß sie bei ihrer Ankunft von bosnischer Polizei empfangen wurden. Die glaubte, daß Deutschland zunächst „Kriminelle“ausfliegen würde. Entsprechend wurde das Ehepaar bis in die Nacht hinein verhört. Nun kamen sie bei Bekannten unter.
Die Duldung der Bilos war vor einer Woche ausgelaufen. Nach Aussage ihres Sohnes hatten sie ihre „freiwillige“Ausreise für den Sommer vorbereitet – als binationales Paar allerdings nicht nach Sarajevo. Ihren Eilantrag gegen die Abschiebung hatte das Verwaltungsgericht am Freitag abgelehnt. Auch die alleinstehende Frau Zulfic versuchte vergeblich, per Eilantrag die Abschiebung zu verhindern. Über ihren und den Verbleib des zweiten abgeschobenen Mannes ist bisher nichts bekannt.
Die Ausländerbehörde wollte ursprünglich neun BosnierInnen abschieben. Vier von ihnen reichten vergangene Woche eine Petition bei der Bürgerschaft ein. Ein Mann habe bei der letztmaligen Anhörung die Abschiebung verweigert, hieß es gestern aus der Innenbehörde. Nun soll er verhaftet und von Bundesgrenzschutzbeamten außer Landes gebracht werden.
Da der Hamburger Flüchtlingsrat und Fluchtpunkt e.V. aufgefordert hatten, sich zum Protest am Samstag um 5.30 Uhr vor der Ausländerbehörde einzufinden, hatte diese den Abreiseort kurzfristig zum Polizeipräsidium verlegt. Die BosnierInnen sollten von der Polizei bei ihren Unterkünften abgeholt werden. Die Bilos hatten jedoch schon früh ihre Wohnung verlassen. Um 5 Uhr brachte ihr Sohn sie zur Ausländerbehörde, wo sie eine Stunde auf ihre Abschiebung warteten. Dann verkündeten der anwesende Pastor Helmut Frenz und Dejan Lazic von der „Interessengemeinschaft der Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien (JZI)“der Polizei, daß die Bilos wieder nach Hause fahren würden. Dort wurden sie jedoch von Polizisten abgefangen und mit einem zweiten Wagen nach Berlin gebracht. Um 14.40 Uhr hob die Maschine der Air Bosnia nach Sarajevo ab.
Während Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) die Abschiebung als „notwendigen ersten Schritt“begrüßte, hat sich laut JZI nun gezeigt, „was die Innenminister unter freiwilliger Rückkehr verstehen“. Elke Spanner
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