piwik no script img

Auftritt von Mobutu

■ Zairischer Rebellenführer Kabila kündigt Suspendierung der Parteien an

Kinshasa (AP) – Erstmals seit seiner Rückkehr nach Zaire vor zwei Tagen ist der krebskranke Staatspräsident Mobutu Sese Seko am Sonntag in der Öffentlichkeit aufgetreten. In einer kurzen Begegnung mit Reportern sagte Mobutu, er konzentriere sich auf „die höheren Interessen Zaires – das heißt unsere Einheit und territoriale Integrität“. Auf Fragen, ob er zu einem Treffen mit Rebellenführer Laurent Kabila bereit sei, ging er nicht ein. Innerhalb der kommenden 48 Stunden werde deutlich, welche Rolle er, Mobutu, bei den Bemühungen um eine Befriedung des Landes einnehmen werde. Der Präsident wirkte müde, er bewegte sich nur langsam.

Rebellenführer Kabila kündigte auf einer Kundgebung in Kisangani die vorübergehende Suspendierung der politischen Parteien bis zum Ende des Krieges an. Eine Übergangsregierung werde ausschließlich aus dem Bündnis der Rebellen, der „Allianz Demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo/Ex-Zaire“, gebildet. „Wenn wir politische Parteien akzeptieren, werden sie Lügen erzählen, um das Vorrücken des Bündnisses zu stoppen“, sagte Kabila, der erneut einen Waffenstillstand zum jetzigen Zeitpunkt ablehnte. Rund zwanzig Anhänger des Rebellenführers besetzten vorübergehend die Botschaft ihres Landes in Paris.

Das US-Verteidigungsministerium will 1.250 US-Soldaten nach Gabun und Kongo entsenden, um im Notfall die rund 500 amerikanischen Staatsbürger aus Zaire zu evakuieren. Außerdem soll ein Kriegsschiff vor der Küste Zaires kreuzen. Zur Ausrüstung der Eingreiftruppe gehörten auch Hubschrauber und Flugzeuge. Die ehemalige Kolonialmacht Belgien will heute ebenfalls 550 Elitesoldaten in den Kongo, ein Nachbarland Zaires, schicken. Auch die Regierung in Paris kündigte an, Truppen zur Evakuierung französischer Staatsbürger in die Region zu schicken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen