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Probleme in Luft aufgelöst

Hamburg darf aufatmen, sagt der Umweltsenator: Noch nie war die Luft in dieser Stadt so sauber, und bald soll sie sogar rein sein  ■ Von Heike Haarhoff

Aufatmen ist angesagt. Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) wirkte gestern erleichtert. Die Luft in Hamburg ist in den vergangenen 15 Jahren sauberer geworden; ein Großteil der klimakillenden, krebserregenden oder „nur“stinkenden Schadstoffe hat sich dank moderner Reinigungsanlagen, Industrie-Filter, Auto-Katalysatoren oder schlichtweg Betriebsschließungen in Luft aufgelöst oder soll es bestimmt demnächst tun.

Vahrenholt hat einen Zeugen, der seine „Erfolgsgeschichte“beglaubigt: den „Luftreinhalteplan 2000“der Umweltbehörde, der die Luftsituation in Hamburg seit 1982 und die Prognosen bis 2000 darstellt. Danach sind die hauptsächlich durch Industrie, Hausbrand und Verkehr verursachten Luftbelastungen durch Schwefeldioxid, Stickoxide und Staub auf einen „historischen Niedrigstand“gesunken – jedenfalls seit in Hamburg Luftschadstoffe gemessen werden.

Erstmals, so der Senator, sinke die Stickoxidbelastung durch Kraftfahrzeuge, das krebserregende Benzol gar werde im Jahr 2000 (gegenüber 1990) auf weniger als ein Drittel reduziert sein. „Gelöst“sei zudem das Dioxinproblem. Minderungen des Schadstoffausstoßes bei Müllverbrennungs- und Industrieanlagen führten dazu, daß bis 2000 der Dioxinausstoß auf rund ein Zehntel der Emissionen von 1982 vermindert werde.

Rund um Flughafen und Hafen, wo Kraftwerke, Hüttenbetriebe und Mineralölindustrie „bevorzugt angesiedelt“sind, ist die Luft zwar nicht ganz so rein. Doch „Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind nicht mehr zu befürchten“, versichert der Senator. Daß trotzdem jeder zweite Baum in Hamburg krank ist, daß immer mal wieder im Sommer „Smog!“ausgerufen wird, daß bestenfalls verschnupfte Nasen den Abgasgestank auf den Straßen leugnen – Vahrenholt gibt die Schuld dem Individualverkehr.

Denn um fast ein Viertel ist der Hamburger Kraftfahrzeugbestand in 15 Jahren auf heute 809.000 Autos gewachsen; entsprechend stieg und steigt der Klimakiller CO2. „Keine Trendwende in Sicht“, bedauert der Bericht. Auch die Belastung der Außenluft durch Stickoxide, einer Vorläufersubstanz von Ozon, ist vor allem dem Kfz-Verkehr geschuldet. Allerdings liegt das mittlere Immissionsniveau 1995 immerhin um mehr als 25 Prozent niedriger als Ende der 80er Jahre.

Helfen könnten da vor allem höhere Benzinpreise und die Verminderung des Verbrauchs fossiler Energie durch Wärmedämmung und Ausbau regenerativer Energiequellen. Auch eine Ökosteuer findet Vahrenholt gut; allerdings nur für Privathaushalte. Die Industrie will er weiterhin hätscheln. Sonst, so Vahrenholt, „müssen wir mit Abwanderungs- oder Verlage-rungseffekten, in jedem Fall aber weniger Arbeitsplätzen rechnen“.

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