Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Amy und die Wildgänse USA 1996, R: Carroll Ballard, D: Anna Paquin, Jeff Daniels, Dana Delany

„Wie anhänglich Gänseküken auch einen Menschen als Mutterfigur akzeptieren, ist bekannt - allerdings muß die Pflegeperson den Kleinen auch das Fliegen beibringen und ihnen, wenn der Herbst kommt, im Zugvogelschwarm südwärts voranfliegen. Nur gut, daß die 13jährige Gänsemutter Amy im kanadischen Ontario einen Leichtbau-Flugzeugnarren als Vater hat, der ihr ein Gefährt nach Maß baut, und noch besser, daß im Kino auch unwahrscheinliche Abenteuer gelingen. Die Kinder-und-Tier-Profis Carrol Ballard (Regie) und Caleb Deschanel (Kamera) haben das alles ganz fabelhaft hingekriegt.“(Der Spiegel) Schauburg, UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

B

Box of Moonlight USA 1995, R: Tom DiCillo, D: John Turturro, Sam Rockwell

„Al Fountain (John Turturro) ist pünktlich wie ein Uhrwerk und funktioniert in jeder Hinsicht präzise und berechenbar, bis er eines Tages sein erstes graues Haar entdeckt. Al reagiert, indem er aus seinem genau abgezirkelten Lebenskreislauf ausbricht. Aber weil es nicht so einfach ist, vom Mr. Clockwork zum Mr. Free zu werden, braucht es einen gehörigen Anstoß. Und der begegnet ihm unvermittelt hinter einer scharfen Kurve in Gestalt von Kid (Sam Rockwell), einem jungen Mann im Davy-Crokett-Outfit. Genausowenig wie Selbstfindungsdrama ist „Box of Moonlight“Roadmovie oder Buddy-Film. Regisseur Tom DiCillo spielt mit den Genres und versteht es, einer Geschichte, die man zu kennen glaubt, immer wieder eine neue und überraschende Wendung zu geben.“(tip) Atelier

Broken Silence Schweiz 1995, R: Wolfgang Panzer, D: Martin Huber, Ameenah Kaplan

Der Regisseur Wolfgang Panzer schickt einen Kartäusermönch aus seinem schweizer Kloster in die weite Welt hinaus, und läßt ihn zusammen mit einer afroamerikanischen Globetrotterin mit Taxi, Bus, Bahn und Schiff durch Indien und Indonesien reisen. Ohne festes Drehbuch fuhren die beiden Schauspieler mit einem kleinen Filmteam die Reiseroute des Films entlang und zusammen entwickelten sie die einzelnen Szenen, je nach den Gegebenheiten und ihren Entdeckungen an den einzelnen Drehorten. Alle wirklich guten Roadmovies haben solch einen dokumentarischen Kern: die Reise wird uns nicht nur vorgespielt, sondern die Schauspieler haben wirklich in engen Bussen gesessen, haben sich am scharfen indischen Essen den Mund verbrannt und wußten nicht, in welchem Bett sie am nächsten Abend schlafen würden. Und Panzer ist es gelungen, die Einsichten in das Seelenleben des weltfremden Mönches und der weltgewandten jungen Frau genauso authentisch und aufregend auf die Leinwand zu bringen wie die javanesischen Vulkanlandschaften und indischen Flußfahrten. (hip) Cinema

E

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow

Der Autor Michael Ondaatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, Die Zeit) Schauburg, Gondel, Filmstudio, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

The Englishmam Who Went Up A Hill But Came Down a Mountain Großbritannien 1995, R: Chris Monger, D: Hugh Grant, Tara Fitzgerald / Originalfassung mit Untertiteln

„Dieser Film hat etwas, was man ansonsten eher Menschen zuschreibt: innere Werte. Hugh Grant zieht mit seinem hilflosen Kleinjungendackelblick, dem linkischen Achselzucken und dem spitzbübisch grübchenbildenden Lächeln seine zwischenzeitlich hinlänglich strapazierten Register als richtiger Mann am falschen Ort, den man liebzuhaben hat.“(epd-Film) Kino 46

F

Fled USA 19996, R: Kevin Hooks, D: Laurence Fishburne, Stephen Balldwin, Salma Hayek

„Ein weißer und ein schwarzer Häftling sind aneinandergekettet auf der Flucht. Stanley Kramer dreht das 1958 als „Flucht in Ketten“mit Tony Curtis und Sidney Poitier. In Kevin Hooks' Actionfilm sind es Stephen Baldwin und Laurence Fishburne, die nicht nur mit den Ketten, sondern auch mit gegenseitiger Abneigung zurechtkommen müßen. Solide gemacht, aber „Fled“kommt an Kramers Klassiker nie heran.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

From Dusk Till Dawn USA 1996, R: Robert Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Georg Cloney, Harvey Keitel

Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielte zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen. So daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Auch wenn Rodriguez noch so rasant schneidet, verliert man in der zweiten, mexikanisch-vampiristischen Hälfte des Films schnell die Übersicht und das Interesse daran, wer schon untot ist und wer noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. (hip) Atelier

G

Der Glöckner von Notre Dame USA 1996, R: Gary Trousdale

„Disney hat Victor Hugo auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht und ein harmloses Vergnügen veranstaltet, bei dem die Nebenfiguren den Stars wieder einmal die Show stehlen.“(Der Spiegel) Kino 46

H

Haben (oder nicht) Frankreich 1995, R: Laetitia Masson, D: Sandrine Kiberlain, Arnaud Giovanientti

„Haben (oder nicht)“macht allen Unterschied für Sein und Bewußtsein, wie die junge Arbeiterin Alice erfahren muß: Weil ihr Job (am Fließband einer Fischkonservenfabrik in der Normandie) wegrationalisiert wird, verliert sie ihr Selbstvertrauen, den Mut zur Liebe und läuft schließlich vor ihrem ganzen Leben davon. Im fernen Lyon, wo sie niemand kennt, kommt Alice wieder auf die Beine und faßt endlich sogar Zutrauen zu einem scheuen Jungen, der allerdings auch kein Star ist, sondern Bauarbeiter: Kommt mit dem neuen Job die neue Liebe? Wie sich der schlichte, schäbige Arbeitslosigkeitsstoff mit Farbe, Gefühl und Lebendigkeit füllt, macht den überraschenden Reiz dieses Erstlingsfilms von Laetitia Masson aus und seinen Zauber die Hauptdarstellerin Sandrine Kiberlain, die graziös und langhalsig wie ein gerupftes Schwänchen durch Leben flattert.“(Der Spiegel) Cinema

Harold & Maude USA 1971, R: Hal Ashby, D: Ruth Gordon, But Cort

„Ashbys schwarze Komödie über die Liebesgeschichte zwischen einem depressiven 20jährigen Mann/Kind und einer optimistischen 80jährigen Frau ist einer der populärsten von allen Kultfilmen. Er hat eine erhebende Qualität, eine Frische, ein Funkeln, einen wunderschönen Sinn für erfolgreiche Rebellion.“(Danny Peary) Cinema

Hippolytes Fest Frankreich 1995, R: Laurent Benegui, D: Stephen Audran, Michel Aumont

Hippolyte, Meisterkoch alter Schule in Paris muß seinen traditionellen Laden schließen, weil eine Bank eine neue Filiale eröffnen will. Am letzten Abend dürfen sich noch mal alle Freunde des Hauses an Kalbsbries, Lammsattel und Jakobsmuscheln laben. Weder eine überzeugende Hommage an leidenschaftliche Köche noch ein stimmigens Portrait der bunt gewürfelten Gästeschar ist Benegui hier geglückt. Statt dessen menschelt es gewaltig, die Gäste (inkl. politisch korrektem Alibi-Araber und Vorzeige-Clochard) gefallen sich im Äußern peinlicher Weisheiten, dazu wabert unentwegt Chormusik. Der Rest ist nicht einmal aufregend fotografiertes Maggi-Kochstudio. (mu) Gondel

101 Dalmatiner USA 1996, R: Stephen Herek, D: Glenn Close, Jeff Daniels, Joely Richardson

„Das Remake aus der Hölle! In dieser Realfilm-Version sprechen die Hunde nicht mehr, sie wackeln nur noch mit den Köpfen und bellen. Und die Menschen, angeführt von Jeff Daniels und Joely Richardson, wandern durch die ganze Angelegenheit mit einem benommenen, ungläubigen Gesichtsausdruck, was man ja auch durchaus nachvollziehen kann. In ihren Eingangszenen als die böse Cruella DeVil zeigt Glenn Close eine gewisse scharlachrote Freude an ihrer eigenen Monströsität. Aber schnell wird der Zauber und die Feinfühligkeit des Zeichentrickfilms von 1961 durch schwerfällige Grobheiten erschlagen. Ist dies jetzt die offizielle Geschäftspolitik von Disney?“(New Yorker) UFA-Palast, UFA-Stern, UT-Kinocenter, MUWI-Filmkunst (Ol), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

J

Jaguar Frankreich 1996, R: Francis Veber, D: Jean Reno, Patrick Bruel

„Das ist nicht der Club Med hier!“herrscht der genervte Abenteurer Jean Reno den Großstadtmenschen Patrick Bruel im Amazonasdschungel an. Dorthin ist ihm der hochstapelnde Spieler auf der Flucht vor rabiaten Gläubigern gefolgt, nachdem ein indianischer Schamane ihn als „Auserwählten“deklariert hat, der seinen Stamm retten müsse. Doch vor Ort möchte der Auserwählte lieber wieder umkehren. Die Fremdheit des Dschungels bleibt nur Anlaß für mäßige Gags und postkartenreife Hintergründe, mit denen sich bei dieser Abenteuerkomödie die Beteiligten – vor und hinter der Kamera – unter Wert verkaufen.“(tip) UFA-Stern

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

Jerry Maguire - Das Spiel des Lebens USA 1996, R: Cameron Crowe, D: Tom Cruise, Cuba Gooding Jr.

„Tom Cruise spielt die Titelrolle: einen schlitzohrigen und eingebildeten Agenten für Profi-Sportler. In den flüssigen Anfangsszenen verspricht der Film, bei dem Cameron Crowe das Buch schrieb und Regie führte, etwas sehr ungewöhnliches zu werden: eine Komödie über die spirituelle Krise eines oberflächlichen Mannes. Aber der Star zieht sich schnell auf seine bekannte „Ich kann alles erreichen“-Routine zurück, und Crowe verliert die Kontrolle über den zerbrechlichen komödiantischen Tonfall.“(The New Yorker) City, UFA-Stern

K

Kleines Arschloch Deutschland 1996, R: Michael Schaak

„Michael Schaaks „Trickompany“, die bereits dem beinharten Werner das Kesseln beibrachte, verhalf dem Titelhelden zu einem animierten Leben. Und leider sieht vieles deshalb auch verdächtig nach „Werner“aus. Wenn das kleine Arschloch (gesprochen von Helge Schneider) über den Friedhof schiebt, hat der Film seine guten Momente; den subversiven, beißenden Witz der Bücher des „Käpt'n Blaubär“-Vaters Moers erreicht er leider nicht. Aber eines verdanken wir diesem Film dann doch: endlich mal an der Kinokasse sagen zu können: Einmal Kino 3, kleines Arschloch!“.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter, UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Krieg der Sterne USA 1977/96, R: Georg Lucas, D: Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fisher

„Zum zwanzigjährigen Jubiläum wurde Georg Lucas technisch revolutionärer Sci-fi-Klassiker nun mit modernisierten Bild- und Toneffekten aufpoliert. Für ein Budget von ca. zehn Millionen Dollar – was in etwa dem damaligen Gesamtbudget entspricht - wurden von den Effektkünstlern bei Industrial Light & Magic per Computeranimation viereinhalb Minuten neuer „footage“eingefügt - ein humorvolles „Close Encounter“zwischen Jabba und Han Solo. Die dinosaurierartigen Kreaturen wurden ebenso wie diverse weitere außerirdischen Wesen genauer definiert und mobiler gestaltet. Und der finale Angriff der Kampfraumschiffe verliert im neuen Gewand weitgehend seine Videospiel-Ähnlichkeit. Des weiteren verleiht ein neuer digitaler, baßverstärkter und im Surroundsound aufgenommener Soundtrack dem Film ein Du-steckst-mittendrin-Gefühl, wie man es in den siebziger Jahren noch nicht kennen konnte.“(Blickpunkt: Film) Europa, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

L

Larry Flint - die nackte Wahrheit USA 1996, R: Milos Forman, D: Woody Harrelson, Courtney Love, Edward Norton

Zu Beginn der 70er Jahre drang die sexuelle Revolution bis ins amerikanische Hinterland vor. Einer ihrer Protagonisten war Larry Flint, der Herausgeber des Sex-Magazins „Hustler“. Das Pornoblatt machte ihn reich. Aber es rief auch selbsternannte Moralwächter auf den Plan. Flint wurde in zahllose Prozesse verwickelt und wurde von einem Fanatiker angeschossen, so daß er für den Rest seines Lebens im Rollstuhl sitzen muß. Forman ist hier „eine der großartigsten Filmbiographien der letzten Jahre gelungen. Er zeigt Flints Leben nicht als dokumentarische Wahrheit, sondern schmissig, bunt mit schlagfertigen Dialogen, dramatischen Augenblicken und dem ganzen dekorativen Exzeß seiner neureichen Welt.“(Der Spiegel) Modernes, MUWI-Filmkunst (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Last Supper USA 1995, R: Stacy Title, D: Cameron Dianz, Ron Eldard

„Der Tod ihres Zufallsgastes, eines gewalttätigen, faschistoiden Truckers, erfolgte noch im Affekt. Doch dann begeistert sich die politisch korrekte Studenten-WG aus Iowa für die Idee, weitere reaktionäre Gestalten auf diese Art aus dem Weg zu schaffen. Ihre wöchentlichen „debate parties“werden für viele Gäste zur Henkersmalzeit. Eine abgedrehte Mischung aus schwarzer Komödie und Thriller, eine intelligente, bitterböse Groteske über politische Selbstgerechtigkeit und Wagenburgmentalität. (tip) Atlantis

Das Leben ist eine Baustelle Deutschland 1996, R: Wolfgang Becker, D: Jürgen Vogel, Christiane Paul

„Der eine hat schon mal bessere Zeiten gesehen, dem anderen sind noch nicht einmal die guten Zeiten begegnet. Buddy und Jan werden durch die kreisenden Bewegungen zusammengeführt, die die Menschen in der Stadt umrühren, durchquirlen, wie die Mädchen, die es selten lange bei ihnen aushalten. Aus lauter kleinen Beobachtungen, mit Einschüssen von Witz und Horror, die das Leben ja auch bereithält, setzt sich Beckers Kaleidoskop einer Großstadt zusammen, das nicht ganz dem Lackbild der offiziellen Fremdenverkehrsreklame entspricht. Mit einem unaufdringlich eindrucksvollen Jürgen Vogel ist Wolfgang Becker ein aktueller Zeitfilm von Witz und Wahrhaftigkeit gelungen. Und mit ein paar Bildern vom Buddelplatz Berlin, die haften bleiben: Juten Morjen, Tristesse!“(Berliner Morgenpost) City

Liebe hat zwei Gesichter USA 1996, R: Barbara Streisand, D: Barbara Streisand, Jeff Bridges

„Dies ist wohl der einzige Film, in dem ein häßliches Entlein sich in ein noch häßlicheres Entlein verwandelt. Barbara Steisand, die den Film produzierte, Regie führte (und sich dabei wie eine boshafte Ausgabe des tyrannischen Otto Preminger aufgeführt haben soll) und natürlich die Hauptrolle spielte, entpuppt sich als unglaublich eitel. Sie glaubt in „Liebe hat zwei Gesichter“als 52jährige locker eine 35jährige glaubhaft verkörpern zu können, und hat sich dafür so glamöurös als graues Mäuschen (ohne ein Gramm Übergewicht) herausgeputzt, daß es nur noch lächerlich wirkt, wenn sie sich für ihre große Liebe angeblich mit Diät, Schminke und neuen Kleidern attraktiver macht. Leid kann uns bei all dem nur der wackere Jeff Bridges tun. Denn dies ist im Grunde eine von den alten Rock Hudson/Doris Day-Schnulzen - nur Mrs. Streisand hat sich den Part von Hudson geschnappt, und Bridges steht nun als männlich/passive Doris Day dumm da.“(Christopher Tookey) UT-Kinocenter

Lotta aus der Krachmacherstraße Schweden 1992, R: Johanna Hald, D: Grete Havnesköld, Linn Gloppestad

„Lottas sehnlichster Wunsch, ein Fahrrad, scheint sich nicht zu erfüllen. Sie nimmt die Sache selbst in die Hand. Die schwedischen Nordlichter produzieren Harmonisch-Familiäres ohne schrille Farben und Töne. Kaum etwas, was aus dem Rahmen fällt, bis eben auf Lotta.“(tip) Atelier, UFA-Palast

M

Mars Attacks! USA 1996, R: Tim Burton, D: Jack Nicholson, Glen Close, Tom Jones

„Eine Serie von Kaugummi-Sammelbildchen aus den 60er Jahren stand Pate für diese detailverliebte Science-Fiction-Oper, eine einzige Hommage an die Blüten des Genres aus den fünfziger Jahren. Zugleich wirkt „Mars Attacks!“wie eine unfreiwillige Parodie auf „Independence Day“. Wo der auf eine effektive Mischung aus Spannung und Rührseligkeit setzte, da setzt Burton zum Rundumschlag an: Politik, Busineß, Militär, Fernsehen und White Trash bekommen ihr Fett weg. Statt Helden inszeniert er eitle, selbstsüchtige Deppen. Das ist eher richtungslos, gleichmacherisch, nicht immmer treffsicher, dafür hemmungslos albern, wunderbar geschmacklos und nihilistisch.“(tip) UFA-Palast, MUWI-Filmkunst (Ol)

Matilda USA 1996, R: Danny DeVito, D: Mara Wilson, Danny DeVito

„Danny DeVito, der sich als skrupelloser Schauspieler (in „Ruthless People“) und skrupelloser Regisseur (in „Der Rosenkrieg“) entpuppte, ist offensichtlich ein Seelenverwandter des Autoren boshafter Kinderbücher Roald Dahl. Seine Verfilmung von dessen „Mathilda“ist ein wildes Werk ohne jede Sentimentalität. Es steht hemmungslos auf der Seite seiner frühreifen sechsjährigen Heldin gegen ihren Vater Mr. Wormwood, einen korrupten Gebrauchtwagenhändler, ihre bingosüchtige Mutter und Miss Trunchbull, die kinderhassende Sadistin, die Mathildas Schule leitet. Dies ist Dahl als Neo-Dickens mit seiner kleinen Heldin, die ihre telekinetischen Fähigkeiten einsetzt, um für Bildung und Menschlichkeit zu kämpfen. So inszeniert und ausgestattet, daß sie möglichst nah an die Atmosphäre eines Märchenbuchs herankommt, ist diese vergnügliche Komödie über einen Rachefeldzug extrem zweischneidig. Ich könnte sie mir jedenfalls nicht als den angemessenen Film für die Abschlußfeier einer Schule für höhere Töchter vorstellen.“(The Observer) City, UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Meister Eder und sein Pumuckl Deutschland 1980, R: Ulrich König, D: Gustl Bayrhammer, Helga Feddersen

Man mag es kaum glauben, aber der kleine Kobold und Bruder von Pinocchio ärgert schon seit über dreißig Jahren den bayrischen Schreinermeister. Zuerst in Hörspielen des bayrischen Rundfunks, dann als sehr erfolgreicher TV-Serienheld und seit Anfang der 80er Jahre auch im Kino. Und immer machte Hans Clarin den kleinen Quälgeist mit seiner Stimme lebendig. Obwohl er längst das Rentenalter erreicht hat, klingt sie immer noch so jung und frech, daß man dem Knirps jeden Streich gerne verzeiht. (hip) Atlantis

Michael USA 1996, R: Nora Ephron, D: John Travolta, Andie MacDowell, Bob Hoskins

„John Travolta ist heutzutage vielleicht der einzige Star in Hollywood, der einen Film aus dem Hut ziehen und ihn auf der Spitze einer Nadel tanzen lassen kann. Und in Nora Ephrons gefälliger, waffeldünner Komödie „Michael“ist es sein Portrait eines schalkhaften Engels mit dem Appetit eines Fernfahrers und den Tischsitten eines Zweijährigen, das dem Film auf die Sprünge hift und ihn tanzen läßt. Dieser sich selbst als Erzengel beschreibende Charakter namens Michael hat hier eine der Filmeinführungen, die man so schnell nicht vergißt. Mit einer Zigarette, die in seinem Mundwinkel hängt, und seinen schweren Engelsflügeln, die traurig, nass und schmutzig herunterhängen, pflügt er sich durch eine Schale mit Corn Flakes, auf die er genug Zucker geschüttet hat, um normale Sterbliche in einen kritischen Schockzustand zu versetzten. Michael ist, kurz gefasst, der lausbübisch grinsende Schmutzfink, der viele von uns gerne wären, wenn wir damit durchkommen könnten. Reines Es, mit einer gehörigen Portion Schabernack, hat er auch ein versöhnendes Herz aus Gold, und dies kann Travolta ausdrücken wie zur Zeit kein andere Schauspieler. Na ja, vielleicht noch Tom Hanks.“(New York Times) UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), MUWI-Filmkunst (Ol)

R

Rossini Deutschland 1996, R: Helmut Dietl, D: Mario Adorf, Veronica Ferres, Götz George, Heiner Lauterbach

„In der Art, wie Dietl sich und seinesgleichen mutwillig (nämlich mutig und willentlich) dem Komödiengelächter preisgibt, trifft sich äußerste Koketterie mit äußerster Ehrlichkeit - erlaubt ist das nur und gelingt nur, weil Dietl so alles umarmend in sein Werk verliebt ist, verliebt in die Sprache, in die Schauspieler, in die Komödienlust. Seht her: Da gibt es eine kleine Gesellschaft kennenzulernem, von der man nicht sagen kann, daß sie über sich selbst hinaus etwas bedeute; da spielen keine Kinder und keine Tiere mit; da wird kein Verbrechen begangen und keine Ehe gestiftet, auch kein Glück verheißen und nicht behauptet, daß es etwas besseres als Ironie gebe, um sich in die Dinge zu schicken. Wenn dieses Schwabing nicht die Welt ist, gibt es überhaupt keine.“(Der Spiegel) Modernes, UFA-Stern, UT-Kinocenter

Ein Rucksack voller Lügen Östereich 1996, R: Wolfram Paulus, D: Judith Feldner, Rolf Zacher

„Es ist keine gute Idee, einen Schulausflug an einem Bundesligaspieltag zu veranstalten. Kein Wunder, daß die Schüler sogleich einen ganze Rucksack voller Lügen aufmachen, um doch noch ins Stadion zu kommen. Als Lehrer Schwaiger drei Störenfriede in einen Bus sperrt, türmen diese in Richtung Stadion – während er selbst den Kinobesuch der Klasse zu einem Rendezvous nutzt. Die Ausreißer geraten inzwischen an einen Juwelendieb, den sie schließlich dingfest machen. Leider ist dieser Rucksack recht fadenscheinig, die Lügen schon zu oft gelogen.“(tip) Schauburg

S

Shine - Der Weg ins Licht Australien 1996, R: Scott Hicks, D: Geoffrey Rush, Noah Taylor, Armin Mueller-Stahl, John Gielgud

Eines der beliebtesten Klischees über Künstler ist es, daß Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Wenn nun der australische Film „Shine“von einem virtuosen Pianospielers handelt, der in der psychiatrischen Anstalt landet, sind die Erwartungen schon vorprogrammiert. Und werden zum Glück gründlich enttäuscht. Der Regisseur Scott Hicks erzählt hier die wahre Geschichte von David Helfgott, der in den 50er Jahren als Wunderkind am Flügel reüssierte, auf der Bühne nach dem Spielen des berüchtigt schwierigen 3. Pianokonzerts von Rachmaninoff zusammenbrach und nach einer langen geistigen Umnachtung wieder den Weg in die seelische Gesundheit und ans Klavier fand. Armin Mueller-Stahl spielt Davids Vater als eine wahrhaft erschreckende Mischung aus Tyrann und Opfer. Sein Gegenpol ist John Gielgud in einer weiteren schönen Nebenrolle als ein Musikprofessor, der David in London fördert und so etwas wie sein Traumvater ist. Das Wunderbare an diesem Film ist es, das er trotz Geisteskrankheit und Davids gescheiterter Weltkarriere alles andere als deprimierend ist. Dafür ist Hicks ein zu romantischer und warmherziger Erzähler. (hip) Schauburg

Sleepers USA 1996, R: Barry Levinson, D: Kevin Bacon, Robert De Niro, Dustin Hoffman

„Vier Jungen werden in die Reformschule gesteckt und dort mißhandelt und vergewaltigt. Jahre später planen sie ihre Rache gegen ihre Peiniger. Es ist erstaunlich, wie Lewinsons Talente ihn im Stich lassen, sobald er mit seinen Filmen seine Heimatstadt Baltimore verläßt. Diese schwerfällige Adaption von Lorenzo Carcaterras in New York angesiedelter Biografie wirkt wie eines von diesen Sozialdramen der Warner-Studios aus den 30er Jahren. De Niro ist ein Priester a la Pat O'Brien, Hoffman ein gerissen-abgerissener Anwalt, aber selbst die wenigen Szenen mit diesen beiden heiligen Monstern werfen keine Funken.“(Time Out) City / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

Space Jam USA 1996, R: Joe Pytka, D: Michael Jordan, Bugs Bunny, Daffy Duck

„Einen explosiven Cocktail aus Wirklichkeit und Cartoonphantasie hat das Team Reitman/Pytka hier gemixt: Wo sich Bob Hoskins noch mit einem einzigen Zeischntrick-Hasen namens Roger Rabitt herumschlagen mußte, wird Michael Jordan, einer moderenen Alice in MTV-Wunderland gleich, ganz in die Welt der Cartoonfiguren verpflanzt. Während am einen Ende der Geschichte die Gummikörper der Tooney Tunes für überbordende Phantasie sorgen. stehen am anderen Ende Basketballspieler, die sich alle selbst spielen, für einen bizarren Realitätskick.“(epd-Film) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Die Story von Monty Spinnerratz Deutschland 1997, R: Michael F. Huse, D: Lauren Hutton, Beverley D'Angelo

„Die Marionetten der Augsburger Puppenkiste ins Kino zu bringen ist prinzipiell eine tolle Idee. Nur ist sie hier leider völlig verschenkt. Mit Blick auf den US-Markt nahm man ein amerikanisches Kinderbuch als Vorlage und verlagerte damit den Aktionsbereich der „fränkischen Muppets“über den großen Teich. Der Charme der Puppen ist dabei anscheinend irgendwo im Hudson River untergegangen.“(V. Bleek) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Das süße Leben (La dolce vita) Italien/Frankreich 1959, R: Federico Fellini, D: Marcello Mastrioani, Anita Ekberg

„Marcello – das bin von Kopf bis Fuß ich selbst“, gesteht Federico Fellini. Und es gehört Mut dazu, sich zu diesem Hanswurst zu bekennen, auch wenn Marcello Mastroiani ihn selbst unter demütigenden Umständen mit nonchalanter Würde ausstattet. Aber Marcello – das ist nicht nur der geheime Moralist Fellini oder der traurige Müßiggänger Mastroiani, das ist ein Prototyp des Mannes schlechthin. War das vielleicht der eigentliche Grund für den Skandal, für die Staats- und Kirchenaffäre, die diese unspektakuläre Zeitungschronik eines normalen römischen Sommers 1960 ausgelöst hat?“(Wolfgang Brenner) Kino 46

T

Taxi Lisboa Deutschland 1996, R: Wolf Gaudlitz, D: Augusto Macedo, Josefina Lind / Originalfassung mit Untertiteln

„Im Laufe der Jahre haben sich die Spuren des Lebens tief eingegraben – in die rissigen Häuserfronten Lissabons ebenso wie in Augusto Macedos faltiges Gesicht, der Tag für Tag sein schwarzes Oldsmobil durch die engen Gassen lenkt und am Hauptplatz unterhalb des Rossio auf Kundschaft wartet. Mit ihm und seinem Gefährt begibt sich auch Regisseur Wolf Gaudlitz auf eine fantastische Reise durch die portugiesische Hauptstadt und ihre melancholisch-nostalgische Stimmung des „Saudade“. Durch die Filme von Gaudlitz weht ein leiser Hauch von Fellini, mit dem ihn nicht nur eine ausgesprochene Neigung zum Circensischen, sondern auch ein Faible für einen ausgefeilten Soundtrack verbindet. Ähnlich wie in Wenders „Lisbon Story“erwacht die portugiesische Hauptstadt auch hier akustisch zu vibrierendem Leben, wird der sorgfältig fotografierte Bilderbogen von einer Musik getragen, die zwischen Wehmut und Hoffnung, unerfüllter Sehnsucht und einer Heiterkeit, die durch Not und Verzweiflung gegangen ist, zu vermitteln vermag.“(film-dienst) Cinema

V

Vertrauter Feind USA 1997, R: Alan J. Pakula, D: Brad Pitt, Harrison Ford

„Wer ein rechtschaffender Ire ist, läßt einen Landsmann in der Fremde nicht verkommen. So gibt der New Yorker Streifenpolizist Harrison Ford Brad Pitt, der frisch aus Belfast gekommen ist, eine Bleibe. Daß das keine gute Idee ist, zeigt der Film. Pitt entpuppt sich als IRA-Untergrundkrieger, der in den USA eine Ladung Raketen beschaffen soll. Als der brave Ford das spitzkriegt, wird einerseits aus dem Krimi ein tränenschweres Männerfreundschaftdrama und geht andererseits ein so mächtiges Geballer los, daß der Krieg in Belfast fast idyllisch erscheint.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

14 Tage lebenslänglich Deutschland 1996, R: Roland Suso Richter, D: Kai Wiesinger, Michael Mendl, Sylvia Leifheit

„Wenn ein Film mit einer derart kalten, gefühlslosen Sexszene beginnt wie dieser, dann ahnt man schon, daß es anders läuft als in all den Komödien und Beziehungsfilmchen aus deutschen Landen. Für Roland Suso Richters sehenswertes Knastpsychodrama magerte Kai Wiesinger deutlich ab; auch optisch wollte er sich deutlich von seinem bisherigen „Softie“-Image distanzieren. Um seine verschuldete Kanzlei medienwirksam ins Gespräch zu bringen, akzepiert der arrogante Junganwalt Wiesinger eine Erzwingungshaft von 14 Tagen für nichtbezahlte Parktickets. Doch kurz vor seiner Entlassung wird in seiner Zelle eine große Menge Kokain gefunden, und er wird zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Er weiß, daß er reingelegt worden ist. Und er ahnt auch, von wem ...“(Tv-Spielfilm) Europa

W

Was? Italien 1972, R: Roman Polanski, D: Marcello Mastroianni, Sydney Rome

„Was soll dieser in der Carlo-Ponti-Villa in Amalfi fotografierte Film? Den Romantik- und Sexkult der westlichen Welt in Frage stellen oder bestätigen? Es ist ein konsumierbarer, amüsanter Film. Nonsens ohne tiefere Bedeutung, das Raffinement liegt in der Sorgfalt, die jede Einstellung, jedem winzigsten Dialog gewidmet ist. Polanski selber geistert als Zwerg Moskito durch den Film, bewaffnet mit Unterwasserharpune, dem großen Stachel, nur zum Schießen, wie er boshaft bemerkt. Zerfetzend scharf sind Polanskis Harpunenpfeile, die er gegen den Sexrummel abschießt, nicht. Aber komisch. Von einer Leichtigkeit, die sich der Wirklichkeit entzieht. Spiel mit dem eigenen Vokabular, Traumtanz, nach dem Massaker „Macbeth.“(Frankfurter Allgemeine Zeitung) Kino 46

William Shakespeares Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Kinder reicher Eltern, die in großen Schlitten durch die Gegend fahren und sich kleine Schießereien liefern: Wie bei der zufälligen Begegnung an der Tankstelle, die dann in Flammen aufgeht – Auftakt für „William Shakesspeare's Romeo & Julia“, der selbstverständlich keinen klassischen Theaterfilm abgibt. Regisseur Baz Luhrmann spielt ironisch mit Versatzstücken aus der elisabethanischen wie der heutigen Zeit. Die Geschichte von Romeo und Julia wird von einer farbigen Ansagerin im Fernsehen präsentiert, wo – und das ist überhaupt der Clou des ganzen Films – allerdings Original-Shakespeare gesprochen wird. Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Casablanca (Ol)