piwik no script img

Flicken, pumpen, rasen...

■ Gürtelreifen und Anti-Platt-Band beugen der Luftlosigkeit im Schlauch vor. Pannensprays sind nur ein Notbehelf

Dieser Tage wird wieder in den Kellern nach Fahrrädern gewühlt. Und wer dann seinen Drahtesel für die neue Saison abstauben will, stellt mit Entsetzen fest, daß der Mantel unförmig an der Felge schlackert. Das Rad ist platt, hinten natürlich. Händeringend blicken wir zum Himmel und fragen uns, ob wir nach Sparpaket, Rentenreform und verregneten Wochenenden auch das noch tatenlos hinnehmen sollen. Die Antwort ist eigentlich klar: nein!

Wer die schnelle Hilfe will, für den kommt die Rettung aus der wie üblich praktischen Dose. Schleimige Pannensprays werden durch das Ventil gepumpt und verteilen sich nach ein paar schnellen Radumdrehungen an der Innenseite der Mantelwand. Wunder der Zentrifugalkraft! Dort sickert die Substanz in kleine Löcher und verstopft sie – das Rad ist auf unkomplizierte Weise geflickt, eine Dose kostet zwischen zehn und fünfzehn Mark. Experten bemängeln allerdings, das sich durch die übrige, frei im Mantel flottierende Flüssigkeit Unwuchten bilden. Zudem steht selbst auf den Dosen, daß der Schlauch nach der Wunderspraybehandlung bald geflickt oder ausgetauscht werden soll.

Wer das Reifenflicken satt hat und sich auf eine solche vorübergehende Lösung nicht einlassen will, sollte dem Platten schon früher vorbeugen. Ihm sei das „Anti- Platt-Band“ ans Herz gelegt. [Da nützt es wenig! d. säzzer] Dabei handelt es sich um ein zähes Plastikband, das so von innen in den Mantel gelegt wird, daß es zwischen Mantel und Schlauch liegt.

Schnelle Hilfe kommt schleimig aus der Dose

Sticht nun ein Gegenstand durch den Mantel (etwa eine Scherbe oder eine Heftzwecke), schützt das Band den Schlauch: Die Spitze dringt nicht bis zum Schlauch durch, sondern bleibt im Anti- Platt-Band stecken. Ein Satz dieser Schlauchschoner kostet zwischen 25 und 30 Mark. Die Bänder sind in verschiedenen Breiten und Durchmessern erhältlich, so daß sie für jede Radgröße passen. Außerdem gibt es sie in verschiedenen poppigen Farben, die man natürlich nicht mehr sieht, wenn die Bänder erst einmal montiert sind.

Auf einem vergleichbaren Prinzip beruhen Gürtelreifen. In das Textilgewebe dieser stabilen Mäntel mit besonders dickem Profil sind dicke Kunststoffschichten bereits fest eingearbeitet. Der Effekt ist dem der Anti-Platt-Bänder ähnlich: Der Schlauch ist durch eine zähe Hülle vor Einstichen geschützt. Solche Mäntel kosten pro Stück 50 bis 60 Mark und sind damit bis zu 30 Mark teurer als herkömmliche Bereifung. Sollten neue Mäntel ohnehin gerade fällig sein, lohnt sich die Investition in das Umsteigen. Nach ein paar Pannen, die man dann eben nicht mehr hat, sind die Mehrkosten möglicherweise schon eingespart: Wieviel man genau an Mehrausgaben für Flickzeug und neue Mäntel/ Schläuche gehabt hätte, läßt sich freilich nicht mehr feststellen. Das Rad ist ja nicht mehr platt.

Vor allen Dingen aber, wenn man auch noch die eigene Arbeitszeit mit einberechnet, die das Flicken jedesmal in Anspruch nimmt, müßte die Wahl beim nächsten Reifenkauf eigentlich auf die etwas teurere High-Tech-Variante fallen. Martin Kaluza

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen